Haft für 23-Jährigen Rentner gefesselt und ausgeraubt

Der Angeklagte sitzt mit Fußfesseln im Gerichtssaal des Landgerichtes Bamberg. Foto: Nicolas Armer/dpa Foto: Peter Gisder

BAMBERG/SCHESSLITZ. Es ist früh am Morgen, als ein Rentner aufwacht und zwei Maskierte ertappt. Die Männer fesseln ihn mit Klebeband, suchen Bargeld und werden fündig. Seitdem hat der 88-Jährige „ganz schlechte Träume“. Ein 23-Jähriger ist für die Tat nun verurteilt worden.

 
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Er drang mit einem Komplizen maskiert in eine Wohnung ein, fesselte einen Rentner mit Klebeband und stahl mehr als 33.000 Euro Bargeld: Wegen gemeinschaftlich begangenem schweren Raub hat das Landgericht Bamberg einen 23-Jährigen am Donnerstag zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt.

Der Mann hatte die Tat zuvor in weiten Teilen gestanden und sich bei dem 88 Jahre alten Opfer entschuldigt. Der Rentner war am frühen Morgen des 27. April in Scheßlitz (Landkreis Bamberg) überfallen worden. Er leidet nach eigenen Angaben bis heute unter dem Erlebnis.

Den Vorwurf der Anklage, den Rentner auch mit einem messerähnlichen Gegenstand bedroht zu haben, hatte der 23-Jährige im Prozess von sich gewiesen. Sein Komplize habe dem Mann ein stumpfes Werkzeug an den Hals gehalten, ließ er seinen Verteidiger erklären.

Spielschulden

Als Motiv für die Tat gab der 23-Jährige an, dass ein Gläubiger ihn wegen Spielschulden unter Druck gesetzt habe. Der habe auch den anderen Mann mit auf den Raubzug geschickt, um das Geld zu behalten. Der Komplize wurde noch nicht zweifelsfrei ermittelt.

Der Rentner hatte nach eigenen Angaben Blutergüsse von den Fesseln und einen Riss an einer Hand davongetragen. Seit der Tat habe er „ganz schlechte Träume“, obwohl er „kein Angsthase“ sei. Der Angeklagte entschuldigte sich bei dem 88-Jährigen und erklärte, er habe die Tat „aus Verzweiflung begangen“, nicht, weil er den Rentner habe verletzen wollen. Sein Komplize sei der Aggressive von beiden gewesen. Dessen Namen wollte er nicht nennen - aus Angst, dass seiner Familie Gewalt angetan werden könnte.

Der 23-Jährige habe vor dem Raub beim Schlüsseldienst seines Bruders gearbeitet, trug sein Verteidiger vor. Bei dem Rentner habe er ein Schloss ausgetauscht und dabei bemerkt, dass Bargeld in der Wohnung lag. An einen Raub habe er da aber noch nicht gedacht, trug sein Verteidiger vor.

Polizei und Justiz sprechen von Raub, wenn Diebe Gewalt gegen Menschen anwenden oder damit drohen, um an Beute zu gelangen. Laut polizeilicher Kriminalstatistik gab es im vergangenen Jahr 2338 Fälle von Raub und räuberischer Erpressung. Verglichen mit 2016 war das ein Rückgang um 4,8 Prozent oder 119 Fälle. Die Aufklärungsquote lag bei 70,7 Prozent (2016: 68,1 Prozent).

Zu erwarten sei, dass sich dieser Trend fortsetzt, sagte ein Sprecher des Bayerischen Landeskriminalamts. Zahlen für das 2018 lägen aber noch nicht vor.

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