Hilfsaktion 1087 Weihnachtspäckchen fürs Ahrtal

Wolfgang Hübner

Mit 1087 Weihnachtspäckchen im Anhänger machte sich am Freitagvormittag der 19-jährige Alexander Krauss auf den 460 Kilometer weiten Weg von Speichersdorf in das von der verheerenden Flut heimgesuchte Ahrtal. Diese werden über das Aktionsbündnis für Kinder in Deutschland e. V. verteilt, das eine bundesweite Schuhkarton-Weihnachtsaktion organisiert hat.

 
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Mit Eifer und voller Stolz packten auch die Kinder der Kindergartengruppen aus dem Birkenweg die Päckchen für die Kinder aus dem Ahrtal. Das Geld für die Päckchen haben die Kinder selbst dieses Jahr bei einem Sponsorenlauf gesammelt und sich dazu entschieden, damit die Pakete auszustatten. „Sie wollten einfach teilen – passend zu St. Martin“; so Leiterin Daniela Veigl.300 eigens ergänzte und verpackte Päckchen konnte Alexander Krauß aus den Händen der Falken Claudia Fischer, Sandra Redel und Karin Gillich (von links) entgegennehmen. Foto: Wolfgang Hübner

Speichersdorf - Krauß wird auch über Weihnachten und Silvester dortbleiben, um weiter zu unterstützen, wo handwerkliche Hilfe gebraucht wird. Parallel hat er über die Kreisverwaltungsbehörden Kontakt aufgenommen zu Kindergärten, um auch dort zu helfen.

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Als Nation zusammenstehen

„Mit dieser Aktion wollte ich zeigen, wie wichtig es ist, auch in schweren Zeiten als Nation zusammenzustehen und sich gegenseitig zu unterstützen“, so Krauss. Der junge Handwerker aus Kodlitz, einem Ortsteil von Speichersdorf ist weniger ein Mensch großer Worte, als vielmehr der Tat und war bereits an zwei langen Wochenenden im Juli und August für jeweils fünf Tage im Katastrophengebiet als ehrenamtlicher Fluthelfer im Einsatz (der Kurier berichtete).

Die Flut hatte am 14. Juli den Kreis Ahrweiler hart getroffen. Das Ahrtal wurde durch die Hochwasserkatastrophe verwüstet und viele Menschen brauchten Hilfe. Spezialisiert auf Wasserschadensanierung hat er damals auch 15 Trockengeräte zur Verfügung gestellt.

Das Ausmaß der Katastrophe und die Erinnerungen an die Menschen und ihr Leid hatten ihn aber auch danach nicht losgelassen. Vor allem das Schicksal der Kinder und Jugendlichen beschäftigte ihn. „Das eigene Haus, die Schule oder den Kindergarten so zerstört zu sehen ist für viele eine enorm psychische Belastung“, schrieb er.

Flyer im Internet

Überzeugt davon, dass jeder mithelfen und ein Päckchen packen kann, entstand seine Idee einer Weihnachtspäckchen-Aktion. Gerade zu Weihnachten sei es wichtig, vor allem den Kindern eine Freude zu machen, so Krauß. In einem in Facebook eingestellten Flyer-Aufruf beschrieb er kurz die anhaltende Katastrophensituation, entwickelte eine Packliste und bat darum, bis kurz vor Weihnachten Schuhkartons mit neuwertigen Spielsachen, Naschereien, Drogerieartikeln, Malsachen und gerne auch mit einem persönlichen Weihnachtsgruß zu packen und zu verzieren.

Das Einwohnermeldeamt und die Bücherei der Gemeinde Speichersdorf unterstützten die Aktion als Sammelstelle. Die Kinder- und Jugendgruppe Die Falken um Vorsitzende Sandra Redel und Gemeinderätin Claudia Fischer kümmerten sich um noch mehr mediale Werbung. Von den Mitgliedern wurden Plakate an publikumsträchtigen Punkten aufgehängt, die Aktion in Homepages und den sozialen Medien eingestellt und kräftig geteilt, sowie Zeitungsberichte in der regionalen Presse initiiert.

