Hochschulmeisterschaften Der Wunsch nach mehr Wertschätzung

Annika Saunus und

Hochschulsport findet in der Öffentlichkeit kaum Beachtung. Selbst Meisterschaften laufen unter dem Radar. Zu Unrecht – wie der Sportliche Direktor des Deutschen Hochschulsportverbandes findet.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Mio Wüst von der TU Berlin ist regelmäßig auf der German-Beach-Tour unterwegs und spielte bereits bei den Deutschen Meisterschaften mit. Bei den Hochschulmeisterschaften dürfte der 23-Jährige zusammen mit Odin Gnilitza zu den Favoriten zählen. Foto: Imago Foto:  

Blick über den großen Teich in die USA: Dort genießen College-Meisterschaften einen extrem hohen Stellenwert. Es werden Zuschauerzahlen in Stadien sowie Einschaltquoten von Fernsehübertragungen erreicht, die selbst in den dortigen Profiligen nicht getoppt werden können. Uni-Sport ist dort ein Spektakel.

Nach der Werbung weiterlesen

Und bei uns in Deutschland? Der Yoga- oder Step-Aerobic-Kurs an der Uni ist für viele Studierende der einzige Berührungspunkt mit dem Hochschulsport. Was darüber hinaus im deutschen Hochschulsport passiert, läuft für viele unter dem Radar.

Zu Unrecht, findet Thorsten Hütsch, Sportlicher Direktor des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh) und Bayreuther Sportökonomie-Absolvent. „Wenn man sich dafür interessiert, sieht man hier und da mal einen Artikel, aber sonst findet das Thema kaum Aufmerksamkeit.“

Das Bayreuther Summer Feeling trägt seinen Teil dazu bei, das Bild zu ändern. Denn: Zum wiederholten Mal werden am Unistrand die Deutschen Hochschulmeisterschaften (DHM) im Beachvolleyball ausgetragen. Geplant war auch die nationale Hochschulmeisterschaft im Beachsoccer. Sie musste wegen zu weniger Anmeldungen aber kurzfristig abgesagt werden. Im Beachvolleyball jedoch kommen Studierende von Kiel bis München und Köln bis Dresden nach Oberfranken, um am Turnier teilzunehmen.

Doch wie hoch ist das Niveau einer DHM?

„Natürlich liegen wir deutlich unter einer Deutschen Meisterschaft oder höherklassigen Turnieren“, schätzt Hütsch es realistisch ein. „Dennoch haben wir bei den Hochschulmeisterschaften oft gute Teams dabei, die auch entsprechende Ranglistenpunkte beim Fachverband DVV haben.“

Ein Sprung in den Profibereich ist dennoch selten. „Man muss schon ehrlich sagen, dass das eher nicht der Fall ist,“ sagt Hütsch. „Dafür sind neben einer erfolgreichen DHM vor allem Erfolge in anderen Wettkampfserien wichtig. Der Weg zur internationalen Karriere funktioniert eher über die Studierendenweltmeisterschaften, wofür die DHM aber wiederum die Qualifikation darstellt.“

Insgesamt wünscht sich Hütsch für die Doppelbelastung aus Profisport und Studium mehr Wertschätzung. „Die Athleten bei Behörden wie Zoll, Polizei und Bundeswehr werden finanziell gut versorgt und können sich zu 100 Prozent auf ihren Sport konzentrieren, während die Studierenden relativ auf sich allein gestellt sind und nebenbei noch Studienleistungen erbringen“, sagt Hütsch. „Das Thema hat natürlich zu wenig Aufmerksamkeit, die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist doch überschaubar.“

Für die kommenden Olympische Spiele in Paris appelliert Hütsch deshalb: „Ich würde mir schon wünschen, dass die Kommentatoren im Fernsehen und die Journalisten das Thema stärker gewichten und publik machen, was diese jungen Leute da leisten, die Studium und Spitzensport unter einen Hut bekommen und dabei noch überdurchschnittlich erfolgreich sind.“

Doch vor Paris freut sich der Sportdirektor auch auf das Summer Feeling. „Insbesondere da man zum einen sich selbst sportlich ausprobieren kann, zum anderen aber auch hochklassigen Sport anschauen kann, denn die Finalspiele werden mit Sicherheit attraktiv.“

Am Bayreuther Uni-Campus ist Hütsch außerdem kein Fremder: „Ich bin selbst Spöko, aber zu meiner Zeit gab es leider noch kein Summer Feeling“, sagt der Absolvent aus dem Jahr 1994. „Ich kenne die Gegebenheiten vor Ort, ich saß auch immer in der Bib und habe auf das Rondell herausgeschaut, das ist natürlich toll, wenn da für zwölf Tage der Sport zu den Studierenden kommt.“ Insbesondere die Organisatoren und das Konzept des Events lobt Hütsch. „Die Veranstaltung ist schon herausragend, vor allem, weil sie von Studierenden für Studierende organisiert wird.“

Zwei Bayreuther Teams sind am Start

Die Uni Bayreuth wird bei den Hochschulmeisterschaften sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern jeweils von einem Team vertreten. Während das Frauenteam um Hannah Soderer und Marlene Brünnig feststeht, ist noch offen, wer bei den Männern an den Start geht. Hier gibt es mit Niklas Weber/Niklas Tiepner und Paul Soderer/Jonas Zusann zwei Teams, die sich berechtigte Hoffnungen machen. Die Entscheidung darüber fällt am Samstag beim uniinternen Beachvolleyball-Turnier. Wer gewinnt, bekommt den Platz.

Die vier kennen sich gut, spielen sie doch gemeinsam für den Drittligisten VGF Marktredwitz. „Wir sind reine Hallenspieler und sehen Beachvolleyball mehr als Ausgleich“, sagt Weber. Dennoch: „Wir versuchen, dass wir am Wochenende unser maximales Leistungsniveau erreichen.“ Dafür trainierten beide Duos in den vergangenen Wochen und waren zwei bis dreimal im Sand. Weber empfiehlt: „Man sollte auf jeden Fall mal vorbeischauen, die Stimmung ist gut und mit Beachvolleyball kann eigentlich jeder was anfangen.“

Für den 22-jährigen Spöko ist aber klar, dass der Spaß im Vordergrund stehen soll und weniger der Leistungsgedanke. „Das Niveau ist dennoch gut“, weiß der Student. „Bei Hochschulmeisterschaften sind vereinzelt auch immer wieder Topspieler dabei.“

Das Gleiche gilt für den Frauenwettbewerb. „Marlene und ich sind zum ersten Mal bei einer DHM am Start“, sagt Soderer, die Lehramt Sport, Wirtschaft und Geografie studiert und in der Halle für den TB Weiden spielt. „Wir wollen das Erlebnis mitnehmen und so weit kommen, wie es geht.“ Das universitätsinterne Turnier wollen Soderer und Brünnig zur Vorbereitung nutzen.