Vom Hochwasser zur Katastrophe? Fachleute sagen große Probleme am Main voraus

Die Überschwemmungen im Landkreis Kulmbach und der gesamten Region beunruhigen nicht nur den Linken-Kreisrat Oswald Greim. Die Vorhersagen der Experten vom LfU sind wenig erfreulich.

 
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Kulmbach - Die Aussichten des Klimawandels sind erschreckend: Sturzfluten und Hochwasser, kleine Bäche und Gräben schwellen zu Flüssen an. Das in Hof ansässige Klimazentrum im Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) hat den Klimawandel in den verschiedenen Klimaregionen Bayerns anhand von Klimamodellen untersucht und in die Zukunft projiziert. Die Ergebnisse hat das LfU in Klima-Broschüren und Klima-Faktenblättern aufbereitet. Die nun veröffentlichten Publikationen stellen dar, wie sich das Klima Bayerns ohne Klimaschutz in den nächsten Jahrzehnten verändern wird.

Klimamodelle erstellt

Wärmste Region Bayerns

Die Mitarbeiter haben Bayern in sieben Klimaregionen eingeteilt. Kulmbach gehört zur Klimaregion Main – ebenso wie Bayreuth, Kronach, Lichtenfels, Coburg und Bamberg und ganz Unterfranken. Diese Klimaregion sei besonders stark von Trockenheit betroffen, schreiben sie in ihrem Klimabericht. Es habe schon immer trockene Perioden in der Mainregion gegeben. Zwischen 1951 und 2019 sei die Jahresmitteltemperatur hier um 1,8 Grad gestiegen. Die Zahl der Tage unter Null Grad habe sich in diesem Zeitraum um 14 verringert. Ihr Resümee: „Die Mainregion ist die wärmste Klimaregion Bayerns und besonders betroffen, wenn Hitze und Trockenphasen zunehmen.“ Die Sommer in der Mainregion würden in Zukunft noch heißer. Das könne besonders bei älteren Menschen zu Beschwerden führen. Ohne Klimaschutz werde es gegen Ende des Jahrhunderts an über fünf Mal mehr Tagen wärmer als 30 Grad werden als heute. Die Winter würden immer milder werden. Es gebe kaum mehr Schnee und immer weniger Frost.

Heiße Tage nehmen zu

Landregen wird selten

Die steigenden Temperaturen haben auch negative Auswirkungen auf die Bildung von Grundwasser. Auf Anfrage teilt das LfU mit, dass Niederschlagsereignisse durch einen Temperaturanstieg intensiver werden. Bis Mitte dieses Jahrhunderts erwarte das Klimazentrum zwar in etwa die gleiche Niederschlagsmenge wie bisher, aber eine steigende Niederschlagsintensität. Das bedeute, dass ein Landregen, wie wir ihn von früher kennen, seltener werde. Die großen Regenmengen intensiver Niederschläge können jedoch in kurzer Zeit nicht vollständig vom Boden aufgenommen und im Untergrund gespeichert werden. Ein großer Anteil des Regenwassers fließe oberflächlich über Gräben, kleinere Bäche und Flüsse ab und trage nicht zu Bildung von neuem Grundwasser bei. Eine sinkende Grundwasserneubildung im Norden Bayerns sei schon seit Jahren zu verzeichnen.

Bäche werden zu Flüssen

Starke Niederschläge in kurzer Zeit kann auch zu Hochwasser führen. Das Ausmaß hänge von mehreren Faktoren ab. Vor allem das Relief spiele eine entscheidende Rolle, aber auch die Intensität und die Dauer der Niederschläge. Bei extremen Niederschlägen schwellen selbst Gräben und kleine Bäche zu Flüssen an. Böden und Kanalisation in Städten könnten gewaltige Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Das Wasser fließe flächig ab und suche sich seinen Weg ins Tal. In einem engen Tal könne es im schlimmsten Fall eine Katastrophe auslösen. G.B./awu

Greim mahnt

Oswald Greim, Kreisrat der Linken in Kulmbach, sieht sich durch das starke Hochwasser der vergangenen Woche, das einmal mehr für starke Überschwemmungen im Landkreis sorgte, bestätigt. In einer Presseerklärung verweist er darauf, dass bereits „dieser normale Landregen“ für ein Flutwelle gesorgt habe, und fragt: „Was passiert, wenn der Regen wesentlich stärker ist?“ Dann seien seiner Ansicht nach Schäden möglich, wie sie im Vorjahr unter anderem das Ahrtal erlebt habe. Greim verweist deshalb auf einen Antrag von ihm an den Kreistag  aus dem April 2021, als er unter anderem gefordert hatte, dass man  50 000 Euro als Anschubfinanzierung für ein Konzept zur Verfügung stellt, mit dem der Grundwasserspiegel erhöht werden könne. 

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