Geburt im Prinzessinnenpalais

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Die beiden Hebammen Cordula Hartl, links, und Friederike Engelen haben das erste Geburtshaus in Bayreuth ins Leben gerufen. Foto: Gabi Schnetter Foto: red

Nicht im Krankenhaus und auch nicht zu Hause. Das Problem vieler Frauen, die außerhalb einer Klinik entbinden wollen, aber auch keine Hausgeburt haben wollen, lässt sich jetzt lösen. Die Bayreuther Hebammen Friederike Engelen und Cordula Hartl haben sich selbstständig gemacht und ein Geburtshaus gegründet. Das erste in Bayreuth. Im Prinzessinnenpalais.

 
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Sein Kind an einem Ort seiner Wahl zur Welt bringen, den man sich vorher ausgesucht hat, fern ab jeder Apparatemedizin, wenn die eigentlich nicht benötigt wird, das ist der Wunsch vieler Eltern. In Großstädten mehr als auf dem Land. Die beiden Hebammen Engelen und Hartl, die seit 2006 gemeinsam freiberuflich tätig sind, haben in den Räumen im Prinzessinnenpalais an der Markgrafenallee Wohlfühlatmosphäre geschaffen nachdem die Hebammenpraxis in der Alexanderstraße, in der sie vorher arbeiteten, geschlossen wurde.

Klein, aber fein

Als Cordula Hartl von den freistehenden Räumen erfuhr, war ihr klar. Hier und nirgendwo anders müsste ihr Geburtshaus hin. Klein ist es, aber fein. Vor der Haustüre plätschert ab und zu ein Brunnen, drinnen nehmen ein von einem Schreiner gefertigter Tresen und eine Spielecke für Geschwisterkinder die Gäste in Empfang. Geburtssymbolik ist allgegenwärtig. Ein Plüschstorch bewacht den Spender für Desinfektionslösung, ein gefilztes Bild zeigt eine schwangere Frau, einige Wände sind gerundet, das große Bett selbst, das für die Entbindung bereitsteht, hat die Form eines Uterus. Alles ist in warmen Farben gestrichen.

Luxus Rufbereitschaft

Die Kosten für eine Entbindung hier übernimmt die Krankenkasse. Wie in jedem Krankenhaus auch. Bezahlen müssen die Mütter allerdings für den Luxus, von einer Hebamme für die Zeit der Schwangerschaft und der Entbindung immer betreut zu werden. Rufbereitschaft rund um die Uhr, das bieten Friederike Engelen und Cordula Hartl den Müttern. Diese Leistung, die nur teilweise und als Pauschale von den Krankenkassen übernommen wird, kostet 600 Euro. "Damit vor allem zahlen wir unsere Haftpflichtversicherung", sagt Friederike Engelen. Als Mutter von drei kleinen Kindern muss sie auch auf ihren Familienverbund bauen um zurechtzukommen. Auf viel Verständnis, das ihr Mann, aber auch die Kinder entgegenbringen. "Die spielen sehr oft Geburt," sagt sie, wie überhaupt das Thema allgegenwärtig ist in ihrem Alltag.

Voller Idealismus

Ganz viel Idealismus steckt in diesem Projekt. Doch Friederike Engelen und Cordula Hartl, die jede Menge Erfahrung mit Hausgeburten haben, ist es das wert. "Da, wo sich eine Frau wohlfühlt, da kann sie auch gebären," sagt Friederike Engelen, die aber auch kein Problem hat mit der Zusammenarbeit mit Krankenhäusern. "Welche Entbindungen im Geburtshaus stattfinden können ist genau geregelt. Wir wollen ja unsere Zulassung nicht riskieren. Daher gibt es einen Ausschlusskatalog. Dazu zählen beispielsweise Steißlagen oder an Diabetes erkrankte Mütter." Die beiden Hebammen wollen die werdenden Mütter gut kennen und sie stärken. "Maximal vier bis sechs Mütter pro Monat können betreut werden, das erscheint uns realistisch." Gespräche und Vorsorgeuntersuchungen finden statt so oft wie gewünscht. Engelen: "Wir können hier alles machen ohne Ultraschall." Wobei es aber auch keine Berührungsängste mit der Apparatemedizin gibt. "Wir sind nicht auf Geräte fixiert, aber wir haben auch immer einen Plan B. Wir arbeiten sehr genial mit dem Klinikum zusammen."

Das erste Kind im Prinzessinnenhaus ist übrigens schon zur Welt gekommen: Sascha. Ein kleiner Prinz.


Das Geburtshaus im Prinzessinnenhaus in der Markgrafenallee lädt am Donnerstag, 10. Mai, von 9 bis 12 Uhr zum Tag der offenen Tür ein.

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