Auch grünes Licht von der EZB
Auch nach Einschätzung der EZB ist Bulgarien fit für den Euro. Das Land habe seit 2024 gute Fortschritte bei den entscheidenden wirtschaftlichen Kennzahlen gemacht, die für einen Beitritt zum Währungsraum erfüllt werden müssen. "Diese positive Bewertung der Konvergenz ebnet den Weg dafür, dass Bulgarien am 1. Januar 2026 den Euro einführen und als 21. EU-Mitgliedstaat dem Euroraum beitreten kann", sagt EZB-Chefvolkswirt Philip R. Lane.
Um die wirtschaftliche Lage in dem Balkanland zu stabilisieren, halten die Euro-Währungshüter allerdings weitreichende Strukturreformen für erforderlich. Dazu gehöre die Verpflichtung Bulgariens, Korruption weiter einzudämmen, ein unabhängiges und effizientes Justizsystem zu gewährleisten und das Bildungssystem zu verbessern. Wichtig sei auch, dass das Land seine Infrastruktur modernisiere, um das Produktionspotenzial zu steigern.
Proteste in Bulgarien
In Bulgarien wird die Debatte um die Einführung des Euro von heftigen Protesten begleitet. Erst am vergangenen Samstag demonstrierten Anhänger prorussischer und nationalistischer Parteien in der Hauptstadt Sofia und in anderen Städten. Sie fordern, dass die Landeswährung Lew erhalten bleibt, da sie befürchten, dass der Euro die Preise in die Höhe treiben wird.
Im Februar entzündeten Nationalisten vor dem Eingang der EU-Vertretung in Sofia ein Feuer. Zudem gossen sie rote Farbe auf die gläserne Fassade des Gebäudes, es flogen Molotow-Cocktails und Eier.
Die prorussische nationalistische Oppositionspartei Wasraschdane (Wiedergeburt) wirft den Behörden vor, Daten zu fälschen, um die Einführung des Euro zu ermöglichen. Mit der Einführung des Euro würde Bulgarien seine nationale Souveränität verlieren, beklagt die Partei.
Euro-Gegner fordern Referendum
Wasraschdane-Chef Kostadin Kostadinow verlangte eine Volksabstimmung über den Erhalt der bulgarischen Nationalwährung Lew. 604.000 Unterschriften für ein Referendum wurden gesammelt, doch das bulgarische Parlament lehnte zweimal eine Volksabstimmung zur Währungsfrage ab - 2023 und im Mai 2025.
Bulgariens Bevölkerung ist Umfragen zufolge in der Euro-Frage in zwei Lager gespalten. Laut einer Meinungsumfrage des bulgarischen Instituts Mjara von 10. bis 13. Mai ist mehr als die Hälfte der Volljährigen (54,9 Prozent) gegen eine Einführung des Euro 2026. Gut ein Drittel (34,4 Prozent) befürwortet einen Beitritt zur Eurozone im kommenden Jahr.
Einer Umfrage des Instituts Gallup International Balkan in der zweiten Mai-Hälfte zufolge sehen 33,4 Prozent "eher Nutzen" in einer Einführung des Euro. Dagegen befürchten 32,9 Prozent "eher Nachteile". 22,6 Prozent erwarten weder Vor- noch Nachteile.