Geht nicht voran Die unendliche Geschichte des Ützdorfer Dorfweihers

Der Ützdorfer Weiher ist sehr idyllisch – kann bei Starkregen aber auch anders. Foto: Andreas Schmitt

Ützdorf soll besser gegen die Folgen von Starkregen geschützt sein. Deshalb sollen Hochwasserschutzmaßnahmen am Dorfweiher jetzt endlich losgehen, findet die Mehrheit im Marktgemeinderat Weidenberg. Behördenwahnsinn hin oder her.

 
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Es ist ein wenig wie bei der unendlichen Geschichte. Jahrelang schon gibt es im Markt Weidenberg Pläne, den Gemeindeteil Ützdorf besser gegen die Folgen von Starkregen zu schützen. 2006 und 2013 gab es an mehreren Orten des Marktgebiets Überflutungen, auch in Ützdorf. Weil der sonst idyllische Dorfweiher bei viel Niederschlag über die Ufer treten kann.

Erste Planungen zum Hochwasserschutz hat der Markt auch dank Fördergeldern der ILE Frankenpfalz vor einigen Jahren angestoßen, sagt Bürgermeister Hans Wittauer (FWG) bei der Gemeinderatssitzung am Montag. „Es wurde gezeichnet, gemalt und das Wasserwirtschaftsamt hinzugezogen.“ Ützdorf sollte auf ein HQ100-Ereignis vorbereitet werden. Auf ein Hochwasser, das es im Schnitt alle 100 Jahre gibt. Der HQ100-Wert war beim Hochwasserschutz lange gängig.

Klimazuschlag macht Pläne zunichte

Plötzlich nicht mehr. Wegen des Klimawandels braucht es jetzt 15 Prozent Klimazuschlag. Ützdorfs Hochwasserschutz muss also so gut sein, dass er einer im Schnitt alle 115 Jahre auftretenden Überflutung standhält. „Die Planung war nichts mehr wert“, sagt Wittauer. CSU-Fraktionsvorsitzender Gerhard Steininger schüttelt im Gemeinderat mit dem Kopf: „Das ist Deutschland.“

Also planten sie neu. Weil sie damit fertig sind und ein neues Hochwasser jederzeit kommen könnte, will der Bürgermeister loslegen – und nicht warten, bis offizielle Zusagen für Fördergelder da sind. Vorzeitiger Maßnahmenbeginn heißt das in der Behördensprache. Die Kommune kann dann das Bauvorhaben ausschreiben, Baufirmen können Angebote abgeben, die Gemeinde diese sichten. Und irgendwann ist dann auch die Förderzusage da. So der Weidenberger Plan.

Wasserwirtschaftsamt will Erklärung

Doch so einfach ist das nicht. Das Wasserwirtschaftsamt (WWA) legt Veto ein. Der Marktgemeinderat soll erst eine Erklärung abgeben, dass der Markt aus der Zusage zum vorzeitigen Maßnahmenbeginn keinen Rechtsanspruch auf Fördergeld ableitet und das Finanzierungsrisiko selbst trägt. Heißt: Wenn EU, Bund und Land nichts zahlen, bleibt die Kommune auf den Kosten der dann eingeleiteten Arbeiten am Weiher sitzen.

Der Bürgermeister will trotzdem starten. „Sonst drehen wir uns noch einmal ein Jahr im Kreis.“ Dann dürfte die Kommune nämlich vor der Förderzusage nichts machen. „Nicht einmal ausschreiben“, sagt Wittauer.

Raps hat Bedenken

„Wie hoch sind denn die Kosten?“, fragt Gemeinderat Georg Raps (FWG). „Nicht unter 300 000 Euro“, antwortet Wittauer. Dieser Wert wurde schon 2019 berechnet. „Dann ist es jetzt mehr und wir zahlen ohne Zuschuss 300 000 plus X“, sagt Raps. Er ist dagegen, jetzt loszulegen. „Ein halbes Jahr warten reißt jetzt auch nichts raus.“ Wittauer deutet an: Ob es bei dem vom WWA in Aussicht gestellten halben Jahr bis zur Förderzusage bleibt, sei nicht sicher. Man merkt: Ihm dauert die unendliche Geschichte zu lang. Er sagt: „Der Anwohner, der am hartnäckigsten besseren Hochwasserschutz in Ützdorf gefordert hat, ist schon tot.“

„Wir müssen den Weiher aber sowieso machen“, findet auch Cornelia Angerer-Daum (CSU). Was sie nicht sagt, aber meint: Im schlimmsten Fall eben ohne Fördergeld. Bis auf Raps sind alle dieser Ansicht und stimmen für den Maßnahmenbeginn.

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