Im Zollkonflikt hat zudem der Euro zum Dollar stark im Kurs aufgewertet - das verbilligt Importe nach Europa und dämpft die Inflation tendenziell. Auch mit dem gesunkenen Ölpreis schwindet der Inflationsdruck, während der Zollstreit die globale Nachfrage dämpfen dürfte und mehr Güter aus China nach Europa drängen könnten. Bedenken um eine wieder anziehende Teuerung, etwa im Zuge von europäischen Gegenzöllen auf US-Produkte oder wegen des milliardenschweren Finanzpakets von SPD und Union, traten in den Hintergrund.
Sinkende Zinsen für Sparer
Für Sparer ist die erneute Leitzinssenkung keine gute Nachricht: Bekommen Banken weniger Zinsen für bei der EZB geparkte Gelder, senken sie die Zinsen für Kunden. Mitte April brachten bundesweit verfügbare Tagesgelder im Schnitt 1,4 Prozent, zeigt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox. Die Zinsen für zweijährige Festgelder lagen demnach bei 2,11 Prozent - ein Tiefstand seit Ende 2022. Damit können Sparer die Inflation in Deutschland nicht ausgleichen, ihr Geld verliert an Wert.
Schlecht sieht es auch für Hausbauer und Immobilienkäufer aus. Auf die Bauzinsen, die mit dem Milliarden-Schuldenpaket von Union und SPD kräftig gestiegen sind, hat die Zinssenkung der EZB nicht zwingend Einfluss: Sie orientieren sich an den Renditen zehnjähriger Bundesanleihen.
Weitere Zinssenkungen erwartet
Einige Ökonomen halten es für möglich, dass die EZB den Einlagensatz weiter senkt. Schon im Juni könnte der Zins auf 2,0 Prozent fallen, meint Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Selbst danach sei eine Zinspause nicht ausgemacht. Der Bundesverband deutscher Banken plädierte für einen vorsichtigen Kurs. Die mittelfristigen Auswirkungen der Handelskonflikte auf die Inflation im Euroraum seien noch völlig unklar.