Händler widerspricht Verdi

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Die meisten Besucher des Maimarkts kamen nicht aus Pegnitz – davon ist Thomas Koukal überzeugt. Foto: Klaus Trenz Foto: red

Die Zukunft der Pegnitzer Marktsonntage ist ungewiss. Das Landratsamt hat der Stadt zur Auflage gemacht, ihre Marktordnung anzupassen. Angestoßen hatte das Ganze die Gewerkschaft Verdi. Auch aufgrund einer Umfrage, nach der vor allem Einheimische den Markt besuchen und es daher mit Blick auf die Gesetzeslage nicht statthaft sei, auch Geschäften außerhalb der Hauptstraße das Öffnen der Ladentür zu erlauben. Das glaubt Händler Thomas Koukal nicht – und hat daher zum Maimarkt eine eigene Umfrage gestartet. Mit verblüffenden Ergebnissen.

 
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Ihm ist klar: „Das ist nicht repräsentativ, nicht jeder Marktsonntag ist mit dem anderen vergleichbar, das ist eine Momentaufnahme. Aber interessant finde ich das schon.“ 47 Kunden kamen in sein Mineraliengeschäft, in dem er als Dienstleister auch eine Schuhreparatur anbietet und Schlüssel nachmacht. Was ihn überrascht hat: „Lediglich 34 Prozent waren Pegnitzer, also aus der Kernstadt oder aus den Außenorten.“ Die Umfrage der Stadt vom Lichtmessmarkt im Februar hatte ergeben, dass rund 90 Prozent der Gäste in Pegnitz ansässig sind.

Besucher von überall her

Stimmt nicht, ist Koukal überzeugt. Repräsentativ hin, repräsentativ her. Die Auerbacher waren mit einem Anteil von 15 Prozent auch noch stark vertreten, der Rest kam „von überall her“ – aus Creußen und Schnabelwaid, aus Bayreuth und Muggendorf, aus Kemnath und Pressath, aus Velden, Plech oder Betzenstein. Und einer sogar aus Österreich, aus Graz. Ein Stammgast übrigens, wie Koukal erst jetzt durch Zufall erfuhr: „Der hat eine Tante in Pegnitz und kommt immer, wenn er sie besucht, zu mir, um Steine zu kaufen.“

Viele Stammkunden nur Marktsonntag da

Überhaupt waren es in erster Linie die Stammkunden, die bei ihm vorbeigeschaut haben. 67 Prozent, um genau zu sein. Acht Prozent sind gelegentliche Kunden, 23 Prozent waren das erste Mal in seinem Geschäft. Und noch etwas fiel ihm bei seiner Umfrage auf: „40 Prozent der Leute sagten mir, dass sie nur am Marktsonntag zu mir kommen.“ Das betrifft Auswärtige, vor allem aber Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 13 Jahren. „Die haben ihr Taschengeld gesammelt, um bei mir etwas zu kaufen, begleitet von Oma, Opa oder den Eltern.“ Was deutlich zeige: „Die Marktsonntage sind Familientage, werden zu einem gemeinsamen Ausflug genutzt.“

Geht nicht nur um den Umsatz

Klar, der Umsatz halte sich trotzdem sehr in Grenzen im Vergleich zum Aufwand, den er und die anderen Händler im Vorfeld bestreiten müssen. Aber er werde ihn auch künftig auf sich nehmen, werde auch künftig am Marktsonntag öffnen - „weil ich mich präsentieren kann, vor allem aber, weil ich meine Stammkunden und die Kinder nicht enttäuschen möchte“. Das habe auch mit Tradition zu tun, mit einer gewachsenen Marktkultur, die gerade den Nachwuchs auf den Plan rufe. Das sollte man nicht mit Füßen treten, das sollte man bewahren, sagt Koukal. Auch wenn der Markt nicht mehr die Bedeutung von früher habe, als die Standbetreiber vor allem Waren offerierten, die es sonst nicht zu kaufen gab., „Mit den Einkaufszentren bei uns und durch den Internethandel hat das natürlich massiv an Bedeutung verloren.“

Bei weitem kein rein regionaler Markt

Für ihn ist klar: Anders als von Verdi interpretiert, handle es sich beim Pegnitzer Marktsonntag nicht um einen schwerpunktmäßig regionalen Markt. Ganz im Gegenteil. Was er zudem nicht verstehen kann: „Ich kann doch nicht sagen, ihr dürft aufmachen und ihr ein paar Meter weiter nicht. Wie soll man da die Grenze ziehen, mit welcher Begründung.“ Daher will er seine Umfragen bei den Märkten im August und im Oktober fortsetzen - „wenn es ihn dann überhaupt noch gibt, den Marktsonntag“.

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