Wissen Sie, wie lange Ihre letzte Impfung gegen Diphtherie her ist? Es lohnt sich, mal wieder durch den Impfpass zu blättern oder das Thema in der Hausarztpraxis anzusprechen.
Auch wenn es ein Kind in Berlin nun erwischt hat: Es gibt nur noch wenige Fälle von Diphtherie in Deutschland – dank Impfungen. Doch die sollten regelmäßig aufgefrischt werden. Wichtige Fragen und Antworten zu der gefährlichen Infektionskrankheit.
Wissen Sie, wie lange Ihre letzte Impfung gegen Diphtherie her ist? Es lohnt sich, mal wieder durch den Impfpass zu blättern oder das Thema in der Hausarztpraxis anzusprechen.
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Vor wenigen Tagen war nach Angaben des brandenburgischen Gesundheitsministerium ein Rachendiphtherie-Fall nachgewiesen worden. Der 10-jährige, ungeimpfte Junge musste nach Angaben des Landkreises Havelland intensivmedizinisch behandelt werden. Er wurde invasiv beatmet. Laut Medienberichten soll das Kind in der Berliner Charité betreut worden sein. Durch eine Kontaktnachverfolgung durch das Gesundheitsamt im Havelland wurde wenig später die Krankheit bei einem weiteren Menschen aus dem familiären Umkreis des Kindes festgestellt. Aufgrund eines Impfschutzes habe die Person allerdings nur einen leichten Erkrankungsverlauf und sei bereits wieder negativ getestet worden, erklärte eine Sprecherin des Landkreises.
Die Diphterie ist eine durch Bakterien verursachte lebensbedrohliche Infektionskrankheit. Hauptübertragungsweg ist die sogenannte Tröpfcheninfektion, bei der die gefährlichen Bakterien über die Atemluft von Mensch zu Mensch übertragen werden. Zu Beginn der Erkrankung kommt es zur Rötung des Rachens und dem Anschwellen der Mandeln. Eindeutige Symptome sind festhaftende grau-weiße Beläge auf den Mandeln.
Erkrankte Menschen können, im Fall einer Hautdiphterie, Wunden auf der Haut oder, im Fall einer Rachendiphterie (pharyngealen Diphtherie), einen entzündeten Nasen-Rachen-Raum haben. Symptome einer Rachendiphtherie umfassen laut Robert Koch-Institut (RKI) unter anderem Halsschmerzen, Fieber, pfeifende Geräusche beim Einatmen, Schwellungen der Halslymphknoten, später kann eine Mandelentzündung auftreten.
In Deutschland tritt Diphtherie nur selten auf. In diesem Jahr gab es dem Robert Koch-Institut zufolge hierzulande bisher 37 bestätigte Fälle. Dass die Krankheit so selten auftritt, hat damit zu tun, dass der Großteil der Menschen dagegen geimpft ist. Doch mit der Zeit lässt der Schutz nach, daher sind Auffrischungen wichtig. Lässt man sich impfen, bildet der Körper Antikörper gegen das Diphtherie-Toxin - die Krankheit kann nicht ausbrechen.
Einst war die Diphtherie als „Würgeengel der Kinder“ bekannt. 1892 erlagen der Infektion in Deutschland mehr als 50.000 meist junge Menschen. 1913 wurde die Impfung eingeführt, wodurch die Zahl der Infektionen deutlich sank. 20 Jahre lang galt die Krankheit in Deutschland sogar fast als ausgerottet.
Der Berliner Medizin Pionier Emil Bering (1854-1917) suchte nach einem Mittel, das zum einen Diphtherie- Erkrankte heilen konnte, zum anderen bei Gesunden einer Ansteckung vorbeugte. Er experimentierte an Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen und Schafen. Dafür infizierte er die Tiere mit geringen Mengen des Gifts und gewann aus ihrem Blut ein Serum, das kranke Tiere heilte und gesunde immun machte. Der Durchbruch kam, als es Behring gelang, Antikörper in Pferdeblut heranzuzüchten und das Serum bei Menschen anzuwenden. 1894 begann die Serienproduktion, 1904 gründete Behring seine eigene Fabrik in Marburg, wo er auch als Professor an der Universität lehrte.
Zwar war es Behring, der die Heilseren austüftelte, die Hunderttausenden das Leben retteten. Aber ohne Paul Ehrlichs (1854-1915) Hilfe wäre die Serienreife nie gelungen. Denn erst der Behring in spannungsreicher Freundschaft verbundene Ehrlich erfand eine Methode, die Konzentration des Wirkstoffs zu bestimmen und das Medikament zu standardisieren. Den Nobelpreis bekam Ehrlich 1908 für diese Hilfestellung für Behring – der 1901 als Erster überhaupt mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet wurde – nicht für seine wichtigste Arbeit, das 1910 eingeführte Syphilis-Mittel „Salvarsan“.
Wird die Diphtherie zu spät erkannt, kann es zu Organversagen bei Niere, Leber oder Herz kommen. Auch eine Nervenlähmung mit Todesfolge ist typisch für den Verlauf der Infektion. Grund für diese schweren Auswirkungen ist ein Giftstoff (Toxin), der über das Blut in die Organe transportiert wird. Die Erkrankung kann tödlich enden.
Den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) zufolge sollten sie eine Grundimmunisierung bekommen, die aus drei Impfungen besteht.
Ja, das geht. Und die Stiko rät auch dazu. Auch hier sind drei Impfungen fällig: Vier bis acht Wochen nach dem ersten Piks ist der zweite dran. Sechs bis zwölf Monate nach der zweiten Impfung folgt dann die dritte.
Gerade vor Reisen lohnt es sich, den Diphtherie-Impfschutz noch einmal zu checken. Denn in vielen Ländern Afrikas, des Südpazifiks und Osteuropas ist Diphtherie endemisch, tritt also regelmäßig auf. Plant man, in diese Regionen zu reisen, sollte man frühestens nach der zweiten Impfstoffdosis tun.