Große menschliche Enttäuschung bei den Verantwortlichen
Dennoch bleibt große menschliche Enttäuschung: „Wir haben jedes Jahr Mitarbeitergespräche geführt, hatten ein gutes Verhältnis. Offensichtlich hat dennoch das Vertrauen in den Vorstand gefehlt, über das Problem zu sprechen“, sagt Klötzer. „Wir hätten sicher helfen und eine Lösung finden können“, ergänzt Specht.
"Eine Krankheit, bei der man die Grenzen nicht mehr kennt."
Die Geschäftsführerin räumt auf Anfrage des Kuriers den Grund für die Käufe über die Konten des Zentrums sofort ein: „Ich leide unter Kaufsucht. Einer Krankheit, bei der man die Grenzen nicht mehr kennt.“ In Situationen, in denen sie viel Stress habe, breche die Krankheit durch. Natürlich habe sie in den vergangenen Monaten immer wieder daran gedacht, dass die Käufe über die Zentrums-Konten ans Tageslicht kommen könnten, aber: „Der Psychologe, bei dem ich in Behandlung war, hat mir erklärt, ich hätte mir eine Art Schutzmantel zugelegt. Es gab keine Bremse für mich.“
Komplette Ersparnisse gingen ans Zentrum
Dass sie die Einkäufe und den dabei entstandenen Schaden sofort eingestanden habe, als die Verantwortlichen des Zentrums sie damit konfrontiert hatten, sei selbstverständlich gewesen: „Warum hätte ich lügen sollen?“ Sie habe umgehend ihre kompletten Ersparnisse ans Zentrum überwiesen, ihre Rentenversicherung aufgelöst, ebenso einen Bausparvertrag. „Meine Mutter hat mir ebenfalls geholfen.“ Sie wolle alles tun, was in ihrer Macht steht, um den Schaden auszugleichen, sagt sie. „Aber nach der Kündigung, die ich natürlich nachvollziehen kann, habe ich nichts mehr.“ Die gefeuerte Geschäftsführerin sagt, sie sei in den vergangenen vier Wochen im Krankenhaus in Behandlung gewesen.
"Das tut mir sehr leid"
Unter Tränen sagt sie, sie sei traurig, dass die erfolgreiche Arbeit fürs Zentrum so zu Ende gegangen sei. „Das tut mir sehr leid. Es tut mir auch den Mitarbeitern gegenüber so leid.“ Sie werde weiter gegen die psychische Erkrankung ankämpfen, unter der sie schon länger leidet. „Ich dachte, ich schaffe das allein.“