Hoffnungsträger für die Tigers-Trainerbank

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Hoffnungsträger des Bayreuther Eishockeys: Petri Kujala soll die Tigers in die Oberliga-Playoffs führen. Foto: Rudi Ziegler Foto: red

Der neue Hoffnungsträger des Bayreuther Eishockeys ist 47 Jahre alt, lebt mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Töchtern in Hiltpoltstein und spricht ein bisschen wie Samu Haber – die gleiche sonore Stimmfarbe, der gleiche Akzent. Wie der Sänger der Band „Sunrise Avenue“ ist auch der neue Trainer der Bayreuth Tigers gebürtiger Finne. Als solcher blickt Petri Kujala den Herausforderungen des Lebens ohnehin relativ gelassen entgegen. Der Standort Bayreuth mit all seinen Negativschlagzeilen in den letzten Wochen – Abstieg in die Oberliga, Querelen zwischen Stammverein und GmbH, offene Briefe, Unzufriedenheit der Fans – versetzt den ehemaligen Trainer des EC Bad Nauheim, der zuletzt Gegner der Tigers in der DEL2 war, deshalb auch nicht sonderlich in Wallung.

 
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Im Gegenteil. Als er bei seiner Vorstellung in den Geschäftsräumen eines Bayreuther Busunternehmens mit einem strahlenden Lächeln versichert, er freue sich riesig auf die neue Aufgabe, versprüht er genau die Aufbruchstimmung, die Matthias Wendel mit der Personalie Kujala auch erzeugen wollte. Dem Tigers-Geschäftsführer ist mit der Verpflichtung des Deutsch-Finnen zweifelsohne ein Coup gelungen. Er beobachte Kujala schon seit zwei Jahren, sagt Wendel. „Als ich gehört habe, Herr Kujala geht zurück ins Frankenland, habe sofort ich Kontakt aufgenommen.“ Petri Kujala hatte nach dem feststehenden Playoff-Einzug des EC Bad Nauheim überraschend verkündet, sich eine neue Herausforderung suchen zu wollen.

Dass sich der DEL2-Trainer des Jahres 2016 trotz anderer Angebote – in Eishockey-Fachkreisen war er auch mit Erstligist Düsseldorfer EG in Verbindung gebracht worden – für Bayreuth entschied, hatte auch mit der Nähe zu seinem Wohnort zu tun. Von Bayreuth nach Hiltpoltstein sind es gerade einmal 50 Kilometer. Die Entfernung sei nicht das Hauptargument gewesen, versichert Kujala, „aber es spricht schon dafür, denn meine älteste Tochter kommt dort bald in die Schule.“ Vielmehr reize ihn die Aufgabe in der Oberliga mit deutschen Traditionsstandorten wie Landshut oder Rosenheim. „Das ist brutal interessant.“ Er habe immer ein Auge auf Bayreuth gehabt, ergänzt er mit einem Schmunzeln, „aber leider hat Sergej in den letzten Jahren hier zu erfolgreich gearbeitet.“ Außerdem habe „die passende Chemie“ zwischen ihm und Matthias Wendel“ seine zunächst auf ein Jahr befristete Zusage positiv beeinflusst.

Der Geschäftsführer will mit dem Zeitpunkt der Vorstellung des neuen Trainers eine neue Zeitrechnung im Bayreuther Eishockey eingeläutet wissen. „Wir wollen die Vergangenheit ad acta legen“, sagt er und kündigt an, sich um eine Beilegung des Streits mit dem Hauptverein zu bemühen und auch das Gespräch mit den Fans zu suchen – zunächst über die Vorsitzenden der Fanclubs.

Saisonziel: Oberliga-Playoffs

Die durchaus herausfordernde Zusammenstellung des Kaders – Stand heute gibt es keinen einzigen Akteur mit Vertrag – unterliegt ab sofort hauptverantwortlich Petri Kujala, der aber nur als Trainer und nicht auch noch als Sportlicher Leiter fungiert. Die Position bleibe so lange offen, bis man einen geeigneten Mann finde, sagt Matthias Wendel. Der kündigt an, Gespräche mit den Spielern unverzüglich aufnehmen zu wollen. Dabei stünden potenzielle Neuzugänge ebenso im Fokus wie die Spieler der letzten Bayreuther DEL2-Mannschaft. Als Saisonziel formuliert er das Erreichen der Playoffs.

Auf eine bestimmte nationale Ausrichtung seiner Kontingentspieler will sich der neue Tigers-Coach nicht festlegen. „Wir brauchen Spieler, die zur Mannschaft passen. Das tschechische Spieler eher Techniker sind und Kanadier eher Kämpfer, das sind Vorurteile. Ich kenne sehr viel harte Tschechen und weiche Kanadier“, sagt er trocken und beantwortet auch die Frage nach seinem Führungsstil ähnlich gelassen. „Ich bin kein Disziplinfanatiker, ich setze auf normales Benehmen. Und wenn das normale Benehmen bei einigen eben nicht normal ist, dann braucht man halt andere Regeln.“

Zur Person

Bereits seit 1996 lebt der in Forssa geborene Petri Kujala in Deutschland. Er war als Spieler in Neuwied, Essen, bei den Berlin Capitals, in Wolfsburg, Duisburg und Ravensburg aktiv. Insgesamt absolvierte Kujala 172 Spiele in der DEL, erzielte dabei zwölf Tore und 23 Vorlagen. Dazu kamen 387 Begegnungen (160 Tore, 167 Assists) in der DEL2. Nach seiner Spielerkarriere heuerte Kujala 2008 beim EV Ravensburg an. Dort war er zunächst Jugendtrainer, ehe er 2012 das Cheftraineramt der Profimannschaft übernahm. Zur Saison 2014/15 wurde er Cheftrainer des EC Bad Nauheim in Deutschlands zweithöchster Spielklasse DEL2. Sein Vertrag wurde im Januar 2016 bis Ende der Saison 2016/17 verlängert. Mit seiner Frau Wenke, einer ehemaligen Profi-Triathletin, und seinen beiden Töchtern lebt er heute in Hiltpoltstein.

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