Hintergrund Der Frieden zwischen Äthiopien und Eritrea

Auf dem Meskel-Platz in Addis Ababa versammeln sich im Juni 2018 Unterstützer von Ministerpräsident Abiy Ahmed. - Die Vergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises an den äthiopischen Regierungschef ist in seiner Heimat mit Jubel aufgenommen worden. Foto: Mulugeta Ayene/AP/dpa Foto: dpa

Was Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed im vergangenen Jahr schaffte, galt davor als fast unvorstellbar: Nach rund 20 Jahren Feindschaft, die die ganze Region beeinträchtigte, begrub er das Kriegsbeil mit Erzrivalen Eritrea.

 
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Addies Abeba/Asmara - Was Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed im vergangenen Jahr schaffte, galt davor als fast unvorstellbar: Nach rund 20 Jahren Feindschaft, die die ganze Region beeinträchtigte, begrub er das Kriegsbeil mit Erzrivalen Eritrea.

Äthiopien und Eritrea, das einst zu seinem großen Nachbar gehörte, führten 1998 bis 2000 einen blutigen Grenzkonflikt. Um den Streit der Grenzziehung nach dem Krieg zu lösen, legte eine Expertenkommission 2002 unter anderem eine Kompromiss-Linie fest. Das Abkommen wurde aber nicht akzeptiert und die Staaten blieben verfeindet. Familien wurden getrennt, es gab keine diplomatischen Beziehungen und bewaffnete Oppositionsgruppen etablierten sich in dem jeweiligen Nachbarland.

Im Zuge etlicher Reformen in Äthiopien verkündete Abiy im Juli 2018 dann ganz plötzlich Frieden mit Eritrea. Die Regierung erklärte, man würde das Abkommen, das den Grenzkonflikt damals beendete, akzeptieren und umzusetzen. In einem symbolträchtigen Treffen schüttelten sich Abiy und Eritreas Präsident Isaias Afwerki die Hände, es wurden Botschaften in den beiden Ländern eröffnet und die Grenze wurde geöffnet. Zudem hoben die Vereinten Nationen die rund zehn Jahre lang bestehenden Sanktionen gegen Eritrea auf.

Allerdings hat sich seit den ersten historischen Entwicklungen wenig praktisch getan. Inzwischen sind die Grenzübergänge weitgehend wieder geschlossen. Es gibt bislang noch keine Abkommen etwa zum Handel oder zur Einwanderung. Experten zufolge haben seit vergangenem Sommer kaum Gespräche zwischen Addis Abeba und Asmara stattgefunden.

Vor allem in dem repressiv geführten Staat Eritrea sind wenige Veränderungen spürbar. Experten und Menschenrechtlern zufolge gibt es kaum Anzeichen dafür, dass sich die Menschenrechtslage verbessert hat. Vor allem, wenn es um den nationalen Arbeits- und Wehrdienst geht: Der zeitlich unbegrenzte Dienst wird oftmals als moderne Sklaverei bezeichnet und ist die Hauptfluchtursache der nach UN-Angaben mehr als 500.000 eritreischen Flüchtlinge weltweit.

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