Auch Rudi Schröder, Bayreuther Taxi-Urgestein seit 1980, hat gestern viel zu tun. Ab 5.30 Uhr ist er unterwegs. Fahrten zur Arbeit, zum Klinikum, eine zum Bahnhof. „Obwohl ja kein Zug ging“, wundert sich Schröder. Am Bahnhof wiederum Nachfrage nach Fernfahrten. Nach Weiden oder Nürnberg. „Ich war fast den ganzen Tag ausgebucht.“ Allerdings sagt Schröder auch: Die Nachfrage war noch größer, als die Bayreuther Busfahrer vor rund zwei Wochen erstmals gestreikt haben. Obwohl damals Züge noch fuhren. „Mittlerweile haben sich die Leute mit Fahrgemeinschaften, Fahrradfahren und Terminabsagen arrangiert.“ Dass gestern zwar viel, aber weniger los war als beim ersten Streik, bestätigt auch Heike Roß von Taxi Kroter. „Die Gesellschaft hat sich mehr und mehr darauf eingestellt“, findet Schröder.
Auf den Warnstreik gut vorbereitet sind offenbar auch die Eltern schulpflichtiger Kinder. Wie die Stadtwerke durch Pressesprecher Jan Koch auf Anfrage mitteilen, sind der reguläre Linienverkehr als auch die Zusatzfahrten im Schülerverkehr vom Streik betroffen. „Wir haben den Schulen Bescheid gegeben, dass diese die Schüler und Eltern informieren sollen“, sagt Koch. Nicht vom Streik betroffen ist der von der Stadt Bayreuth organisierte Schülerverkehr. „Es hat sich keine einzige Schule gemeldet, dass irgendwo Distanzunterricht hätte stattfinden müssen“, bilanziert Martin Richter, Schulrat bei den Staatlichen Schulämtern für die Grund- und Mittelschulen in Stadt und Landkreis Bayreuth. „Das hätten wir weitergeben müssen an die Regierung.“
Neben der EVG streikt auch Verdi. Jessica Marcus, Gewerkschaftssekretärin Oberfranken-Ost und unter anderem zuständig für den Verkehrsbereich, ist zufrieden: „Weil viele Autobahnmeistereien vertreten waren und bei den Stadtbussen keiner gefahren ist. Wir konnten ein starkes Signal setzen.“ Für den Tarifvertrag Nahverkehr (TVN) fordert Verdi 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro pro Monat mehr. Für Auszubildende 200 Euro mehr. „Wir streiken nie, um Leute zu stressen“, sagt Marcus. „Aber was, wenn der Nachwuchs der Busfahrer wegbricht?“ 2500 Euro brutto seien zu unattraktiv. „Ernähren sie damit mal eine Familie.“
Zusätzlich streiken auch Mitarbeiter der Autobahn GmbH, Außenstelle Bayreuth. Betroffen sind die Verwaltung sowie zugehörige Autobahnmeistereien, etwa Trockau und Thurnau. Dort geht es um den neuen Tarifvertrag Digitalisierung. „Es gab aber einen Notdienst für die Verkehrssicherheit“, sagt Marcus. Tunnel sind frei und der Winterdienst ist so bestückt, dass mindestens eine Fahrspur geräumt werden kann.
Polizeirelevant wird der Montag nicht. „Bislang keine Einsätze mit Bezug zum Streik. Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen war aus unserer Sicht ebenfalls nicht zu verzeichnen“, sagt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken am Nachmittag.