Gesamtschule Hollfeld Eine Orchidee feiert ihren 50. Geburtstag

Einst haben die Hollfelder vehement um sie gekämpft – inzwischen gibt es sie seit einem halben Jahrhundert, die Gesamtschule. Das wurde jetzt mit einem Festakt gebührend gefeiert.

 
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Ein einzigartiger Weg für Bayern sei damals beschritten worden, als der zu dieser Zeit amtierende Kultusminister Hans Maier im Januar 1971 per Unterschrift den Weg frei gab für die Gründung der Schule, sagte Schulleiterin Christine Betz einleitend. Die Regierung von Oberfranken hatte im Jahr zuvor den Antrag zur Gründung gestellt. Die Schule habe nicht nur durch die Orientierungsstufe in den fünften und sechsten Klassen eine Vorreiterrolle inne. Auch sonst verstehe sie sich als Brückenbauer. Dazu gehöre es auch, die digitale mit der analogen Welt zu verbinden.

Schule der besonderen Art

Stefan Graf, Amtschef im bayerischen Kultusministerium, verwies auf die „Schuljuristen“, die diesen Begriff Gesamtschule eigentlich gar nicht kennen, er tauche zunächst nirgends auf – bis man ganz hinten im Gesetz über Erziehungs- und Unterrichtswesen auf diese – so der offizielle Begriff – „Schule der besonderen Art“ stoße. In seine Rede habe man ihm etwas von der „Orchidee des bayerischen Bildungswesens“ geschrieben. Nun, selten sei sie definitiv, aber eben auch schützenswert. Und wirklich etwas Besonderes. Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz erinnerte an den Besuch einer Landtags-Delegation mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm im Jahr 2017, bei dem ihr eine Visite in der Gesamtschule besonders am Herzen lag. Mit der Vorgabe, da wirklich alle Besonderheiten zu berücksichtigen. Landrat Florian Wiedemann erinnerte daran, dass der einstige Modellversuch allgemeines Interesse weckte und sich die bereits erwähnte Einzigartigkeit erhalten habe. Trotz enormer Weiterentwicklung bis hin zur Digitalisierung „lag das Augenmerk dabei immer auf der individuellen Förderung der einzelnen Schüler“.

Dieser Abschied fiel ihm schwer

Der langjährige Schulleiter Bernd Hofmann nahm 2006 Abschied, „das fiel mir nicht leicht“, sagte er als Festredner des Nachmittags. Nach 20 Jahren in dieser Funktion, nach mehr als 30 Jahren als Lehrkraft. Und er blickte zurück auf die Diskussion über das dreigliedrige Schulsystem nach den Ergebnissen der erste Pisa-Studie. Die Gegner des Konzepts Gesamtschule seien bei ihrer Haltung geblieben. Die Grundidee, Schüler je nach ihren „tatsächlichen Begabungen“ zu einem erfolgreichen Schulabschluss zu führen, habe sich aber nicht verändert. Das habe immer auch mit Selektion zu tun am Ende, „aber eben nicht schon im Alter von zehn, elf Jahren“. Die Orientierungsstufe sollte aus seiner Sicht auch in Zukunft als „zwei Beobachtungsjahre“ der Schlüssel für die weitere Schullaufbahn eines Kindes sein – weil darauf der Erfolg dieses pädagogischen Konzepts beruhe. Sie sei das „Gelenk einer modernen, funktionierenden Gesamtschule“. Das bringe hohe Anforderungen an die Lehrkräfte mit sich, doch „dem muss man sich stellen, jammern hilft nicht“.

Zeitzeugen: Von heiter bis besinnlich

Beeindruckend, mit heiterer Note wie auch berührenden Momenten garniert, war eine Zeitzeugenrunde, moderiert von den Schülern Mareike Sterzer aus der Klasse 9.2 und Felix Gahr aus der Q 12. Ehemalige Schüler, darunter mit Claudia Hoffmann und Elke Pfeufer zwei, die jetzt aktuell als Lehrer an der Schule unterrichten, berichteten mit zahlreichen Anekdoten von der technischen „Steinzeit“ im Vergleich zu heute, aber auch von Erfahrungen bei Skikursen und Schüleraustauschen oder Berlin-Fahrten, die „uns Kindern vom Dorf“ von Wonsees bis nach Wohnsgehaig Einblicke in die große weite Welt erlaubten.

Otto Hofmann, der Gründungsrektor sprach einer persönlichen Bereicherung seines Lebens durch die Erfahrungen an dieser Schule vor seinen weiteren Leitungstationen vom Graf-Münster-Gymnasium in Bayreuth über die deutsche Schule in Stockholm bis zu seiner Arbeit beim Club of Rome. Und erzählte, wie er den Freund seines Sohnes aus einem anderen Schulsprengel an die Schule brachte. Um danach Kritik „von oben“ zu kassieren. Was er damit entkräftet habe, „dass man Freunde doch nicht einfach trennen darf.“ Dafür gab es Szenenapplaus.

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