Georg Heinisch 100 Jahre alt Die Liebe als Geheimnis für ein langes Leben

Dieter Jenß
Grund zu Feiern haben der 100-jährige Georg Heinisch und seine Frau Edeltraud. Bürgermeisterin Sybille Pichl überbrachte die Glückwünsche der Gemeinde. Foto: Dieter Jenß

Früher war er Leutnant, später Lehrer: Georg Heinisch bildete andere Lehrer aus und in seiner Freizeit betätigte er sich als Hobbyschreiner. Im Alter von 100 Jahren ist er noch geistig frisch und rüstig.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Eckersdorf - Bei erstaunlich dem Alter angepasster körperlicher, aber vor allem geistiger Frische feierte am gestrigen Freitag Georg Heinisch in seinem Haus in Eckersdorf seinen 100. Geburtstag. Der Jubilar ist der älteste Bürger in der Großgemeinde.

Für Bürgermeisterin Sybille Pichl war es eine Premiere in ihrer bisherigen Amtszeit. Denn noch nie konnte sie einen Gemeindebürger zu so einem hohen Geburtstag gratulieren. Neben einen Blumengebinde übergab sie einen Gutschein. Sie hob dabei das sonnige Gemüt des Jubilars hervor. Dieser zeigte sich froh darüber, vor einer Woche, zusammen mit seiner 96-jährigen Ehefrau Edeltraud, die im April 97. Geburtstag feiern kann, die zweite Impfung erhalten und beschwerdefrei überstanden zu haben.

Die Liebe hielt ein Leben lang

Das Geheimnis seiner 100 Jahre? „Weil ich so eine liebe Frau habe“, sagte der Jubilar. Dies bestätigt Tochter Anneliese (71), die sich an Aussagen ihres Vaters wie „Ich würde dich sofort wieder heiraten“ oder „Dass ich das Glück hatte, dich damals zu bekommen und wir konnten beide so lange gemeinsam durch das Leben gehen“, erinnert.

Im April 2019 konnte das Ehepaar mit der Kronjuwelenhochzeit ein außergewöhnliches Jubiläum feiern. Wobei Georg Heinisch, wie der Kurier damals berichtete, seiner Ehefrau eine poetische Liebeserklärung verfasste. Im Schlusssatz des Gedichtes hieß es: „Auch heute, nach 75 gemeinsamen Jahren, sie haben viel Freude, aber auch Sorgen erfahren, sehen beide nach wie vor keine Hürden, dass sie nicht sofort wieder heiraten würden.“

Die Geburtstagsfeier wird nachgeholt

Im Sommer ist ein großes Fest mit der Familie geplant, zu der die Töchter Dorothea (74), die in Nürnberg wohnt, Bärbel (72) aus Haag in Oberbayern und Anneliese (71), die in Belgien lebt, gehören. Jüngster ist Sohn Christian (63), der in Hamburg beheimatet ist. Zur großen Familie gehören weiter sieben Enkel und drei Urenkel. Und noch eines zeichnet die Familie aus. Zur Betreuung ihrer Eltern reisen die drei Töchter immer abwechselnd nach Eckersdorf und lösen eine vertraute Haushälterin jeweils nach 14 Tagen ab. Auch die Diakonie und der Hausarzt kümmern sich um die beiden Senioren.

Für Anneliese aus Belgien bedeutet diese Anreise alle drei bis vier Wochen, dass sie aufgrund ihres ausländischen Wohnsitzes seit Oktober nicht mehr aus der Quarantäne herauskommt. Der Vater, so Anneliese, sei wie ein Leutnant, geistig gut drauf und interessiert daran, was sich in der Welt abspielt. Wenn es das Wetter erlaubt, werden beide mit Rollator wieder durch die Siedlung laufen.

SZ-Abo vom ersten Tag an

Glückwünsche zum 100. Geburtstag übermittelten zahlreiche Politiker, so auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. In seinem Brief betonte er, „dass nur wenigen Menschen es vergönnt ist, auf ein volles Jahrhundert Rückschau zu halten“. Ministerpräsident Markus Söder gratulierte ebenso und übersandte die „Bavaria-Medaille“. Auch Landrat Florian Wiedemann schloss sich den vielen Glückwünschen an.

Überrascht wurde Georg Heinisch von der Süddeutschen Zeitung, die ihm ein „drei Kilo“ schweres Buch, so die Töchter Bärbel und Anneliese, mit dem Titel „75 Jahre SZ“ übersandten,dessen Inhalt auf 463 Seiten einen großartigen Rückblick enthält. Seit der ersten Ausgabe am 6. Oktober 1945 ist der Jubilar Abonnent der Süddeutschen Zeitung. Und selbst die Bezügestelle des Landesamts für Finanzen in Ansbach, von der der Jubilar seit 35 Jahren seine Pension erhält, hat zum 100. gratuliert.

Schulrat und Dozent

Der junge Leutnant aus Schlesien leistete nach dem Abitur ab Dezember 1939 Wehrdienst. Geheiratet wurde am 12. April 1944 in Kreuzburg/Oberschlesien. Bald wird Georg nach Norwegen und später nach Ungarn versetzt. Nach Kriegsende trifft er zufällig den Schwiegervater in einem Gefangenenlager wieder. Beide kehren gemeinsam zurück zu Edeltraud, die nach der Flucht aus Schlesien mit Mutter und Schwester auf einem Bauernhof in Niederbayern Zuflucht gefunden hatten. Über eine Lehrerausbildung in Straubing kommt Georg Heinisch als Volksschullehrer nach Hallerstein, Reicholdsgrün und Brand bei Marktredwitz. Dann wechselt er zur Regierung von Oberfranken und wird als Schulrat und Seminarleiter zuständig für die Junglehrerfortbildung und den neu geschaffenen Beruf „Förderlehrer“. Und er war Dozent an der Pädagogischen Hochschule.

Im Jahr 1979 baute sich die Familie ein Wohnhaus in Eckersdorf. Als Hobbyschreiner unterstützte er auch seine Kinder immer wieder gern.

Bilder