Gedenkstunde im Rathaus Als jüdische Bürger aus Bayreuth deportiert wurden

Im Foyer des Neuen Rathauses erinnern Tafeln an jüdische Bayreuther, die durch die NS-Herrschaft zu Tode gekommen sind. Foto: Archiv

Am Samstag erinnerte die Stadt Bayreuth bei einer Gedenkveranstaltung im Neuen Rathaus an die Deportation jüdischer Bürger vor 80 Jahren.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es geschah in den frühen Morgenstunden des 27. Novembers 1941. Von den wenigen noch in Bayreuth lebenden Juden wurden 46 von der Gestapo aus ihren Unterkünften geholt und in die Rotmainhalle gebracht. Von dort aus wurden sie mit einem Lastwagen nach Nürnberg gebracht. Im Sammellager in Langwasser mussten die Deportierten zwei Tage lang ausharren bis sie am 29. November in überfüllten Waggons ins Auffanglager Jungfernhof bei Riga gebracht wurden. Viele sind an Unterernährung und sich ausbreitenden Krankheiten gestorben. Einer der älteren Deportierten aus Bayreuth ist bereits in der ersten Nacht erfroren. Viele der Übrigen wurden im März 1942 bei Massenerschießungen im Hochwald von Riga ermordet.

Am Samstag erinnerte die Stadt Bayreuth bei einer Gedenkveranstaltung im Neuen Rathaus an die Deportation jüdischer Bürger vor 80 Jahren. Zweiter Bürgermeister Andreas Zippel verwies darauf, dass insgesamt 183 Männer und Frauen aus Bayreuth durch die Nationalsozialisten ihr Leben verloren. Sieben Bayreuther Juden überlebten die Gräuel.

Wachsam bleiben

Man dürfe nicht den Mantel des Schweigens über die Vergangenheit legen, sagte Zippel. Vielmehr müsse man sich die Frage stellen, wie man dem schleichenden Prozess des Wiedererstarkens des Antisemitismus begegnen will. „Wir wollen wachsam bleiben und uns ganz entschieden gegen jegliche Strömung dieser Art stellen“, sagte Zippel. Der Gedenksteinturm, an dem die Gedenkveranstaltung im Neuen Rathaus stattfand, sei das Zeichen einer generationenübergreifenden Erinnerungsarbeit.

Virtuelle Gedenkfeier

An diesem Montag werden weitere Veranstaltungen folgen. Die Deutsche Botschaft Riga richtet in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Riga und dem Riga-Komitee eine Online-Veranstaltung zum Gedenken der 1941 nach Riga deportierten und im Wald von Rumbula von deutschen SS- und Polizeikräften und ihren Schergen ermordeten jüdischen Bürgern aus. Um 17 Uhr wird der Bahnhof Šķirotava, wo genau 80 Jahre zuvor der erste Deportationszug aus Berlin mit 1053 Personen eintraf, in einer Live-Schaltung mit einer Vielzahl von Mitgliedsstädten des Riga-Komitees virtuell verbunden. Das Riga-Komitee ist ein Städtebündnis von mehr als 60 Städten aus ganz Deutschland, Österreich und Tschechien, die der Deportationen jüdischer Mitbürger nach Riga gedenken. Auch die Stadt Bayreuth ist Mitglied des Komitees.

Info: Interessierte können an der Gedenkveranstaltung teilnehmen unter: https://fb.me/e/1rHPVm5gF.

Autor

Bilder