Grüne und SPD stellen Antrag „Wir brauchen die Zuwanderung“

Ein gutes Beispiel für Integrationsarbeit: Der Besuch im Wildgehege – mit vielen Informationen zu den Tieren des Waldes und einem gemeinsamen PicknickEine Überraschungsparty für Renate Steinhagen, die Vorsitzende des Unterstützerkreises Pegnitz hilft Menschen in Not. „Tatsächlich ist es uns gelungen ganz heimlich alles vorzubereiten. Es gab unglaublich köstliche Speisen aus verschiedenen Ländern“, berichtet Susanne Bauer. Foto: Susanne Bauer

Stelle des Integrationsmanagers soll bleiben

 
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Pegnitz - Ein weiterer Antrag der Fraktionen Grüne und SPD erreichte das Rathaus am vergangenen Freitag kurz vor Weihnachten. Es geht um das Integrationsmanagement Pegnitz und den Wegfall der Stelle zu Anfang des Jahres 2022. Weil die Uhr tickt und die Migranten und ihre Familien dringend einen Ansprechpartner benötigen, entschieden sich die Fraktionssprecher Susanne Bauer (Grüne) und Karl Lothes (SPD) dafür, den Antrag kurzfristig im Jahr 2021 noch einzureichen.

Sie hinterlässt eine große Lücke, die nach aktuellem Stand nicht gefüllt wird. Nachdem die Projektstelle von Integrationsmanagerin Veronika Kobert ausläuft und eine Nachfolgefinanzierung nicht gewiss ist, versuchen die beiden Fraktionssprecher der Grünen und SPD etwas Bewegung in die Sache zu bringen.

Programm ist ein Erfolg

Seit 2015 kümmerte sich zunächst eine Integrationsbeauftragte und dann die Integrationsmanagerin um Geflüchtete sowie Migranten. Hauptaufgabe war es, das Ankommen in Pegnitz zu erleichtern und das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen in einem friedlichen Miteinander zu begleiten. „Viele – vor allem männliche – Arbeits- oder Fachkräfte kommen und bringen ihre Familien mit. Während der Mann arbeitet, bleiben die Frauen oft zu Hause bei den Kindern“, weiß Susanne Bauer aus Erfahrung. „Dadurch haben sie es schwerer, in der Gesellschaft anzukommen. Selbst nach fünf bis sechs Jahren sprechen die wenigsten Deutsch.“ Die Früchte einer erfolgreichen aktiven Integration kann die Grünen-Sprecherin an einer Vielzahl von Beispielen aufzeigen. So nennt sie einen jungen Mann aus Sierra Leone, der in Pegnitz ankam, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, nun Krankenpfleger wird und nicht einen Kommafehler in seinen SMS-Nachrichten hat. Oder eine Mutter von fünf Kindern, die als Analphabetin nach Pegnitz kam, mit ungeheurem Fleiß heute ein beachtliches Deutsch spricht und in einem hiesigen Supermarkt die Bestellungen bearbeitet. Erfolge, die nur mithilfe einer Integrationsmanagerin zu leisten waren, ist sich Bauer sicher. Dabei waren die Aufgaben vielfältig. So berichtet Bauer von rund 200 Personen mit Migrations- oder Fluchthintergrund aus 28 Ländern und das allein im Jahr 2021, die von der Managerin rund 600-mal beraten wurden. Zudem entlastete sie die lokale Verwaltung, da keine kompetente Ansprechperson zur Verfügung stand oder kümmerte sich um die Kommunikation mit den Kindergärten, Schulen, der Mittagsbetreuung und anderen Institutionen.

„Es ist nicht nur problematisch, dass man hier eine Fluktuation generiert. Es ist ganz einfach auch eine unmögliche Situation, in die Veronika Kobert gebracht wurde“, sagt Bauer energisch. „Hätte sie sich nicht für einen Weggang entschieden, dann hätte sie erst am 13. Dezember erfahren, dass sie ab 1. Januar keine Arbeit mehr hat. Das ist ein Unding.“ Es sei eine viel zu kurze Zeit, in der dies entschieden und an die Managerin weitergegeben wurde. Denn eigentlich müsse man sich drei Monate vorab beim Arbeitsamt melden, sonst drohen Kürzungen.

„Wir sind eine Zuwanderungsgesellschaft“, betont Bauer, „wir brauchen die Zuwanderung und die Fachkräfte. Junge Menschen, die zu uns kommen, weil unser Altersquotient zu hoch ist.“ Auch in Franken mangele es an Pflegekräften oder an Arbeitskräften in der Industrie und im Handwerk. „Die Babyboomer gehen bald in Rente und dann stehen wir da. Da brauchen wir auch wieder Pflegeleute.“

Mit dem Antrag erhoffen sich die Fraktionssprecher eine Verstetigung der Stelle und damit auch ein Fortbestehen der Aufgabe, gute Integrationsarbeit zu leisten. Darüber soll nun, so schnell es geht, der Stadtrat entscheiden. Rund 50 000 Euro müsse im Haushalt der Stadt dafür vorgesehen werden. Weitere Fördermöglichkeiten zur Finanzierung der Arbeiten würden geprüft.

Weitere Anträge geplant

Seit Beginn der Legislaturperiode hat die Grünen-Fraktion sieben Anträge gestellt. Kurz vor Weihnachten ging nun der achte im Rathaus ein und das, obwohl die Verwaltung aktuell gut ausgelastet sei. Trotzdem befürwortet auch Bürgermeister Wolfgang Nierhoff (PEG) den Antrag und sieht einen zeitlichen Druck. „Jede Stadträtin und jeder Stadtrat hat das Recht, einen Antrag zu stellen und bei bestimmten Sachen muss man darauf achten, dass man Fristen einhält“, bekräftigt das Stadtoberhaupt. „Ich war ja der, der den Verlängerungsantrag gestellt hat. Wichtige Anträge müssen aus meiner Sicht vorgezogen werden.“

Dass die Verwaltung sehr viel zu tun hat, das weiß auch Susanne Bauer, doch drei bis vier Anträge im Jahr hält die Grünen-Sprecherin für normal. Indes hofft Bürgermeister Nierhoff, dass die Verwaltung nicht weiter mit Anträgen „überhäuft wird“. Obgleich er die Wichtigkeit bei diesem erkannt habe. Dazu Bauer: „Der Antrag mit der Plakatier Verordnung drängt zum Beispiel nicht. Aber die Fußgängerzone und die Stelle der Integrationsmanagerin schon. Die nächsten Anträge sind auch schon in der Pipeline. So sorry.“

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