Gesundheitliche Bedenken Warum auch Kinder Masken tragen können

Klaus Zintz
Kinderärzte versichern, dass die Sauerstoffsättigung und die CO2-Konzentration im Blut von gesunden Kindern auch beim Maskentragen im Normalbereich bleiben. Foto: dpa/Andreas Arnold

Gerade in den sozialen Medien wird diskutiert, ob Kindern ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz zugemutet werden kann. Was hat es mit den vermeintlichen Gesundheitsrisiken auf sich? Und vor allem: Welche Rolle spielt die Akzeptanz der Eltern? Was Kinderärzte sagen.

 
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Stuttgart - Seit jüngere Kinder wieder in die Schule gehen, hat die Diskussion um mögliche schädliche Wirkungen von Masken wieder an Fahrt aufgenommen. Dabei ist klar: Der Mund-Nasen-Schutz ist zweifellos unangenehm. Und er stört gewaltig – vor allem dann, wenn man sich innerlich nicht damit arrangiert hat. Aber ist er auch aus medizinischer Sicht gefährlich?

Das zumindest legen Geschichten von angeblichen Todesfällen wegen Maskentragens nahe, die immer wieder in den sozialen Medien die Runde machen. Dazu bezieht die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin zusammen mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte eindeutig Stellung: „Das sind unbegründete Gerüchte.“ Die Begründung für diese Aussage: „Die medizinischen Gesichtsmasken (OP-Masken) sind gasdurchlässig, es gibt also keinen Sauerstoffmangel oder nennenswerte CO2-Retention bei gesunden Kindern und Jugendlichen bei auch längerem Tragen dieser Masken.“

Durch eine etwas vermehrte Atemtätigkeit wird die Sauerstoffkonzentration stabilisiert

Klar ist, dass der Atemwiderstand erhöht ist, je dichter die Maske ist. Doch das können „gesunde Kinder und Jugendliche unter ruhender Tätigkeit problemlos mit gering vermehrter Atemtätigkeit kompensieren“, schreiben die Kinderärzte. Durch verstärkte Atemtätigkeit werde sowohl die Sauerstoffsättigung als auch die CO2-Konzentration im Blut „in einem Normalbereich stabil gehalten“. Die Experten fügen aber an, dass bei körperlicher Anstrengung zum Beispiel im Sportunterricht keine Maske getragen werden sollte. Und Säuglinge und Kleinkinder sollten demnach keine Maske tragen.

Die beiden Fachgesellschaften nehmen auch Stellung zu anderen Meldungen, die in sozialen Netzwerken verbreitet werden. Dazu zählt etwa die Erzählung, dass Kinder durch das Tragen der Masken Pilzerkrankungen in der Lunge entwickeln würden und daran sogar sterben könnten. Oder dass es wegen der Maske zu einer Borkenflechte komme. Das ist ein schuppender oder nässender Hautausschlag mit der medizinischen Bezeichnung Impetigo contagiosa, der von Bakterien verursacht wird und vor allem bei Kindern und Neugeborenen vorkommt. Auch hierzu ist die Haltung der Kinderärzte klar: „Diese Meldungen halten keinem Faktencheck stand, es sind Fake-News.“

Die Akzeptanz und das Vorleben der Eltern spielt eine wesentliche Rolle

Und wie steht es mit den sogenannten FFP-Masken, die ja noch effektiver die Atemluft filtern als OP-Masken? Die Aussage der Mediziner dazu ist ebenfalls eindeutig: „FFP-Masken können in Schulen von Jugendlichen verwendet werden.“ Dabei liegt die Betonung auf Jugendlichen, denn: „Die Maskengrößen sind nicht standardisiert und auf Erwachsene zugeschnitten. Damit dichten sie bei Kindern unter zwölf Jahren nicht ausreichend ab.“ Damit aber sei ihre Wirksamkeit nicht anders zu bewerten als bei den Alltagsmasken. Auch gilt bei den FFP-Masken bei Erwachsenen wie bei Jugendlichen, dass sie gemäß den Arbeitsvorschriften nicht länger als 75 Minuten ununterbrochen getragen werden sollten – mit einer anschließenden Pause von einer halben Stunde.

Die Experten stellen aber auch klar: Der steigende Atemwiderstand bei dichteren Masken könne durchaus als unangenehm empfunden werden. Und sie fügen an, dass es „insbesondere bei langem Tragen ohne Pausen zu Beschwerden wie zum Beispiel Kopfschmerzen führen“ könne. Regelmäßige Pausen und Lüften sind also gerade auch beim Maskentragen sehr wichtig.

Die Kinderärzte betonen zudem, dass ein wesentlicher Faktor sei, ob die Eltern das Maskentragen akzeptieren: „Je normaler ich als Elternteil das Maskentragen vormache, umso eher wird mein Kind die Maske auch tolerieren. Je mehr ich selbst das Tragen in Zweifel ziehe, umso eher wird das Kind die Maske als Belastung sehen und Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme haben.“

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