Gravitationswellenforschung Astrophysiker empfangen neue Signale aus dem All

Blick durch das Lichtteleskops VIMOS am Very Large Telescope der ESO in Chile auf die etwa 130 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernte Galaxie NGC 4993 (M). Die Galaxie offenbarte kürzlich etwas, was noch nie zuvor beobachtet wurde: Die Verschmelzung zweier Neutronensterne. Foto: ESO/A.J. Levan, N.R. Tanvir Foto: dpa

Mit noch empfindlicheren Geräten sind Astrophysiker in einer neuen Messphase den Vorgängen im Universum auf der Spur. Möglicherweise beobachteten sie im April zum ersten Mal die Kollision eines Neutronensterns mit einem Schwarzen Loch.

 
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Hannover - Gleich im ersten Monat einer neuen Messkampagne haben Gravitationswellenforscher wahrscheinlich weitere Neutronenstern-Verschmelzungen beobachtet.

Es gebe fünf Kandidaten für Gravitationswellen-Ereignisse, teilte das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut, AEI) am Donnerstag mit. "Da im dritten Beobachtungslauf ein größeres Volumen des Universums untersucht wird, können wir nun seltenere und extremere Ereignisse wie die Kollision eines Neutronensterns mit einem anderen kollabierten Stern beobachten", sagte Alessandra Buonanno, Direktorin am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Potsdam.

Die Max-Planck-Forscher in Potsdam und Hannover sind an den Forschungskooperationen Ligo und Virgo beteiligt, die den von Albert Einstein vorhergesagten Gravitationswellen auf der Spur sind. Ein erster direkter Nachweis wurde 2017 mit dem Nobelpreis für Physik an drei US-Forscher ausgezeichnet. Gravitationswellen strecken und stauchen die Raumzeit ähnlich wie ein ins Wasser geworfener Stein die Wasseroberfläche. Sie sind per Laser noch Hunderte Millionen Lichtjahre entfernt zu messen.

In den ersten beiden Beobachtungsläufen waren zehn Verschmelzungen von Schwarzen Löchern und eine Neutronensternkollision entdeckt worden. Für die am 1. April gestartete neue Messkampagne waren die Ligo-Instrumente in den USA und das europäische Observatorium Virgo in Italien deutlich verbessert worden. Die Detektoren seien empfindlicher als je zuvor, sagte AEI-Direktor Karsten Danzmann aus Hannover. Die Forscher hoffen auf neue Erkenntnisse zu Sternenexplosionen und zum Urknall.

Am 8., 12. und 21. April wurden drei Kandidaten von Verschmelzungen binärer schwarzer Löcher identifiziert, hieß es am Donnerstag. Am 25. April folgte die Beobachtung einer möglichen Verschmelzung zweier Neutronensterne. Das Signal am 26. April könnte sich als eine nie zuvor beobachtete Kollision eines Neutronensterns mit einem Schwarzen Loch herausstellen.

Vor drei Wochen hatten Astronomen erstmals eine Aufnahme eines Schwarzen Lochs präsentiert. Das Bild des "Event Horizon"-Teleskopnetzwerks (EHT) zeigt einen dunklen Fleck mit leuchtendem Ring.

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