Querschnitt der Bevölkerung
Als der junge Sozialpädagoge Wickles 1980 in die Dienste der Stadt Bayreuth eintrat, lautete einer der Schwerpunkte seiner Aufgaben, sich um die Herzogmühle zu kümmern. „In erster Linie ging es darum, dass ich den Personenkreis Herzogmühle betreuen und bei der Wohnungssuche unterstützen sollte“, sagt er. Kein einfaches Unterfangen. Wer schon längere Zeit in den Notunterkünften lebte, hatte meist jede Hoffnung und jeden Antrieb verloren, jemals eine andere Wohnung zu finden. „Schon damals, in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens, hatte die Herzogmühe diesen Ruf des sozialen Brennpunktes“, sagt Wickles. Ein Stadtteil, wo eigene Regeln, vor allem aber Kriminalität herrschen würden. „Alles Quatsch“, sagt Wickles. Er sei 30 Jahre dort tätig gewesen, sei immer mit seinem Auto hingefahren „und mir wurde nie auch nur ein Rad gestohlen“. Die Bewohner der Herzogmühle hätten einen Querschnitt der Bevölkerung dargestellt: Junge Familien, gebildete Menschen, die gescheitert waren, Alleinstehende, Rentner und Kranke, die laut Wickles dort absolut am falschen Ort gelandet waren. Eine Tatsache, die Wickles heute noch ärgert. Immer wieder hätten Krankenhäuser Patienten entlassen, die ihren vorherigen Wohnsitz verloren hatten. Darunter auch Patienten, die aus Orten der Region stammten. Wenn sie sich dort gemeldet hätten, habe man ihnen beteuert, dass man keine Unterkunft bieten könne. Ob man ihnen empfohlen habe, sich an die Stadt Bayreuth zu wenden, weiß Wickles nicht. Man könnte es jedoch vermuten, weil viele von ihnen in der Herzogmühle gelandet seien. „Die hätten dort gar nicht aufschlagen dürfen“, betont Wickles, weil ihr vorheriger Wohnort zuständig gewesen sei.