Die Schwarzen Löcher ziehen mit ihrer starken Gravitation Gas aus der Umgebung an, das sich in schnell rotierenden Scheiben ansammelt und dort durch Reibung erhitzt – auf Temperaturen von bis zu 100.000 Grad Celsius. Die Akkretionsscheiben leuchten dann hell auf – und deshalb erstrahlen viele Galaxienkerne als Quasare.
Gigantische Materiestrahlen im All
Vom inneren Rand der Akkretionsscheibe strömt ständig Gas in das Schwarze Loch hinein. Aber keineswegs alles: Ein Teil des heißen Gases entweicht aus der Akkretionsscheibe, wird durch starke Magnetfelder abgelenkt, gebündelt, beschleunigt und schießt dann über den magnetischen Polen des Schwarzen Lochs als Materiestrahl ins All. Solche Jets beobachten Astronomen bei vielen leuchtenden Galaxienkernen – allerdings vor allem im heutigen Kosmos.
Bei Galaxien in großer Entfernung dagegen scheinen die Materiestrahlen seltener und auch kürzer zu sein. Die Beobachtung weit entfernter Galaxien ist für Astronomen eine Art Zeitreise: Wenn das Licht einer Galaxie – wie bei J1601+3102 – 12,6 Milliarden Jahre bis zur Erde benötigt, sehen die Himmelsforscher die Galaxie so, wie sie vor 12,6 Milliarden Jahren ausgesehen hat, also 1,2 Milliarden Jahre nach dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren.
Strahlungsecho des Urknalls
Gab es also damals, im jungen Kosmos weniger und kürzere Jets als heute? Das könnte ein Irrtum sein, wie die Beobachtungen des Teams um Gloudemans jetzt zeigen. Möglicherweise sind sie nur schwerer aufzuspüren. Denn die kosmische Hintergrundstrahlung, eine Art Strahlungsecho des Urknalls, schwächt die Radiostrahlung von solch weit entfernten Objekten ab, wie die Forschungsgruppe erläutert.
Die Antennenanlage LOFAR erwies sich jedoch als geeignetes Instrument, um die abgeschwächte Strahlung nachzuweisen. Mithilfe zusätzlicher Beobachtungen an anderen Teleskopen im Infrarot-Bereich bestätigten die Forschenden dann ihren Verdacht, es handele sich bei der mit LOFAR entdeckten Radioquelle um einen gigantischen Materiestrahl.
Überraschend ist dabei für das Team die Masse des Schwarzen Lochs: Verglichen mit Quasaren im heutigen Kosmos, die große Jets besitzen, ist die Masse von J1601+3102 klein. „Das zeigt uns“, so Gloudemans, „dass kein außergewöhnlich massereiches Schwarzes Loch nötig ist, um im jungen Universum kräftige Jets zu erzeugen.“
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