Seit einem Jahr in der Schule
Mehr und mehr fänden sich Safari und sein Bruder in der fremden Umgebung zurecht. Deutschlernen begannen sie schon, als Safari noch im Krankenhaus war, seit einem Jahr geht er zur Schule. Weil das Treppensteigen mit den Prothesen noch nicht so gut funktioniert, muss er dorthin gefahren werden. „Es musste auf jeden Fall vermieden werden, dass sich Safari im Schulbus verletzt und etwas bricht, das hätte schlimme Folgen gehabt“, sagt Dolderer.
Ein gewaltiger Schritt
Der Massai-Junge, der in Tansania nie Unterricht besucht hatte, kam gleich in die fünfte Klasse der Albert-Schweitzer-Schule. Ein gewaltiger Schritt, bei dem ihn die Schule sehr unterstützt habe, sagt Dolderer. Seine Ehefrau Annette, die selbst Lehrerin ist, kochte für ihn mit und erteilte jeden Tag Nachhilfeunterricht, das wolle sie auch weiter tun. „Wenn ich etwas nicht verstehe, frage ich sie“, sagt Safari. Im Lockdown unterrichtete Annette Dolderer ihn zusätzlich zu ihren eigenen drei Kindern. So schaffte der Junge die fünfte Klasse auf Anhieb. „Sogar mit Einsen in einigen Fächern und einer zwei in Englisch“, sagt Dolderer stolz. Englisch sei eines seiner Lieblingsfächer, sagt Safari, „aber eigentlich mag ich alles“. Der Junge sei sehr neugierig, wissbegierig und ehrgeizig, sagt Dolderer. „Er weiß, dass er besonders viel Schulbildung braucht, um einmal selbstbestimmt leben zu können, denn mit nur einem Arm kommt eine handwerkliche Tätigkeit nicht infrage.“
Bruder arbeitet als Bufdi
Viel Zeit verbrachte und verbringt Safari bei der Familie Dolderer mit deren Kindern – der älteste mit 14 so alt wie Safari. Abends ging er immer zu seinem Bruder, mit dem zusammen er im Rot-Kreuz-Hostel lebt. Mbekwa Mughenga arbeitet mittlerweile als Bundesfreiwilliger im BRK-Ruhesitz und verdient sein eigenes Geld. Er strebe eine Krankenpflegeausbildung in dem Klinikum an, in dem sein Bruder gerettet wurde, sagt er. Mittlerweile hat Safari über seinen Bruder auch wieder lockeren Kontakt zu seiner Familie in Tansania, die ihn im Krankenhaus zurückgelassen hatte. Die Familie sei dankbar und wisse, dass beide in Deutschland ein besseres Leben zu erwarten hätten als in Tansania, sagt Dolderer.
Safari braucht Familie
Safari und sein Bruder wollen auch nicht zurück, sondern bleiben, sagen beide. Medizinisch sei der Fall zwar praktisch abgeschlossen, aber in Tansania wäre es extrem schwierig zu helfen, wenn an Safaris Prothesen etwas repariert oder ausgetauscht werden müsste oder wenn die Stümpfe behandelt werden müssten. Aber das ist nicht der einzige Grund dafür, dass für beide mittlerweile eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis beantragt wurde. Sie seien mittlerweile gut integriert und Safari brauche eine familiäre Anbindung. Dolderer sagt: „Ich spüre eine komplette Verantwortung für Safari und dafür, dass er auch weiterhin seine Motivation nicht verliert.“ Für kommendes Jahr hat der Arzt übrigens bereits seinen nächsten Hilfseinsatz mit der Organisation Interplast in Tansania geplant.
Info: Für die Hilfsaktionen von Interplast sowie für Materialien, Prothesen und Physiotherapie für Safari hat das BRK nach wie vor folgendes Spendenkonto eingerichtet: Bayerisches Rotes Kreuz, Sparkasse Bayreuth, DE 28773501100009019407, Stichwort: Hilfe für Tansania.