Junge Macher und alte Selbstverwirklicher
Wenn auch Religion und Herkunft nur selten von Bedeutung sind, unterscheiden sich die Mitglieder eines Milieus was Alter, Einkommen und Bildung betrifft. Dabei ist wichtig zu betonen, dass keines der drei Merkmale ein Ausschlusskriterium für ein bestimmtes Milieu ist; vielmehr handelt es sich um Tendenzen, die bestimmte Wertvorstellungen wahrscheinlicher machen.
Am jüngsten sind leistungsorientierte Macher. Fast jeder Dritte ist zwischen 18 und 30 Jahre alt. Vertreter der Gruppe sind religiös, konservativ und optimistisch. Sie sind gebildet und in ihrem Beruf sehr erfolgreich. Den höchsten Anteil von Menschen über 60 hat hingegen das Milieu der Selbstverwirklicher. Sie sind spirituell, konsumkritisch und leben unkonventionell. Ihre persönliche Entwicklung ist den Menschen dabei wichtiger, als ein hohes Einkommen.
Idealistische Grüne und materialistische AfD-Wähler
Das Milieu entscheidet auch, welche Partei die sieben Vertreter bevorzugt wählen. Materialisten wählen demnach häufig die AfD. Idealisten und Humanisten sind häufig bei den Grünen zu finden. Leistungsorientierte, Beziehungsmenschen und Konservative fühlen sich bei der CDU zu Hause. Und Selbstverwirklicher sind sowohl bei der CDU als auch bei der Linken ähnlich häufig zu finden. Das ist übrigens auch bei den Leistungsorientierten so, hier stellt Die Linke mit 17,1 Prozent nach der CDU die zweit häufigste Wahlpräferenz der Menschen innerhalb des Milieus dar.
Sieben Milieus und drei Perspektiven
Jedes Milieu antwortet anders, wird es nach der Corona-Politik gefragt. Dabei stellt die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe keine starre Grenze dar. Werte und Haltungen können sich bei einzelnen Milieus durchaus ähneln. Die Forscher unterscheiden drei Perspektiven, in der verschiedene Antworten zusammengefasst werden.
Die erste ist die auf Freiheit fokussierte Perspektive. Milieus, die zu dieser Sichtweise neigen, lehnen staatlich Eingriffe in die Freiheitsrechte eher ab. Sie befürchten eine Schwächung der Wirtschaft, beharren auf persönliche Entscheidungen und stehen dem Impfen kritisch gegenüber. Daneben haben sie Vorbehalte, ob der Schutz des Lebens über Allem stehen sollte. Leistungsorientierte und Materialisten sind hier überdurchschnittlich vertreten, Humanisten und Konservative seltener.
Eine weitere Perspektive betont vor allem den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Menschen, die zu der Sichtweise neigen, glauben an einer Rückkehr zur Normalität und an die positiven Effekte von Corona. Leistungsorientierte und Beziehungsmenschen neigen hierzu, Materialisten, Humanisten und Konservative eher weniger.
Auf den gesellschaftlichen Wandel konzentriert sich die letzte Perspektive, mit der man die Corona-Maßnahmen betrachten kann. Sie umfasst Menschen, die wollen, dass die Gesellschaft sich nach Corona verändert. Gleichzeitig hat für sie der Schutz des Lebens die höchste Priorität. Bis auf Materialisten und Beziehungsmenschen tendieren alle Milieus zu dieser Perspektive, wenn auch unterschiedlich stark. Grund hierfür könnte sein, dass sowohl Materialisten als auch Beziehungsmenschen Veränderungen eher kritisch gegenüber stehen und generell eher zurückhaltend sind.