Früherer Hochbauamtesleiter kritisiert Untätigkeit Festspielhausfassade: Schäden einfach ignoriert

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Der ehemalige Leiter des städtischen Hochbauamts, Norbert Will, kritisiert die jahrelange Untätigkeit der zuständigen Gremien bei der Sanierung der Fassade des Festspielhauses. Foto:Harbach Foto: red

Haben die zuständigen Gremien die frühzeitige Sanierung der Fassade des Festpielhauses verschlafen oder absichtlich ignoriert? Für den ehemaligen Leiter des  städtischen Hochbauamtes, Norbert Will, liegen beide Vermutungen nahe. Denn bereits im März 2010 hätte ein herbfallender Gesimsbrocken gemahnt, dass Handlungsbedarf besteht . Geschehen sei jedoch, erinnert sich Will, so gut wie nichts.

 
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Im besagten März vor drein Jahren ging ein telefonischer Hilferuf im Rathaus ein, nachdem sich an der Fassade ein großer Brocken gelöst hatte und herabgefallen war. "Daraufhin hat mich Oberbürgermeister Michael Hohl gebeten, Amtshilfe zu leisten und mir den Schaden anzuschauen", sagt Will.

Eigentlich falle das Festspielhaus nicht in den Verantwortungsbereich des städtischen Hochbauamtes, doch die mögliche Brisanz habe wohl die Alarmglocken klingeln lassen. Zuständigkeiten spielten keine Rolle mehr. Wer den telefonischen Hilferuf vom Grünen Hügel abgesetzt hat, weiß Will nicht. Aber dass er verwundert war über die Aktion.

Schäden wurden übersehen

Denn all die Jahre zuvor waren bauliche Angelegenheiten von Wolfgang Wagner in Zusammenarbeit mit einem Architekten und einem Statiker sowie de technischen Leiter des Festspielhauses geregelt worden. Jetzt musste also Will ran. Mit einem Hubwagen wurde die Fassade nach weiteren Schäden abgesucht. "Wir haben an mehreren Gesimsen lockeres Gestein entdeckt, das wir vorsichtshalber abgeschlagen haben", sagt Will. "Damit war für die Verantwortlichen die Sache erledigt. Mit der Begründung, von der Fassade gehe nun keine weitere Gefahr mehr aus, wurden keine weiteren Maßnahmen ergriffen. Eine falsche Vorgehgensweise", sagt der frühere Baudirektor, der vor seinem Wechsel zum städtischen Hochbauamt jahrelang beim bayerischen Landesamt Erfahrungen bei der Sanierung historischer Gebäude gesammelt hatte. Es sei doch jedem klar gewesen, dass es an dem 140 Jahre alten Gebäude weitere Schäden geben müsse. "Es genügen haarkleine Risse in der Fassade, in die Wasser eindringt, das im Winter gefriert, um größere Schäden auszulösen." Doch auf solche kleinen Risse sei die Fassade nicht überprüft worden. Im Gegenteil: Man habe das Thema abgehakt und vergessen. Ein großer Fehler, so Will. Hätte man rechtzeitig die notwendigen Schritte in die Wege geleitet, könnte sich das Festspielhaus heute im Jubiläumsjahr von seiner schönsten, nämlich sanierten Seite präsentieren.

Aber wahrscheinlich war man schon mit dem Investitionsstau überfordert, der sich in den Jahren gebildet hat. Denn die Fassade stellt nicht das einzige Problem dar. Als beratendes Mitglied des Stiftungsbeirates, in den ihn der frühere Oberbürgermeister Dieter Mronz mitgenommen hatte, kennt er die Missstände im Festspielhaus. Dazu gehören acht verschiedene Heizungen, die nicht den modernen Anforderungen entsprechen. Dazu gehört eine total veraltete Elektrik, die teilweise noch zweipolig ausgelegt sei. Und dazu zählen auch einfach verglaste Fenster, die dringend ausgewechselt werden müssen. "Es kommt schon mal vor, dass sich im Eingangsbereich Schneewehen bilden, weil die Fenster und Türfen nicht mehr dicht sind", weiß Will.

Arbeitsgruppe

Wie es aus Sicht des Bauexperten nun weitergehen muss? Den Vorschlag des Regierungspräsidenten Wilhelm Wenning, eine Arbeitsgruppe zu bilden, hält Will für eine gute Idee. Ebenso Wenings Überlegung, diese beim Hochbauamt anzugliedern, weil man dort über die wichtigen Kenntnisse verfügt, die man beim komplizierten Vergaberecht unbedingt beherrschen muss. "Ein fehlerhafter Antrag und schon gehen Fördermittel flöten oder müssen zurückgezahlt werden", sagt Will, der sich seit Januar 2011 im Ruhestand befindet. Allerdings seien Stadtplanungsamt und Hochbauamt personell nicht in der Lage, eine Arbeitsgruppe zu besetzen. Ob er nicht als Fachmann für Vergaberecht noch mal anpacken wolle, Wagner zuliebe sozusagen? Will winkt ab. "Keine Zeit."

Archivfoto: red

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