Halbvolles Haus Zu den Festspielen dürfen 900 Zuschauer

Kein volles, aber wenigstens ein halbvolles Festspielhaus. Foto: dpa/Matthias Merz

Fast halb so viel wie normal, aber mehr als erwartet: Statt nur 234 dürfen laut Regierung von Oberfranken 911 Zuschauer die Vorstellungen im Festspielhaus sehen. Und Promis kommen wohl auch.

 
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Bayreuth - Sondergenehmigung für die Bayreuther Festspiele: Trotz Corona dürfen 911 Zuhörer kommen. Und vielleicht kommt sogar die Bundeskanzlerin. Eingeladen wird sie auf jeden Fall, sagt Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU).

Es war die Nachricht am frühen Morgen bei der Gesellschafterversammlung der Festspiele. Ebersberger hatte die Meldung frisch von der Regierung von Oberfranken bekommen. Als er es in der Runde mitteilt: Erleichterung. „Eine sehr gute Nachricht“, sagt Ebersberger dem Kurier, aber auch eine, „um die wir monatelang gekämpft haben“. Ausschlaggebend seien vor allem das Hygiene-Konzept am Festspielhaus und die konstant niedrigen Zahlen von an Corona neu infizierten Menschen in der Stadt. „Das hat überzeugt.“ Ganz in trockenen Tüchern ist die Zahl noch nicht, aber jetzt komme nur noch ein formaler Akt. Nach der Verordnung ist die Stadt als Kreisverwaltungsbehörde berechtigt, eine Ausnahmegenehmigung zu erlassen. Begründet sei diese durch die guten Voraussetzungen.

Mit der 911 ist Ebersberger zufrieden – aus mehreren Gründen. Zwar hätten laut Gutachten 1200 Zuhörer in den Saal gepasst, die Lüftung hätte das geschafft. Dennoch nennt er bei 911 Besuchern auf dem doch begrenzten das Risiko „minimal“ bei einem „Optimum an Kultur“, die „in die Breite gegeben werden kann“. Kleiner Wermutstropfen: Alle Zuhörer müssen sich testen lassen oder eine Impfung nachweisen und während der Aufführung eine Maske tragen. „Wenn wir das Schülern zumuten“, sagt Ebersberger, sei dies auch bei einer Oper erträglich. Wenigstens wird es keine Corona-Pause beim Holländer geben, so Ebersberger.

Erträglicher wird es auch für die Stadt, was das Finanzielle angeht. Normalerweise schießt diese im Jahr etwa 1,5 Millionen Euro zu, heuer waren fast 2,9 Millionen Euro bereitgestellt. Wegen der deutlich höheren Zuschauerzahl werde dieser Betrag sinken. Ebersberger: „Jetzt geh ich davon aus, dass eine Zwei davor steht, aber nicht hoch.“ Auf Deutsch: „Es wird nicht allzu teuer“ für die Stadt.

Ebersbergers erste Festspiele als Oberbürgermeister sind „besonders, nicht nur wegen Corona“. Gefragt nach den Prominenten, die kommen, verweist er auf eine Liste, nach der jedes Jahr eingeladen werde. Elf Prozent der Premierenkarten kann die Stadt dafür verwenden. Wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eingeladen? „Davon können Sie ausgehen.“ Der Rest werde die übliche Mischung aus „sehr bekannten Menschen aus Politik und Show-Geschäft sein“. Allerdings rechnet Ebersberger nur mit der Hälfte an Promis, die normalerweise kämen.

Ein weiterer Wermutstropfen: Es wird, das hat die Stadt schon bekannt gegeben, keinen Roten Teppich für die Stargäste geben. „Kein formeller Roter Teppich“, sagt Ebersberger. Selbstverständlich werde man die Gäste begrüßen und Kontakt aufnehmen, aber nicht im großen Stil, weil es gilt, den Abstand einzuhalten. Also kein „Schaulaufen“. Für die Bayreuther Zaungäste, die jedes Jahr vor dem Festspielhaus stehen, bedeutet das auch: weniger bis gar keine Show. Eine Show wird es am Premierenabend in Form eines Staatsempfanges wohl auch nicht geben, so Ebersberger. Allerdings könnte das in ein kleines „Meet and Greet“, also in eine kleinere Form der Begegnung umgewandelt werden. Sicher sei das noch nicht.

Dennoch, das Ganze hat laut Ebersberger auch einen Vorteil für die Wagner-Fans der Region: Sie könnten leichter an Karten kommen als in den Jahren zuvor. Denn weil der Online-Verkauf erst im Juli startet, hätten viele aus dem Ausland gar keine Chance mehr, sich auf die Reise und die Hotelbuchungen einzustellen. Könnte also alles für Menschen der Region übrigbleiben.

Die erwartet ein „Hochsicherheitstrakt“, wie probenden Künstler im Moment sagen. Selbst die müssen sich jeden Tag testen lassen und durch Gitterkorridore, bewacht von Unmengen an Sicherheitspersonal. Neun Sektoren gibt es am Hügel, die sich nicht miteinander mischen dürfen.. Chor und Orchester sind in Doppelschichten belegt, die sich vertraglich verpflichtet haben, nicht mit anderen Kontakt zu haben. Was Bayreuth immer ausgezeichnet habe, nämlich es ein Treffen unter Freunden sei, „die im künstlerischen Bereich sehr hochrangig sind – das ist heuer anders“, sagt Ebersberger. Es geht einzig und allein um die künstlerische Wiedergabe. Es seien, sagt er künstlerisch „sehr hochwertige Festspiele“.

Die Festspiele selbst reagierten laut einer kurzen Pressemitteilung „mit Freude und Erleichterung“ auf die Zusage, einer Zuschauerkapazität von 900 Plätzen pro Vorstellung stattfinden lassen zu können. Der Online Sofortkauf wird am 4. Juli 14 Uhr beginnen.

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