Nach dem Abpfiff des Handball-Dramas in Oslo hatte der 33-Jährige auf dem Parkett seinen Gefühlen freien Lauf gelassen und wie ein Rohrspatz geschimpft. Beim anschließenden Interview-Marathon in den Arena-Katakomben wollte Wolff seine Teamkollegen dann aber nicht an den Pranger stellen. "Ich bin frustriert und verärgert, aber ich gebe ihnen nicht die Schuld. Es tut weh, so auszuscheiden. Ich werde jetzt aber nicht über mein Team herziehen", sagte der Europameister von 2016.
DHB-Team weit von Olympia-Form entfernt
Das war auch nicht nötig, denn die Probleme im gesamten Turnierverlauf waren offensichtlich. Mit Ausnahme der Klasse-Torhüter Wolff und David Späth erreichte kein anderer Leistungsträger ein konstantes Top-Niveau. Senkrechtstarter Uscins wirkte nach einem überragenden Vorjahr überspielt, Julian Köster fand nach längerer Verletzung nur phasenweise zu seiner Form, Knorr fiel für zwei Spiele erkrankt aus und auch Kapitän Golla war die hohe Belastung anzumerken.
"Der eine oder andere war nach Olympia ungewöhnlich kaputt. Auf gewissen Positionen hat uns die Kraft gefehlt. Es war nicht zu übersehen, dass wir vor allem auf der rechten Seite Probleme hatten, weil Uscins weitgehend allein war", bilanzierte Gislason.
Hinzu kamen einige Ausfälle durch Krankheiten oder Verletzungen. Das konnte in der Summe nicht kompensiert werden. "Wir freuen uns über mehr Breite im Kader, aber die brauchst du auch gegen starke Gegner. Viele sind noch jung und unerfahren. Das ist die Realität", sagte Gislason zum nicht zu übersehenden Leistungsgefälle innerhalb der Mannschaft.
Es fehlt an Alternativen
Kurzfristige Lösungen sind nicht in Sicht. "Wir müssen schauen, was wir die nächsten Monate machen können. Natürlich ist es eine große Sorge von mir, wenn auf bestimmten Positionen zwei Spieler angeschlagen sind und dahinter nichts zu sehen ist. Das ist aber keine Sache, die wir schnell lösen können", sagte Gislason.
Knorr wagte dennoch einen optimistischen Ausblick in die nähere Zukunft. "Ich denke, wir haben eine gute Mannschaft, die für die nächsten Jahre gewappnet ist, aber natürlich auch daraus lernen muss", sagte der 24-Jährige und kündigte an: "Wir greifen nächstes Jahr wieder an."