Frauenkampf auf dem Parkett Das alte Ringen um alte Forderungen – „Wir wollen die Hälfte der Macht“

"Wir sind die Hälfte der Welt, wir wollen die Hälfte der Macht,“ postuliert Grünen-Stadträtin Johanna Schmidtmann. Von allen Seiten und mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen versammeln   sich rund 100 Frauen, aber auch etliche Männer  am internationalen Weltfrauentag auf dem Stadtparkett in Bayreuth. Um zu streiken.

 
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Bayreuth - Sie sind laut, sie sind viele, und sie formulieren ihre Forderungen deutlich allen Corona-Ängsten zum Trotz: „Wir wollen das Patriarchat zerschlagen“ steht da zu lesen,  die uralte Feministenforderung: „Mein Bauch gehört mir“,   oder auch die Forderung nach einem  Ende prekärer Beschäftigungsverhältnisse, wie es sie gerade in der Pflege immer noch gibt.

Nora Teuma von der Studierendenvereinigung Heforshe Bayreuth  beschreibt unter den Klängen der Sambatrommler, wo die Gleichberechtigung der Geschlechter noch nicht erreicht ist und Aila vom Netzwerk Catcalls, was so viel bedeutet wie Hinterherpfeifen, macht auf die alltäglichen Belästigungen aufmerksam, denen Frauen auch heute noch ausgesetzt seien. „Catcalling ist kein Kompliment,“ sagt sie.

Genau diesen sexistischen Anspielungen möchte auch Marlene, Vorsitzende des Studierendenparlaments ein Ende bereiten. Sie will auch die Reden ihres Onkels, der sich bei kirschenpflückenden Mädchen einen Minirock wünscht nicht mehr hören, genau so wie sie keinerlei Verständnis dafür hat, dass es in der freien Wirtschaft keine weiblichen CEOs (Chief Executive Officer, also  Vorstandsvorsitzende) gibt. „Die sind gleich Null.“

Susanne Bauer, Kandidatin der Grünen für die Bundestagswahl im Herbst spricht von einem Rollback, das Frauen in Corona-Zeiten  erleben. Immer weniger Frauen seien in Führungspositionen. Das beklagt auch Johanna Schmidtmann von der Grünen Jugend, die erst vor wenigen Wochen    in den Bayreuther Stadtrat nachgerückt ist. „Die Gleichstellung sei längst nicht erreicht. 32 der 44 Stadträte in Bayreuth sind männlich.“

Und Tina Karimi-Krause, Geschäftsführerin bei der Gewerkschaft Verdi kommt direkt von einer Protestaktion vor der Caritas aufs Stadtparkett. „Caritas und Diakonie sichern Dumpinglöhne in der Altenpflege“ steht auf ihren Schildern, die sie tragen. Verdi  habe versucht, die Mindestentgelte zu regeln. Von 11,35 Euro Stundenlohn wäre ein langsamer Anstieg auf 18,75 Euro möglich gewesen, „und wir reden hier von Knochenjobs“, verdeutlicht sie. „Und bei Brutto 2000 Euro bei einem Vollzeitjob, da kann man gleich im Jobcenter Transferleistungen beantragen.“

Auch Jacqueline, die Altenpflegerin, die an diesem Nachmittag vor das Mikrofon tritt, hat damit zu kämpfen. „Klatschen und Lichter anzünden, das füllt keinen Kühlschrank, dafür braucht es Tarifverträge,“ fordert  Karimi-Krause.


Info: In vielen Geschäften hängen QR-Codes für einen feministischen Stadtrundgang

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