Hilfe für junge Patienten Kürzere Wartezeiten, besseres Angebot

Der bayerische Gesundheitsminister will Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen eine bessere Gesundheitsversorgung ermöglichen. Auch hier macht sich der Fachärztemangel bemerkbar.

 
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Der Platz in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Bezirksklinikum Bayreuth Foto: /Andreas Harbach

Computerspielsucht, Ess-Störungen, Depression: Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen rückt zunehmend in den Fokus. Bei seinem Besuch am Freitag in Bayreuth sagte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU): „Das ist eines der zentralen Themen in der Gesundheitspolitik. Wir brauchen kürzere Wartezeiten und bessere Therapieangebote.“ Das sieht die Bayreuther CSU-Bundestagsabgeordnete Silke Launert genauso. Der Anstieg der psychischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahren sei dramatisch gewesen. Dem gegenüber stehe ein zu geringes Angebot an Therapieplätzen im ambulanten und stationären Bereich.

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Kapazität reicht bei Weitem nicht aus

In der 1994 gegründeten Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters am Bezirkskrankenhaus Bayreuth stehen 14 Tagesklinikplätze zur Verfügung, sechs Plätze für Jugendliche und acht Plätze für Kinder. An weiteren Standorten sind je zwölf tagesklinische Plätze in Bamberg, Hof und Coburg vorhanden. Im stationären Bereich wird die Zahl der Betten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bayreuth auf 60 Betten erhöht. Zuletzt waren es lediglich 38, vorher sogar nur 28 Betten. Die Kapazität reicht bei Weitem nicht aus. Eine große Anzahl von hilfsbedürftigen Kindern und Jugendlichen steht auf der Warteliste.

„Wir werden eine neue Kinder- und Jugendpsychiatrie bauen, für die wir 30 Millionen Zuschuss vom Freistaat Bayern erhalten“, sagte Bezirkstagspräsident Henry Schramm (CSU). Der Bezirk nimmt rund 46 Millionen Euro in die Hand, um die Situation in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie zu verbessern. Der Baubeginn ist im Jahr 2024 geplant. Das Projekt steht im Krankenhausausbauplan des Freistaats. Hinzu kommen eine heilpädagogische Station und eine neue Küche, die laut Schramm noch einmal 14 Millionen Euro kosten.

Nachwuchs bei Ärzten und Pflegekräften fehlt

Über den Medizincampus Oberfranken sollen auch für die Psychiatrie junge Ärzte gewonnen werden. So zumindest die Hoffnung von Ärztlichem Direktor Thomas Kallert. „Es ist sinnvoll, bei den Ärzten und in der Pflege einen eigenen Nachwuchs heranzuziehen und möglichst zu binden.“ Doch dies sei nicht ohne die entsprechenden finanziellen Ressourcen zu verwirklichen.

Mehr Flexibilität und weniger Bürokratie

Bayerns Gesundheitsminister versprach: „Wir müssen alles dafür tun, die Versorgungssituation zu verbessern.“ Nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch der Ukraine-Krieg hätten Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Die Kliniken bräuchten mehr Flexibilität und weniger Bürokratie. Der Freistaat wolle zudem die Niederlassung von Fachärzten fördern. „Da müssen wir noch einmal über die Bedarfsplanung reden.“ Laut dieser sind Regionen oft regel- oder gar überversorgt. „Die Wahrnehmung der Menschen, wenn sie einen Behandlungsplatz suchen, ist aber eine ganz andere.“ Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist für die Bedarfsplanung zuständig. Diese müsse endlich an die Realität angepasst werden, forderte Holetschek.

Kinder und Jugendliche früher erreichen

Der Fachkräftemangel im medizinisch-pflegerischen Bereich sei besorgniserregend. „Die entscheidende Frage ist: Wie kriegen wir die Menschen her, die in Zukunft an den Betten stehen?“ Hier sei über die Arbeitsbedingungen und die Gehaltssituation zu reden. Katja Bittner, die Geschäftsführerin der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken (Gebo) warnte vor den volkswirtschaftlichen Kosten, wenn psychische Erkrankungen nicht rechtzeitig behandelt würden. „147 Milliarden Euro fallen an Krankheitskosten im Jahr an.“ Daher müssten Kinder und Jugendliche früher erreicht werden, zuhause, ambulant und im teilstationären Bereich.