Dirigierverbot
Der durchaus streitbare Hartmut Haenchen galt in der DDR als missliebiger Dirigent. Zeitweise belegte man ihn mit Dirigierverbot. In Haenchens musikalischer Biografie nimmt „Parsifal“ auch deswegen einen wichtigen Platz ein. „In der DDR war ‚Parsifal‘ verboten. Herbert Kegel brach dieses ‚Verbot‘ mit einer konzertanten Aufführung. Ich war der zweite Dirigent, der eine szenische Aufführung als Chefdirigent der Mecklenburgischen Staatskapelle durchsetzen wollte“, erzählt Haenchen. Die szenische Aufführung wurde verboten, der „Parsifal“ wurde nur noch konzertant aufgeführt. „Dann inszenierte Harry Kupfer ‚Parsifal‘ an der Berliner Staatsoper. Ich dirigierte dort zwei Vorstellungen – ausverkauft an Stasileute, damit das normale Publikum nicht hineinkonnte.“ 1986 erhielt er als „Selbstfreikäufer“ die Ausreisegenehmigung in die Niederlande, wo er in Amsterdam als Chefdirigent der Niederländischen Philharmonie und des Niederländischen Kammerorchesters 20 Jahre lang wirkte. Für seine Verdienste wurde Hartmut Haenchen durch die Königin der Niederlande mit der höchsten Auszeichnung geehrt, die erstmals ein Deutscher erhielt: Er wurde in den Stand des Ritters im Orden des Niederländischen Löwen erhoben. Haenchen ist auf 130 CD-Einspielungen zu erleben, auch als Buchautor glänzte er, etwa mit „Über die Unvereinbarkeit von Macht und Liebe“ über Wagners „Ring“.