Im Laufe der Zeit wird das Bild der Kriegsereignisse im Jahr 1944 differenzierter. Dabei kommen auch Tabuthemen zur Sprache. Martens nennt Gräueltaten als Beispiel: "Nicht nur die Deutschen haben keine Gefangenen gemacht, sondern teilweise eben auch die Amerikaner, Kanadier oder Engländer." Viele Menschen sind stattdessen getötet worden.
Auf deutscher Seite habe es eine völlige Fehleinschätzung der eigenen Stärke gegeben, bilanziert Martens. "Es gab bei Adolf Hitler die Erwartung, man könne die Landung zurückschlagen und sich auf diese Weise wieder den Ereignissen an der Ostfront zuwenden." Das stellte sich als Illusion heraus, zumal die Alliierten im Rücken der deutschen Streitkräfte Eisenbahnverbindungen bombardierten und damit den Nachschub behinderten.
Der D-Day steht auch für Tod und unmenschliches Blutvergießen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Das amerikanische D-Day Memorial in Bedford (Virginia) gibt an, dass am Abend des D-Day etwa 4400 Alliierte ums Leben kamen. Die Zahl der deutschen Verwundeten, Vermissten und Gefallenen schätzt das Museum im britischen Portsmouth auf 4000 bis 9000 Mann. Im gesamten Verlauf der "Operation Overlord" bis zur Eroberung von Paris im August sollen nach Schätzung des D-Day-Museums etwa 100.000 Soldaten ums Leben gekommen sein. In der verwüsteten Normandie starben demnach wohl rund 20.000 französische Zivilisten.