Gegen das Vergessen Wie man Demenz vorbeugen kann

Bettina Hartmann
Demenz ist nicht heilbar. Die Forschung sucht weiter nach Medikamenten gegen das Vergessen. Foto: Adobe Stock/quickshooting

Das Alter und die Gene sind das höchste Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Doch wer auf eine gesunde Lebensweise achtet, kann sein persönliches Risiko zumindest teilweise senken.

 
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Ob Hilfsarbeiter oder Professorin: Demenz kann jeden treffen. Der damit einhergehende geistige Verfall ist grausam, für Betroffene wie Angehörige. Hierzulande sind nach Angaben der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft gut 1,8 Millionen Menschen erkrankt. Tendenz steigend.

Alzheimer ist dabei mit 60 bis 70 Prozent die häufigste Form. Einen sicheren Schutz vor einer Erkrankung gibt es bis heute nicht. Hoffnung auf Linderung macht derzeit das kürzlich in den USA im Schnellverfahren zugelassene Medikament Leqembi. Es wirkt jedoch nur dann, wenn es schon in einem sehr frühen Stadium eingesetzt wird. Zudem spricht auch nur ein Teil der Patienten darauf an.

Studien zeigen allerdings: Man kann dem Vergessen auch selbst entgegenwirken. Das Alter ist zwar der größte Risikofaktor, gefolgt von den Genen, die man nun mal nicht verändern kann. Bis zu 40 Prozent aller Demenz-Fälle sind laut jüngsten Forschungen jedoch mit Faktoren verbunden, die wir, zumindest teilweise, beeinflussen können – in jeder Lebensphase.

Bildung In jungen Jahren gilt Bildung als der entscheidende Faktor. Mehreren Studien zufolge schützt sie zwar nicht zwingend vor Demenz. Wer sein Gehirn früh fordert und trainiert, kann aber später etwa Strategien entwickeln, sich Dinge besser zu merken.

Generell sollte man das Gehirn als Muskel verstehen und es regelmäßig trainieren, etwa durch Lesen, Beschäftigungen wie Karten- und Brettspiele, Museumsbesuche oder auch durch das Erlernen einer Sprache. So kann man in jedem Alter die Konzentration und Merkfähigkeit steigern.

Dem britischen Demenzforscher Charles Marshall zufolge bestimmen soziale Faktoren wie Einkommen und Bildung auch darüber, ob man über Präventionsmöglichkeiten informiert ist – und letztlich willens und fähig, seinen Lebensstil zu ändern.

Bewegung Zwischen 45 und 65 Jahren steht Bluthochdruck als Risikofaktor im Vordergrund. Dagegen angehen kann man unter anderem mit Bewegung. Sie sorgt nicht nur für einen fitten Körper, sondern auch für ein fittes Gehirn. Denn wer sich bewegt, versorgt alle Zellen mit Blut und Sauerstoff. Zudem hilft Bewegung bei der Gewichtsabnahme und gegen zu hohe Cholesterinwerte, die ebenfalls Risikofaktoren sind.

Gehör Schwerhörigkeit kann in jedem Alter böse Folgen haben: Das Gehirn gewöhnt sich daran, wodurch sich die Hörfähigkeit weiter verschlechtert. Der Mangel an akustischen Reizen – und der damit oft verbundene soziale Rückzug – kann zudem zum Abbau der geistigen Fähigkeiten führen. Mit zunehmender Schwerhörigkeit steigt mehreren großen Studien zufolge die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer und Demenz zu erkranken. Vor allem bei Männern: Bei ihnen liegt sie um 69 Prozent höher als bei normal Hörenden. Daher das Gehör regelmäßig testen lassen und bei Bedarf unbedingt ein Hörgerät tragen.

Ernährung Das Gehirn ist zwar recht klein, es benötigt mit 20 Prozent aber recht viel Energie aus unserer Ernährung. Laut der Düsseldorfer Organisation Alzheimer Forschung Initiative versorgt eine mediterrane Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Olivenöl und Nüssen sowie fettarmem Seefisch und wenig Fleisch das Gehirn besonders gut mit wichtigen Nährstoffen. Gesunde Ernährung hilft nicht nur dem Gehirn, sie wirkt auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes positiv, kann den Cholesterinspiegel und das Gewicht senken – allesamt Faktoren, die eine Demenz begünstigen können.

Rauchen Schweizer Forscher haben bereits vor zehn Jahren nachgewiesen, dass die Wirkung von Nikotin auf das Gehirn immens ist – und zu kognitiven Störungen führt. Rauchen fördert die Entstehung von Arteriosklerose, sprich: Ablagerungen und Verkalkungen der Blutgefäße. Rauchen hemmt zudem die Sauerstoffaufnahme und verengt die Blutgefäße. Wer sein Risiko, an einer Demenz zu erkranken, senken will, sollte unbedingt mit dem Rauchen aufhören – oder besser gar nicht erst damit anfangen.

Alkoholkonsum Dass zu viel Alkohol dem Gehirn generell schadet, ist längst bekannt. Dauerhaft übermäßiger Konsum führt laut Studien aber auch zu einem um 20 Prozent höheren Demenzrisiko. Laut einer französischen Studie ist er sogar der mit Abstand wichtigste Grund für eine früh beginnende Demenz. Die Frage ist jedoch, wo die Grenze liegt. Einige Studien kommen nämlich zum Schluss, dass geringer Alkoholkonsum das Risiko reduzieren kann. Nach Ansicht einiger Forscher schadet ein tägliches Glas Bier oder Wein vor allem dann nicht, wenn es das persönliche Wohlbefinden generell und die sozialen Kontakte steigert.

Soziale Kontakte Einsamkeit und depressive Verstimmungen haben Einfluss auf die seelische und die körperliche Gesundheit. Vor allem im Alter macht das Alleinsein krank. Eine chinesische Langzeitstudie aus dem Jahr 2022 hat unter anderem nachgewiesen, dass sich Isolation auf Hirnareale auswirkt, die eng mit dem Lernen und dem Gedächtnis verknüpft sind. Soziale Kontakte dagegen halten uns fit, auch im Kopf. Denn der regelmäßige Austausch mit anderen fordert und fördert in unterschiedlichster Weise. Es ist daher wichtig, im Alltag Kontakt zu Familie, Freunden und Nachbarn zu pflegen.

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