Schwierigstes Problem
Unter der Überschrift „Die Stadt rückt dem Baracken-Elend zu Leibe“ berichtet die "Fränkische Presse" am 23. April 1959, dass der Stadtrat den Bau von vier Blocks mit 112 Schlichtwohnungen bis zum Jahresende an der Herzogmühle beschlossen hat. Als Grund wird die Beseitigung „der Barackenquartiere am Flugplatzgelände Laineck und an der Hindenburgstraße so rasch wie möglich“ genannt.
Insgesamt leben zu diesem Zeitpunkt noch 2046 Personen beziehungsweise 537 Familien in 231 Baracken. Oberbürgermeister Hans Walter Wild wird mit den Worten zitiert: „Das Barackenproblem ist wohl zur Zeit unser schwierigstes überhaupt.“
Bereits drei Monate später wird Richtfest gefeiert. Das Bayreuther Tagblatt titelt: „112 Wohnräume in 39 Arbeitstagen“. Die Kosten für den Bau der vier städtischen Neubauten mit Verfügungswohnungen belaufen sich auf 510.000 DM.
Die Häuser sollen in erster die Bewohner der Baracken an der Hindenburgstraße, die der Stadtverwaltung schon lange ein Dorn im Auge sind, aufnehmen. Die Gebäude haben zwar weder Keller noch Dachboden, dafür aber auf jedem Gang eine sanitäre Anlage. Später sollen noch Holzlegen und Sammelduschen errichtet werden.
Oberbürgermeister Wild ist sich sicher: „Diese Wohnungen sind einfach, aber es lässt sich auch hier leben.“
Im Juni 1960 wird Richtfest gefeiert für den zweiten Bauabschnitt: Zwei Wohnblöcke mit insgesamt 109 Räumen. Zusätzlich wurde ein Nebengebäude für ein „Lebensmittelgeschäft mit Milchkammerwäsche“, zwei Waschküchen und zwei „Brauseräume mit je zwei Zellen“ errichtet. Außerdem verfügen die Wohnblocks über 24 Wasserklosetts.
Siedlung sollte Stadtbild nicht stören
Bei der Suche nach einem geeigneten Gelände für die Siedlung sollte vor allem eine Voraussetzung erfüllt werden, schreibt die "Fränkische Presse" am 29. April 1959: Durch die Schlichtwohnungen sollte das Gesamtbild der Stadt Bayreuth nicht beeinträchtigt werden, das Bauvorhaben möglichst allein stehen und die Erschließungskosten nicht allzu hoch ausfallen.
Nach längerer Suche wurde man in der Nähe der Herzogmühle fündig. Weil aber LVA, Kleingärtner und der Pächter der Herzogmühle Einwände erhoben hätten, seien die Bauten noch weiter stadtauswärts gerückt worden.
Im August 1966 werden die letzten Baracken in der Hammerstatt, darunter die legendäre Kneipe Schwarzer Peter, abgerissen. 21 Jahre nach Kriegsende ist die Stadtverwaltung am Ziel: Die Festspielstadt Bayreuth ist barackenfrei.