Handelsverband Ziel: 300.000 Tonnen Kohlendioxid einsparen

Von Stefan Schreibelmayer
Michael Schuhmann, Jelena Nikolic und Thorsten Becker (von links) zeigten Einzelhändlern Möglichkeiten auf, selber in Sachen Klimaschutz tätig zu werden. ⋌Foto: Stefan Schreibelmayer Quelle: Unbekannt

THURNAU. Große Handelsketten haben meist ganze Abteilungen, die sich um die Energieeffizienz im Unternehmen kümmern. Kleineren Einzelhändlern fehlt dagegen oft schlicht die Zeit und allein deshalb schon das Wissen, wo sie selber beim Thema Klimaschutz ansetzen können. Dabei können sich entsprechende Maßnahmen sogar finanziell lohnen. Deshalb hat der Handelsverband Deutschland (HDE) eine Klimaoffensive mit Veranstaltungen in der ganzen Republik gestartet, die jetzt auch in Thurnau Station machte.

 
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Der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) schwor die Teilnehmer in einer Videobotschaft darauf ein, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit Herausforderungen und Chancen für den Einzelhandel bereithalte.

Jelena Nikolic, die Projektmanagerin der HDE-Klimaoffensive, stellte vor allem die Chancen heraus. Schließlich will der HDE mit seiner Initiative helfen, dass der Einzelhandel in drei Jahren 300.000 Tonnen CO2 einspart, wobei allein 60.000 Tonnen aus dem zunehmenden Verzicht auf Plastiktüten kommen sollen. Noch mehr Einsparpotenzial verspricht aber der Bereich Strom. "Gut 70 Prozent der Energiekosten im Einzelhandel sind Stromkosten", rechnete Nikolic vor. Hier könnten deshalb kleine Veränderungen schon eine große Wirkung haben. Das Umstellen auf LED-Leuchten zum Beispiel, der Einsatz von Markisen vor großen Glasflächen oder die Umstellung auf Kühlgeräte mit Glastüren, die die Kälte zurückhalten. So lasse sich nicht nur Energie, sondern auch Geld sparen - und ums Geld gehe es ja bei Kaufleuten immer.

Nullsummenspiel

Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht, warf einer der Teilnehmer ein. Christian Werner, der im Landkreis Lichtenfels fünf Lebensmittelmärkte mit 230 Mitarbeitern führt, wies zum Beispiel darauf hin, dass es bei LED-Lampen kaum Streulicht gebe. Mit der Folge, dass Regale auf den Zentimeter genau unter den Lampen ausgerichtet werden müssten. "Mal schnell etwas umstellen ist schwierig bis unmöglich." Und auch bei den verglasten Kühlregalen gebe es ein Problem. Die würden zwar tatsächlich deutlich weniger Energie verbrauchen, doch müsse man stattdessen die Räume exakt klimatisieren, um Kondenswasser an den Scheiben zu verhindern. "Am Ende ist das nach meinen Erfahrungen eher ein Nullsummenspiel", sagte Werner.

Teure gesetzliche Auflagen

Immerhin, denn es gibt auch gesetzliche Auflagen, die die Einzelhändler Geld kosten, und zwar richtig viel. Thorsten Becker, Geschäftsführer des Handelsverbandes in Oberfranken, nannte als Beispiel die Pflicht, bis 2025 alle Kühlgeräte auf umweltverträgliche Kühlmittel umzurüsten. Auch hier wusste Lebensmittel-Einzelhändler Werner Konkretes beizusteuern. Die entsprechenden Kühlmittel seien knapp auf dem Markt und kosteten ein Vielfaches der aktuell verwendeten. Insgesamt könne die technische Umrüstung in nur einem Markt eine Investition im nennenswerten sechsstelligen Euro-Bereich bedeuten - ohne, dass sich diese durch Energieeinsparung amortisieren lasse.

Besseres Image

Trotzdem könnten sich auch solche Investitionen am Ende lohnen, zum Beispiel, weil sie das Image des Händlers verbessern. Etwa, wenn er selber ein Elektroauto anschaffe oder seinen Kunden eine kostenlose Ladesäule für deren E-Fahrzeuge anbietee, sagte Michael Schumacher von den Stadtwerken Bayreuth. Photovoltaikanlagen, etwa auf dem Dach eines Geschäfts, deren Strom man selber nutzt, würden sich angesichts der aktuell niedrigen Preise für die Module relativ schnell amortisieren, rechnete er vor. Zumindest dann, wenn man die richtige, also keine zu große Anlagengröße wähle.

Manchmal rechnen sich Investitionen in den Umweltschutz sogar auf ganz unverhoffte Weise. Wie etwa bei dem Lebensmittelhändler aus Unterfranken, von dem HDE-Geschäftsführer Becker erzählte. Der ließ seinen Parkplatz überdachen, um darauf eine Photovoltaikanlage zu installieren. Die amortisiert sich durch den Eigenverbrauch. Doch zusätzlich spart er pro Jahr mehrere Tausend Euro, weil im Winter viel weniger Schnee geräumt werden muss. Und schließlich stieg sogar der Umsatz. Warum? Weil die Kunden sicher sein können, bei jedem Wetter trocken ins Geschäft und zurück zu ihrem Auto zu kommen.


INFO: Auf der Internetseite www.hde-klimaschutzoffensive.de können Einzelhändler einen ersten Energiecheck für ihr Unternehmen durchführen und grob durchrechnen, ob und wann sich eine entsprechende Investition lohnt. Eine anschließende Energieberatung ersetzt das aber nicht, betont Projektleitern Jelena Nikolic. Die Adressen entsprechender, mit dem Handel vertrauter Berater, finden sich ebenfalls auf der Seite.