Der neue Mann wurde früher im Fahrerlager wegen seiner Brille mit dem Zauberlehrling Harry Potter verglichen. Binotto hat das nie besonders gefallen, dafür ist der in der Schweiz geborene Italiener auch zu sehr Kopfmensch. Der Mann mit dem Wuschelkopf war 1995 zu Ferrari gestoßen und diente noch Michael Schumacher in dessen Ferrari-Ära als Motoreningenieur. Später stieg Binotto zum Technikdirektor auf, ehe er Anfang 2019 nach einem Machtkampf Maurizio Arrivabene als Teamchef ablöste.
Binotto weiß, wie gnadenlos das Formel-1-Geschäft ist. Das hat er auch Sebastian Vettel spüren lassen. In der Corona-Saison 2020 servierte Binotto den viermaligen Weltmeister zum Jahresende am Telefon ab. Dreimal ging er vorher im Geiste durch, was und wie er es dem Deutschen sagen werde, räumte der damalige Ferrari-Teamchef ein.
Binotto, zuletzt bei einem Technologieunternehmen für den Bereich Elektroantrieb zuständig, nimmt zum 1. August seinen neuen Job bei Audi auf. "Mit seiner großen Erfahrung aus über 25 Jahren Formel 1 wird er mit Sicherheit einen entscheidenden Beitrag für Audi leisten können", äußerte Döllner.
Aufgaben hat Binotto genug. Kick Sauber muss als Rennstall umgebaut werden, damit Audi ab 2026 als Werksteam Gas geben kann. Und dann muss natürlich noch ein zweiter Fahrer neben dem aktuellen Haas-Mann Nico Hülkenberg gefunden werden. Vielleicht entscheidet sich nun Carlos Sainz ja doch für Audi. Der Spanier kennt Binotto bestens, war er es doch, der neuer Ferrari-Fahrer wurde, nachdem Vettel den Laufpass bekommen hatte.