Härtetest für das Hoch Medi empfängt formstarke Braunschweiger

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Spannung verspricht am Sonntag das Duell der Aufbauspieler, wo sich die Kapitäne begegnen werden – Bastian Doreth (links) für Medi Bayreuth und Thomas Klepeisz (rechts) für die Löwen Braunschweig. Foto: Peter Kolb Foto: Peter Kolb Pressefotograf Heinrich von Kleist Strasse 52 95447 Bayreuth Mobil: 0175/5271390 Mail: Fotograf.Kolb@gmx.de Spark. B

BASKETBALL. Nach dem tadellosen Lösen der Pflichtaufgabe Apoel Nikosia im Fiba-Europe-Cup – es war der wettbewerbsübergreifend dritte Sieg in Folge für Medi Bayreuth – wird das neue Hoch nun einer Belastungsprobe unterzogen. Mit den Löwen Braunschweig stellt sich am Sonntag (15 Uhr) nämlich ein Playoff-Kandidat vor, der die Visitenkarte „Vier Siege in fünf Bundesliga-Spielen“ im Gepäck hat.

 
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Lediglich bei Meister München (62:75) musste sich die Mannschaft des neuen Löwen-Coaches Peter Strobl beugen. Ansonsten überwand der Sechstplatzierte alle Hürden mit Bravour: 96:77 in Göttingen, 94:88 gegen Ulm, 102:88 gegen den Mitteldeutschen BC und 92:86 gegen Gießen.

Für den Bayreuther Trainer Raoul Korner ist der gute Start seiner ehemaligen Mannschaft keine Überraschung. Schließlich sei es Braunschweig gelungen, „zwei absolute Leistungsträger“ zu halten und sich darüber hinaus „exzellent“ zu verstärken. Besagte Leistungsträger sind in den Augen des Österreichers Center Scott Eatherton („Er ist auf dieser Position mit das Beste, was die Liga zu bieten hat und nur im Kollektiv zu verteidigen“) und vor allem Thomas Klepeisz. In dem 28-jährigen Point Guard, den Raoul Korner auch in der österreichischen Nationalmannschaft unter seinen Fittichen hat, sieht er ein „sehr prägendes Element“ des Braunschweiger Spiels. „Tommy hat einen herausragenden Charakter, er ist ein emotionaler Leader und ein Mann für die Crunch-Time. Ihn gering zu schätzen, weil er meist von der Bank kommt, wäre ein fataler Fehler. Dass er nicht immer startet, ist nur ein taktisches Mittel, das wir ja auch einsetzen.“

Kaum noch Korner-DNA in Braunschweig

Klepeisz kenne er schon, seit er zwölf Jahre alt ist, sagt Korner. Er habe auch mitgewirkt, den heutigen Kapitän vor vier Jahren nach Braunschweig zu lotsen. Ansonsten steckt nicht mehr viel Raoul Korner in der aktuellen Löwen-Mannschaft. Nur Center Lars Lagerpusch, in Korners letzter Braunschweiger Saison 2015/2016 zarte 18 Jahre alt, ist ein verbliebener Schützling des Österreichers. Lagerpusch nimmt allerdings nur eine kleine Rolle in der Löwen-Rotation ein, was der aktuelle Schnitt von 2,5 Punkten und einem Rebound bei einer durchschnittlichen Spielzeit von 8:21 Minuten auch belegt. Die Hauptlast des Löwen-Spiels tragen andere. Neben Eatherton und Klepeisz nennt der Medi-Coach Trevor Releford: „Er ist der vielleicht beste Eins-gegen-Eins-Spieler der Liga.“

Und dann seien da ja noch diese hungrigen deutschen Spieler. Forward Karim Jallow, 22 Jahre alt und vor der Saison aus Ludwigsburg gekommen, ist einer dieser neuen Go-to-Guys. Aktuell markiert der gebürtige Münchner 13,8 Punkte im Schnitt und greift sich 4,4 Rebounds. Zuletzt in Gießen schrammte er mit 16 Zählern und neun Rebounds knapp an einem Double-Double vorbei. Ein Zweiter, der die „jungen Wilden“ bei den Löwen herausragend repräsentiert, ist der 21-Jährige Kostja Mushidi (12,6 Punkte, 4,4 Rebounds). Nach einer zuletzt eher schwierigen Saison in Belgrad blüht der ehemals als NBA-Kandidat gehypte Shooting Guard regelrecht auf.

Korner: "Wir haben viel Selbstvertrauen getankt."

Und die Bayreuther? Auch die haben ihren Teil zu einer großen Kulisse in der Oberfrankenhalle beigetragen, obgleich Raoul Korner dem spektakulären 112:68-Erfolg gegen Nikosia keine herausragende Bedeutung beimessen will. „Auch wenn ich dieses Wort nicht mag, so war das schon ein Pflichtsieg“, sagt er. „Aber solch eine Pflichtaufgabe kann man auf ganz unterschiedliche Weise bewältigen: Man kann sie vergeigen, man kann da irgendwie drüberrumpeln oder man kann drüberfahren, so wie wir das getan haben: über weite Strecken sehr souverän und mit vielen spektakulären Aktionen für unsere Zuschauer. Wir haben viel Selbstvertrauen getankt.“

Das offenbart sich auch im Gespräch mit einem positiv gestimmten, angriffslustigen Bastian Doreth. „Ich denke, dass wir individuell nicht schlechter besetzt sind als die Braunschweiger“, sagt der Bayreuther Kapitän. „Zweifelsohne haben die eine gute Truppe, auch wegen Eatherton und der jungen deutschen Spieler. Aber stärker als Frankfurt sehe ich sie jetzt nicht.“ Seiner Meinung nach wird am Sonntag das Teamplay den Unterschied machen. Und da müsse sich Medi nicht verstecken, was auch die 35 Assists gegen Nikosia belegten.

Bastian Doreth: "Alle Siege waren einer starken Teamleistung geschuldet."

Die Stimmung sei nun wieder richtig gut, berichtet Bastian Doreth. „Das Schöne ist auch, alle Siege waren einer starken Teamleistung geschuldet und nicht der Leistung eines Einzelnen, das verstärkt dieses positive Gefühl nur noch mehr.“ Dabei habe man nicht vergessen, wie sich Niederlage anfühlen. Schließlich habe man dieses negative Gefühl nach Niederlagen voll zugelassen. „Das war hart, wir haben es aber bewusst zugelassen. Und es führt jetzt dazu, dass wir umso mehr wissen, wie gut sich Siege anfühlen.“

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