Haustraifvertrag Warnstreik bei Auto-Scholz

Von Stefan Schreibelmayer
Rund 200 Mitarbeiter von Auto-Scholz sind an den Standorten Bamberg, Kulmbach und Bayreuth gestern in einen einstündigen Warnstreik getreten. In Bayreuth (unser Foto) waren es gut 60. Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

BAYREUTH/KULMBACH. Seit Jahren gibt es beim Mercedes-Vertragshändler Auto-Scholz einen Haustarifvertrag für die Beschäftigten. Der ist zum Jahresende ausgelaufen. Die Verhandlungen zwischen dem Unternehmen und der IG Metall für einen neuen Tarifvertrag liegen nach drei ergebnislosen Gesprächsrunden auf Eis. Die Fronten scheinen verhärtet. Gestern traten die Beschäftigten an den Standorten Bayreuth mit Pegnitz, Bamberg und Kulmbach in einen einstündigen Warnstreik.

 
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Die Stimmung vor dem Gebäude von Auto-Scholz in Wolfsbach ist kämpferisch. Gut 60 Beschäftigte haben ihre Arbeit für den Warnstreik unterbrochen. 120 waren es in Bamberg, gut 20 in Kulmbach. "Im Gebäude ist kaum noch jemand. Wir können mit der Kampfbereitschaft sehr zufrieden sein", sagt Gewerkschaftssekretär Robin Schoepke. Es gehe um Sicherheit, ein Tarifvertrag sollte in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels selbstverständlich sein, ruft Mathias Eckardt, der Regions-Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes, den Beschäftigten zu. Die quittieren das mit Beifall und lauten Trillerpfeifen.

Unternehmen: Ruinös

Dass die Gespräche in der dritten Runde abgebrochen wurden, ist Fakt. Doch wer dafür verantwortlich ist, schon das sehen die beiden Parteien unterschiedlich. Die Gewerkschaft und Michael Eidenmüller schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Der Auto-Scholz-Inhaber kann sich auch nicht vorstellen, die Gespräche wieder aufzunehmen, sagt er dem Kurier. "Wenn wir auf die Gewerkschaftsforderungen eingehen würden, wäre das ruinös", sagt er und rechnet das Forderungsvolumen auf zehn Prozent hoch.

Gewerkschaft: Normale Fortschreibung des Tarifvertrags

Was Gewerkschaftsmann Schoepke deutlich zurückweist. Dabei reden beide über die gleichen Zahlen. Die IG Metall will, dass die für die Branche allgemein ausgehandelte Lohnerhöhung von 2,9 Prozent ab Januar übernommen wird. Außerdem sollen die Lohnerhöhungen für 2020 und 2021, über die Gewerkschaften und Arbeitgeber gerade erst verhandeln, auch in einen neuen Haustarifvertrag bei Auto-Scholz übernommen werden. Und schließlich soll die Jahresleistung auf das tarifvertragliche Niveau angehoben werden. Schoepke nennt das eine "normale Fortschreibung des Tarifvertrags", Eidenmüller ruinös.

Einzelverträge

Der Unternehmenschef will seinen Mitarbeitern nun Einzelverträge mit Lohnsteigerungen von je 1,5 Prozent für 2019 und 2020 anbieten, "um die Inflation auszugleichen". Schoepke sieht darin den Aufbau von Druck auf die Mitarbeiter und rät "dringend" davon ab, so etwa zu unterschreiben, weil dann noch nicht einmal der jetzige Tarifvertrag fortwirke.

Abstriche gemacht

Peter Blaseck und seine Kollegen sind jedenfalls sauer. Der Mechaniker ist seit mehr als 40 Jahren im Unternehmen, den Betriebsrat in Bayreuth habe er Anfang der 80er-Jahre mit aufgebaut, erzählt er. "Als es dem Unternehmen nicht so gut ging, haben wir jahrelang Abstriche gemacht, haben zum Beispiel länger gearbeitet und auf Weihnachtsgeld verzichtet. Dass uns Herr Eidenmüller jetzt, wo es wieder besser läuft, nichts zurückgeben und stattdessen sogar aus dem Tarifvertrag aussteigen will, das enttäuscht uns sehr", fasst der Betriebsrat die Stimmung unter seinen Kollegen zusammen. Nicht umsonst würden so viele Kollegen aus allen Abteilungen am Warnstreik teilnehmen. "Keiner will etwas Schlechtes für die Firma. Aber wir fordern Gesprächsbereitschaft von Herrn Eidenmüller für eine gute gemeinsame Zukunft."

Hohe Personalkosten

Derweil verweist Eidenmüller darauf, dass sein Unternehmen schon jetzt deutlich höhere Personalkosten habe als vergleichbare Mercedes-Vertragspartner. "Nur neun Prozent der Betriebe in der Branche haben einen Tarifvertrag. Wir waren da bislang sie Ausnahme", sagt er. Er müsse den Fortbestand des Familienunternehmens sichern, Standorte unter anderem in Bad Berneck und Hollfeld seien wegen des Kostendrucks verkauft oder geschlossen worden. Zugleich stünden hohe Investitionen an, die erst erwirtschaftet werden müssten. Demnach sollen 7,5 Millionen Euro in den Standort Bamberg gesteckt werden, um den Anforderungen von Mercedes gerecht zu werden. In Bayreuth sei geplant, den VW-Bereich für drei Millionen Euro zu erweitern und 16 neue Jobs zu schaffen.

Die Mitarbeiter hoffen derweil trotz allem, dass die Gespräche bald wieder aufgenommen werden, geben sich aber kämpferisch. "Ein Warnstreik ist ja erst mal nur eine Warnung - aber zugleich auch eine Drohung mit härteren Maßnahmen", heißt es aus ihren Reihen.

Das Unternehmen

Auto-Scholz ist eine Unternehmensgruppe im Bereich Autohandel und Kfz-Werkstätten mit Sitz in Bamberg und Standorten in Nordbayern sowie Süd-Thüringen und Süd-Sachsen. In der Gruppe arbeiten insgesamt rund 1300 Beschäftigte. Im aktuellen Tarifstreit geht es um die gut 500 Mitarbeiter der Auto-Scholz GmbH & Co. KG in den Mercedes-Standorten Bamberg, Bayreuth, Kulmbach, Pegnitz und Forchheim.