Führerschein Stau in den Fahrschulen

Stefan Linß
Michael Zborons hat seine Kulmbacher Fahrschule für den Neustart vorbereitet. Nach zweimonatigem Lockdown darf der Unterricht wieder aufgenommen werden. Foto: /Fölsche

Am 22. Februar beginnt wieder der Ausbildungsbetrieb in den Fahrschulen. Der Andrang wird groß sein.

 
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Kulmbach/Mainleus - Die Fahrschulautos sind vollgetankt und geputzt, in den Schulungsräumen stehen die Stühle entsprechend der Hygieneregeln auf Abstand. Von Montag an dürfen die bayerischen Fahrschulen wieder mit dem Unterricht in Theorie und Praxis beginnen. Der Corona-Lockdown hat die Schüler und Lehrer zwei Monate lang mehr oder weniger zum Nichtstun verdammt. Dass der Ausbildungsbetrieb am 22. Februar wieder aufgenommen wird, empfinden die Fahrlehrer im Kulmbacher Land als große Erleichterung.

Jürgen Schautzgy von der gleichnamigen Kulmbacher Fahrschule hat Respekt vor dem Virus. Entsprechend wichtig ist es ihm, sich und andere vor einer Ansteckung zu schützen. „Wir werden mit FFP2-Maske arbeiten“, sagt Schautzgy im Gespräch mit der Frankenpost. Das ist in den Hygienevorschriften so geregelt.

Auch regelmäßige Lüftungspausen müssen sein. Nicht nur im Unterrichtsraum, sondern vor allem auch im Auto. Dabei desinfiziert der Lehrer stets Lenkrad, Schalthebel, die Armaturen und Griffe. Im Theorieunterricht sind Maske und Desinfektionsmittel ebenfalls die ständigen Begleiter.

„Alle warten darauf, dass es endlich wieder losgeht“, sagt Jürgen Schautzgy. „Die Anfragen von neuen Schülern sind da. Und bald startet die Motorradsaison.“ Der Kulmbacher Fahrlehrer hofft sehr, dass steigende Inzidenzwerte die Hoffnungen nicht gleich wieder zunichte machen. Die Virusmutationen lassen nichts Gutes erahnen. Dennoch seien die Fahrschulen gut auf die Situation vorbereitet. Nach dem ersten Lockdown im Frühling 2020 ist fast das ganze Jahre über ohne Probleme gearbeitet worden.

Nach der erneuten Pause geht die Arbeit nun in großer Intensität weiter. Die Schüler, die im vergangenen Jahr mit ihrer Ausbildung begonnen haben, kommen zuerst an die Reihe. Gleichzeitig drängen die neu angemeldeten Schüler nach. Es wird einige Zeit dauern, bis der Stau abgearbeitet ist.

Ohne Lockdown hätten etliche Schüler ihren Führerschein längst in der Tasche. „Jetzt wollen sie die Zeit schnell aufholen“, sagt Hennig Bär. Der Inhaber von Hennigs Fahrschule in Mainleus empfiehlt seinen Schülern eine rechtzeitige Anmeldung. Wegen der Hygiene-Regeln ist die Anzahl der Plätze im Theorie-Unterricht eingeschränkt. Das Konzept steht, in den nächsten Tagen werden aber vermutlich noch detailliertere Vorgaben gemacht werden.

Für Prognosen, wie es mit den Fahrschulen generell weitergeht, sei es zu früh. „Wir müssen warten, wie alles anläuft“, sagt Bär. Es könne durchaus sein, dass die Nachfrage nach Fahrstunden so groß ist, dass zeitweise keine neuen Schüler mehr angenommen werden. Immerhin könne das begleitete Fahren bei den 17-Jährigen die Situation etwas entzerren. Rund vier Monate müsse jeder Führerscheinanwärter in etwa einplanen, bis er die Fahrerlaubnis erreicht. Wobei derzeit niemand wissen kann, ob der nächste Lockdown kommt und wieder eine Unterbrechung mit sich bringt.

Die finanzielle Situation ist bei vielen Fahrschulen angespannt. Die Einnahmen sind in den vergangenen zwei Monaten komplett weggebrochen, gleichzeitig laufen die Fixkosten wie Miete, Steuer und Versicherungen weiter. „Es ist eine schwierige Lage“, sagt Markus Schubert, der Inhaber der Fahrschule Fahrwerk im Kulmbacher Ortsteil Melkendorf. „Es ist enorm, was auf uns zugekommen ist.“ Finanziell sei das eine Katastrophe. Der Fahrwerk-Chef musste sein Erspartes hernehmen. Staatliche Hilfen hat er für seinen Betrieb nicht erhalten.

Nach dem zweimonatigen Arbeitsverbot habe sich ein großer Rückstand gebildet, der erst einmal wieder aufgeholt werden muss, erklärt Schubert. Die Schüler drängen alle darauf, endlich wieder Fahrstunden zu erhalten. Zuerst sind diejenigen dran, die am längsten warten. „Wir hoffen, dass alle Verständnis dafür haben, dass wir den Stau der Reihe nach abarbeiten“, sagt der Fahrlehrer. „Mehr als arbeiten können wir nicht.“

Auf die Schüler wird ein finanzieller Mehraufwand zukommen. Denn nach der langen Pause klappt das Einparken womöglich nicht mehr auf Anhieb und die theoretischen Grundlagen sind nicht mehr auf Abruf parat. Um fit für die Prüfungen zu sein, brauchen die Kandidaten wahrscheinlich zusätzliche Stunden. „Wir müssen alle schauen, wie wir wieder reinkommen“, sagt Schubert.

Die Fahrschule Kolb hat während der Pause den theoretischen Unterricht online angeboten. Nun darf unter Einhaltung des Hygienekonzepts auch dort wieder der Präsenzunterricht stattfinden.

In Michael Zborons Fahrschule geht es am Montag ebenfalls wieder los. Der Kulmbacher Fahrlehrer hat schon im Vorjahr festgestellt, dass einige Schüler Probleme bekommen, wenn sie während der Fahrt den Mund- und Nasenschutz aufbehalten müssen. Die FFP2-Masken machen die Situation nun nicht einfacher. Aber es sind natürlich auch immer kurze Pausen möglich, damit wieder durchgeschnauft werden kann.

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