In Radio und Fernsehen

Claudia Fischer wandte sich auch an das Studio von Bayern 1 mit der Bitte um Unterstützung. Ihr Anliegen fiel auf fruchtbarem Boden und wurde postwendend erfüllt, was dem Verbreitungsgrad noch einmal einen kräftigen Schub gab. Oberfrankenkorrespondentin Christina Kreutzer kam nämlich mit ihrem Team eigens nach Speichersdorf, führte Interviews, machte Filmaufnahmen und erstellte einen Radio- und Fernsehbericht. Sie waren in der Frankenschau aktuell zu sehen und auf Bayern 1 zu hören. Zudem öffneten die Falken an drei Wochenenden ihr Falkenheim in der Goethestraße als Sammel- und Verpackungsstelle.

Pakete sogar aus Norddeutschland

Die hohe mediale Präsenz sollte sich auszahlen. Die Aktion fand sowohl vor Ort und in der Region als auch bayern- und bundesweit Aufmerksamkeit. Denn was in den kommenden Wochen bis zum Abgabeschluss am vergangenen Mittwoch, 15. Dezember, abging, sprengte alle Erwartungen. Mit so einer großen Resonanz hatten weder Krauß noch die kühnsten Optimisten gerechnet. In der Rathausverwaltung trudelten Päckchen auch aus dem ganzen Landkreis, aus ganz Bayern und selbst per Paketdienst aus Schleswig-Holstein ein. Eine Spenderin fuhr aus 50 Kilometern Entfernung an, um sich an der Aktion zu beteiligen und die Päckchen nach Speichersdorf zu bringen, berichtete Heidi Lauterbach vom Sozialamt. Schnell reichte ein Raum nicht mehr aus, sodass im Rathaus kurzerhand ein zweites Geschenkezimmer eingerichtet werden musste. Am Ende war es ein Schwung von 300 Paketen, die Krauß am Mittwoch abholen konnte.

Ein Kraftakt

In weiteren 300 Päckchen und zwei Kisten wurden von den Falken an drei Samstagnachmittagen gespendete Spielgeräte und Spielesammlungen verpackt. Um Päckchen entsprechend der Packliste zu vervollständigen wurden beim Einzelhandel, bei Banken und Betrieben weitere Spenden an Spielsachen Mal-, Schreibwaren gesammelt und zudem für 500 Euro Material dazu gekauft. Insbesondere ihr Angebot, für Einzelartikel Schachteln bereitzustellen und diese zu einem Päckchen zu ergänzen, wurde gerne angenommen. Es war ein Kraftakt, alles zu sortieren, gleichmäßig aufzuteilen und dann zu verpacken, so Vorsitzende Redel. Zehn Rollen Tesa und 80 Rollen Weihnachtspapier wurden dabei verbraucht. Miteinander wurden dann auch die 300 Päckchen im Anhänger verladen.

Waschmaschinen und Kühlschränke

Auch zuhause in der Garage von Alexander Krauß stapelten sich die Weihnachtspäckchen fürs Ahrtal. 45 übergab der CSU-Ortsverband Ahorntal in der Fränkischen Schweiz. 20 weitere konnte Krauß von der Wirtschaftsschule Eschenbach abholen. Auch aus Dortmund über Schleswig-Hollstein, Cottbus bis zum Schwarzwald trudelten Päckchen ein. Neben der Belegschaft der Firma Lippold aus Weidenberg unterstützte mit einer besonderen Idee auch der Motorradstammtisch Kellerluch aus Haidenaab-Göppmannsbühl die Spendenaktion. Nach Spendenaufrufen kamen genug Geld zusammen, um drei nagelneue Waschmaschinen, Kühlschränke und Holzöfen sowie weitere Sachspenden und Päckchen für Kinder anschaffen zu können. Zudem konnte Kraus 1800 Euro an privaten Geldspenden für das Aktionsbündnis für Kinder in Deutschland e. V. mitnehmen.