Geburtstag an Heiligabend Zwei echte Christkinder

Rosi Thiem

Sarah Celine Schott und Rebekka Zeilmann haben beide an Heiligabend Geburtstag – Und sie finden es toll.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ahorntal/Betzenstein - Ist es „schlimm“ an Weihnachten Geburtstag zu haben? „Ja, diese Frage bekam ich schon öfters gestellt“, lacht Rebekka Zeilmann, die an Heiligabend ihren 35. Geburtstag feiert. „Aber nein, ich kam nie zu kurz und bin fast etwas bevorzugt worden“, ist die Körzendorferin überzeugt.

Die Försterin von der Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz, die sich derzeit in Elternzeit befindet, fühlte sich nie benachteiligt. „In meiner Kindheit hatten das die Eltern ganz geschickt gelöst. Zwar gab es an Heiligabend früh einen Geburtstagskuchen, doch den eigentlichen Geburtstag feierte ich immer ein halbes Jahr später am 24. Juni. Das war mein „halber“ Geburtstag im Sommer mit Freunden, den meine Mutter stets gut vorbereitete. Und das Wetter war dann zum draußen Feiern auch prima“, sagt sie schmunzelnd.

Auch die Schwester ist ein Christkind

Rebekka Zeilmann wurde in Bayreuth geboren und wuchs in Seybothenreuth auf. Sie war die Älteste von zwölf Geschwistern. An Heiligabend selbst probte die Familie ein Krippenspiel für die Großeltern und führte es auf. Dazu gab es Lieder, Geschichten, Lebkuchen und saure Bratwürste. „An meinem dritten Geburtstag trennte ich mich von meinem Schnuller“, erinnert sie sich grinsend. Die Weihnachtsgeschenke gab es generell für alle Familienmitglieder erst am 25. Dezember in der Frühe. „Meine um ein Jahr jüngere Schwester hat ebenfalls an Heiligabend Geburtstag. Beim Frauenarzt hat meine Mutter schon Christkindlmutter geheißen“, witzelt Christkind Rebekka, das selbst Mutter der beiden bezaubernden Töchter Marie und Lena ist. Diese sind allerdings im Herbst und im Frühling geboren.

„Als Jugendliche lud ich auch meine Freunde schon mal am 23. Dezember ein und wir feierten in meinen Geburtstag hinein“, erzählt Rebekka Zeilmann. Über die Geschenke, wie CDs und Bücher hat, sie sich stets gefreut. „Mutter wusste immer, was ich mir wünschte“, erinnert sie sich.

Rebekka Zeilmann las bereits in der Kindheit sehr gerne und erinnert sich da an „Sarah und die kleine Prinzessin.“ Heute liest sie ebenso – allerdings so wie es der Zeitplan gerade erlaubt – am liebsten von der Autorin Julie Klassen.

Doppelte Freude

„Für mich ist es doppelte Freude und ich genieße das besondere Flair um meinen Geburtstag.“ Die junge Försterin liebt sämtliche Weihnachtsgerüche, wie Tannenduft, Mandarinen und Zimt. „Das Plätzchenbacken fällt mir leicht, trotz zweier kleiner Kinder“, sagt sie lachend – und freut sich schon auf den Christbaum mit den roten Kugeln, Strohsternen und einem großen, besonderen Stern an der Spitze. Seit sie eine eigene Familie hat, wird mit den Eltern und Geschwistern am Geburtstagsvormittag ziemlich lange gebruncht. Am späten Nachmittag feiert die junge, kleine Familie dann Weihnachten. Dazu gibt es eine Geschichte, Raclette und ihr Lieblingsweihnachtslied: „Fröhlich soll mein Herze springen…“, das sie selbst am Klavier spielt.

Ehemann Stefan sagt zu dem doppelt besonderen Datum: „Der Tag ist aufregend und anstrengend zugleich wegen den Feierlichkeiten. Mit ein bisschen Adrenalin, aber für mich bist du etwas ganz Besonderes und das Wertvollste – eben mein Christkind.“

Spannend

Auch die Familie Schott hat schon oft den Satz gehört: „Oh Gott, das arme Kind hat an Weihnachten Geburtstag.“ Aber weit gefehlt. Sarah Celine, um die es geht, hat damit kein Problem, im Gegenteil. Wenn die Tage kürzer werden, es kalt wird, der allererste Frost kommt, dann freut sie sich schon. „Ich werde heuer sieben“, verkündet sie. Die Erstklässlerin, die in Plech begeistert eine Kombiklasse besucht, kann das Datum kaum erwarten. Denn ihr ist etwas Spannendes passiert. „Ich hatte meinen Wunschzettel geschrieben, gefaltet und auf das Fensterbrett gelegt. Lange blieb er unberührt liegen. Ich schaute immer wieder nach und vor drei Wochen war er plötzlich weg“, erzählt Sarah Celine.

Torte zum Frühstück

An Heiligabend wird in der Frühe mit einer Geburtstagstorte gefeiert, deren Kerzen Sarah Celine natürlich ausblasen darf. Geweckt wird sie mit einem Happy Birthday. Die Geburtstagsgeschenke sind am Morgen unter dem Baum. „Es ist einfach nur schön“, sagt sie. Auch für ihre Eltern, die im Haus einen Friseurbetrieb mit Kosmetik führen, ist der Tag etwas Besonderes, denn, so Papa Norbert: „Da haben wir geschlossen und Zeit füreinander.“

Abends gehen sie gerne zur Mette und dann gibt’s die Bescherung, Musik und polnische, geräucherte Würstchen mit süßlicher Lebkuchensauce, Kartoffeln und Sauerkraut. „Für uns ist Sarah Celine ein wirkliches Christkind. Mal bringt sie alle zum Lachen mal ist sie ruhig und besonnen – aber immer ausgleichend“, schwärmt der Papa und hält dabei Sarah Celines jüngere Schwester Jasmin im Arm, die dort eingeschlafen ist.

Magische Nacht

Mama Nadine kann sich noch ganz genau an die Geburt von Sarah Celine erinnern. Als sie zuhause aufbrachen und über den Hienberg nach Schnaittach über die Autobahn fuhren war alles ruhig und still. Ud plötzlich sah sie eine Sternschnuppe: „Damals hatte ich nur einen Wunsch, ein gesundes kleines Babylein zu bekommen.“ Im Südklinikum Nürnberg schien ebenfalls alles ruhig, fast verlassen und keine Spur von Hektik und Trubel. Für die werdenden Eltern war dies ein quasi magisches Gefühl. Um 2.21 Uhr an Heiligabend kam dann Sarah Celine zur Welt. „Ich kann mit Worten gar nicht beschreiben, wie viel Liebe man in diesem Moment empfindet, wenn man sein Kind das erste Mal im Arm hält. Wir hatten beide Tränen in den Augen“, sagt die Mutter, und ihr Mann ergänzt: „Es war so still und angenehm.“

Sarah Celine hört aufmerksam zu und grinst. Mit den Freunden feiert sie nach den Feiertagen eine kleine Geburtstagsparty. Sie liebt „ihre Jahreszeit“, in der sie gerne malt, die Bibel liest, puzzelt, Memory und Mensch ärgere dich nicht spielt. Wenn endlich Schnee liegt, will sie mit dem Papa wieder ein Schneemann und eine Burg bauen und Schlitten fahren. Und sie liebt die Sterne und besonders den Mond. „Immer wenn er hell leuchtet, dann ist es so schön, da schaue ich aus dem Fenster immer gerne zu ihm hinauf.“

Bilder