Laxer Umgang mit Waffen
Es sei bekannt, dass Neonazis „immer mal wieder“ zum Schießen nach Tschechien fahren, berichtete Martin Becher von der Projektstelle gegen Rechtsextremismus in Bad Alexandersbad (Landkreis Wunsiedel). Dort könnten sie problemlos mit scharfen Waffen üben. „In Tschechien wird der Umgang mit Waffen auf Schießständen relativ lax und einfach gehandhabt“, sagte Becher. Seit Jahren gebe es Kontakte deutscher Neonazis nach Tschechien.
Munition im Karton
Ein Mann aus dem Raum Creußen hatte vor Jahren bei einem Tagesausflug einen Schießstand im Raum Cheb besucht. „Man kann dort problemlos jede Waffe und jedes Kaliber schießen“, berichtete er gegenüber unserer Zeitung. Als Schusswaffen stehen beispielsweise Pistole, Pumpgun oder Kalaschnikow zur Verfügung.
Der Schießstand wirbt im Internet mit zahlreichen Fotos von Waffen und Schützen um Gäste. Auf der Visitenkarte mit militärischem Tarnmuster sind eine Schießscheibe und eine Pistole abgebildet, auch das dazugehörige Restaurant mit tschechischer Küche wird erwähnt.
„Man muss sich nicht ausweisen, niemand fragt nach der bisherigen Erfahrung mit Waffen“, erinnerte sich der Mann. Jeder Schütze erhalte einen Karton Munition mit 100 Schuss zugeteilt. Nach dem Schießen werde die verbliebene Zahl abgezählt und die verschossene Munition abgerechnet.
Es sei kein Problem, Munition mitzunehmen, wunderte sich der Hobbyschütze über die laxen Sicherheitsvorschriften. „So etwas wäre bei uns nie möglich“, staunt der Mann noch heute. Aktuell gibt es zahlreiche dieser privaten Schießstände in der Tschechischen Republik – für Gäste aus dem grenznahen Raum in Deutschland sind sie besonders attraktiv.
Regierung kennt "Combat 18"
Nach Kenntnis der Bundesregierung existiert in Deutschland seit 2013 eine Gruppierung mit der Bezeichnung „Combat 18“, deren Mitglieder in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen wohnen, hieß es auf eine Kleine Bundestagsanfrage der Fraktion Die Linke im Dezember 2016. Darüber hinaus habe es Einzelhinweise auf regionale „Combat 18“-Strukturen gegeben, von denen derzeit keine Aktivitäten ausgingen. Die genaue Personenzahl war der Bundesregierung nicht bekannt.
„Combat 18“ ist nicht verboten. Im Bundesinnenministerium hält man sie nicht für eine Nachfolgeorganisation der seit 2000 verbotenen „Blood & Honour“.