Güterbahnhof Kulmbach Wissenschaftsminister warnt vor Kostenexplosion

Markus Blume Foto: Steffen Böttcher

In München wird die Diskussion um den Kulmbacher Güterbahnhof genaustens verfolgt. Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) warnte jetzt in Bayreuth vor einer Kostenexplosion des in Kulmbach geplanten Neubaus.

 
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„Ich finde die aktuelle Diskussion ehrlicherweise etwas gefährlich“, sagte der Wissenschaftsminister am Rande der Grundsteinlegung für den Afrika-Neubau auf dem Campus in Bayreuth. „Fakt ist, es gibt ein starkes Bekenntnis des Freistaats Bayern zur Region und zum Ausbau der Universität Bayreuth.“ Der Freistaat habe sich dafür entschieden, die Fakultät für Lebenswissenschaften in Kulmbach auszubauen und das Ganze in einem Neubau umzusetzen. „Dieser Neubau bedeutet ein signifikantes Investment des Freistaates Bayern“, unterstrich Blume. „Wir reden hier von einem dreistelligen Millionenbetrag.“ Dies sei eine durchaus relevante Summe.

Daher würde er sich als Wissenschaftsminister mehr Engagement von Seiten der Stadtspitze für das Projekt wünschen. „Ich würde mir sehr wünschen, dass von der Stadtspitze die Diskussion mitgeführt wird und ein klares Bekenntnis zur Universität, zu diesem Campus und zu diesem Standort erfolgt.“

Bekanntlich will eine Bürgerinitiative das Gebäude des ehemaligen Güterbahnhofs erhalten. Dieser steht just auf dem Gelände, auf dem der Neubau geplant ist. „Der Güterbahnhof als solcher ist nicht das Thema der Universität.“ Da müsse sich die Stadt klar werden, was das bedeutet hinsichtlich der Straßenführung und und der Erschließung. „Aber ich kann nur vor einer weiteren Belastung dieses Projektes warnen“, sagte Blume und wurde noch deutlicher: „Es ist ein finanzieller Kraftakt, den wir da gemeinsam stemmen im bayerischen Landtag.“ Alles was da noch oben drauf gepackt würde, wäre eine zusätzliche Belastung des Projektes. Die ihm vorliegenden Kostenschätzungen lägen bereits in einem „extrem hohen Bereich“. Es sei gefährlich, dieses Vorhaben mit zusätzlichen Anforderungen zu belasten.

Sprich: Die Kosten könnten aus dem Ruder laufen, wenn noch denkmalschützerische Aspekte berücksichtigt werden müssten. Außerdem würde sich der Baubeginn sehr wahrscheinlich verzögern, wenn der Güterbahnhof erst denkmalgerecht saniert werden müsste. „Ich wünsche mir ein klares Wort der Stadtspitze, um diese Diskussion zu beenden“, sagte der Wissenschaftsminister.

Der Kulmbacher Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) war gestern auf Anfrage nicht zu einer Aussage dazu bereit. Sprecher Jonas Gleich verwies aber auf die Stellungnahme Lehmanns in der jüngsten Stadtratssitzung. „Die siebte Fakultät der Universität Bayreuth ist ein Glücksfall für unsere Stadt und ein Garant für die weitere positive Entwicklung“, hatte Lehmann da gesagt. Bis März 2023 habe die Stadt schon insgesamt mehr als 2000 Quadratmeter Flächen für die Universitätsnutzung zur Verfügung gestellt. Im Obergeschosses der Alten Spinnerei sollen nochmals mehr als 1000 Quadratmeter Flächen für die temporäre Universitätsnutzung entstehen. „Das große gemeinsame Ziel ist und bleibt der Campus.“

Dieser Neubau werde einzigartig und mit ihm entstehe ein neuer Stadtteil. Geplant sei ein grüner Campus mit viel Natur und mit einem erlebbaren Weißen Main, mit Rad- und Fußwegen und einer neuen Verkehrsachse, die einen zentralen Lückenschluss im Radwegenetz der Stadt Kulmbach darstellt.

Der Stadtrat habe bereits 2021 grundsätzlich den Bau der Tangente zur Entlastung der Fritz-Kreuzung beschlossen. Parallel zur Bahntrasse werde eine verkehrliche Entlastung der Innenstadt und des Knotens am ZOB in der Hans-Hacker-Straße vom Verkehr erreicht. „Die Pläne für den Uni-Campus und für die Tangente sind so nicht umsetzbar, wenn gleichzeitig das alte Güterbahnhofsgebäude erhalten werden soll“, stellte Lehmann klar. Das Landesamt für Denkmalpflege prüfe jedoch noch den Denkmalstatus.

Die Initiative für den Erhalt des Güterbahnhofs habe ein Bürgerbegehren gestartet. „Solch einen Schritt muss eine Demokratie ernst nehmen und auch aushalten. Wir haben Respekt vor jeder Meinung und wir wollen und werden alle Menschen zu Wort kommen lassen.“

Ein ganz wesentlicher Punkt in der Diskussion über den Güterbahnhof sei die Verwendung des Gebäudes. „Wenn es keine Verwendung für den Güterbahnhof gibt, dann wird ein Erhalt sehr schwierig. Wir wissen, dass das Gebäude viele Jahre leer stand, marode und schadstoffbelastet ist und eine Sanierung viel Geld kosten würde. Die Universität hat mehrfach erklärt, dass sie für den Campus viel Fläche benötigt.“ Der Kauf des von der Deutschen Bahn nicht mehr verwendeten Gleis eins, um mehr Platz für Tangente und Campus zur Verfügung zu haben, sei nicht geglückt.

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