Freizeittipps zum Nulltarif Zwischen Karpfen und Historie

Stephan Herbert Fuchs (14)

Die Serie gibt Ausflugstipps für das Kulmbacher Land, die die Familienkasse schonen. Heute führt der Weg nach Thurnau.

 
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Als man noch Ansichtskarten verschickt hat, galt der Schlossweiher von Thurnau mit der mächtigen Schlossanlage im Hintergrund als eines der beliebtesten Motive in ganz Oberfranken. An der prächtigen Ansicht hat sich nichts verändert, nur dass dieses herausragende Ensemble heute eher mit dem Smartphone festgehalten wird und per Facebook, WhatsApp oder Instagram seine Adressaten erreicht.

Die Naherholungsanlage am Schlossweiher und der mittelalterliche Stadtkern mit Schloss, Markgrafenkirche und Töpfermuseum gelten als eines der beliebtesten Ausflugsziele im Kulmbacher Land.

Kulturgut: Der Schlossweiher von Thurnau ist längst als überregional bedeutsames Kulturgut ausgezeichnet worden. Das Gewässer präge seit über 300 Jahren das gesamte Ensemble, werde bis heute teichwirtschaftlich genutzt und trage maßgeblich zum Erhalt der Artenvielfalt bei, heißt es auf einer Urkunde der Teichgenossenschaft Oberfranken aus dem Jahr 2011. Dokumentiert wird die Auszeichnung durch eine Informationstafel, die damals direkt am Ufer in unmittelbarer Nähe zum Schloss aufgestellt wurde.

Die älteste bildliche Wiedergabe des Thurnauer Schlossweihers geht auf einen Stich aus dem Jahr 1710 zurück. Mitte des 19. Jahrhunderts sollte der Weiher trockengelegt und in landwirtschaftliches Areal umgewandelt werden. Der Chronik zufolge sei diesem Vorhaben aber kein durchschlagender Erfolg beschieden gewesen. Mehr als 100 Jahre lang habe sich das Gelände als sumpfige Weiherwiese präsentiert.

Erst 1975 beschloss der Markt die Umarbeitung des damals als „Brennesselloch“ bezeichneten Geländes in die Naherholungsanlage Schlossweiher umzuwandeln, die drei Jahre später in der heutigen Gestalt eröffnet wurde. Der Schlossweiher ist rund 1,4 Hektar groß und bis zu 1,80 Meter tief. Der Fischbesatz besteht unter anderem aus Karpfen, Rotfedern Moderlieschen, Zandern und Hechten. Eigentümer des Weihers ist die Familie des Freiherrn Hiller von Gaertringen, Pächter der Markt Thurnau.

Ökologie: Neben einer traditionsreichen Geschichte kann der Schlossweiher vor allem durch seine landschaftsprägende und ökologische Bedeutung punkten. Das Gewässer ist auch ein Paradebeispiel dafür, wie Ökologie und Ökonomie in Einklang gebracht werden können.

Die kulturhistorische Bedeutung des Gewässers gilt als unbestritten und hat als Fischgewässer mit reichlichem Besatz eine herausragende Bedeutung. Teiche, wie der in Thurnau, prägen und bereichern das Landschaftsbild, sie verbessern das Kleinklima in ihrem Umfeld und sind wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Teiche speichern aber auch das Wasser in der Fläche, eine Funktion, die vor dem Hintergrund des Klimawandels in Zukunft immer wichtiger wird.

Schlendern: Für eine Wanderung ist der Rundweg freilich zu kurz. Für einen gemütlichen Spaziergang gerade richtig, zumal es viele Sitzgelegenheiten an lauschigen Plätzen gibt. Danach kann der Ausflügler nicht nur durch den malerischen Ort streifen und die gastronomischen Angebote nutzen, sondern auch das gewaltige Schloss umrunden, dessen Ursprünge bis in das 13. Jahrhundert zurückreichen und das seitdem immer wieder durch Anbauten verändert wurde.

Heute beherbergt es eine Außenstelle der Universität, eine gastronomische Nutzung und wird auch als Ort des Theaterspiels („Schlossfestspele Thurnau“) und als Konzertstätte genutzt.

Geschichte: Gleich nebenan auf dem historischen Marktplatz und durch einen Brückengang mit dem Schloss verbunden findet der Spaziergänger die evangelisch-lutherische Hauptkirche des Dekanatsbezirks Thurnau, St. Laurentius. Reiche Stuckarbeiten, prachtvolles Schnitzwerk und schöne Deckenmalereien zeugen vom einstigen Reichtum und der großen Bedeutung des Marktes. Wer mehr über die Geschichte der hier ansässigen Töpfereien erfahren möchte, ist in der ehemaligen Lateinschule neben der Kirche am richtigen Ort. Im dortigen Töpfernmuseum (Eintritt!) wird die Geschichte Thurnaus als Zentrum des Kunsthandwerks kurzweilig und unterhaltsam anhand von zahlreichen Ausstellungsstücke dokumentiert.

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