Franken-Tatort: 3 Fälle sind 2 zu viel

Von Marie-Christine Fischer
Gleich drei Fälle beschäftigen die Kommissare im zweiten Franken-Tatort. Foto: Bayerischer Rundfunk/Claussen+Putz/Hagen Keller Foto: red

Drei Fälle gleichzeitig beschäftigen die Ermittler im zweiten Franken-"Tatort" "Das Recht, sich zu sorgen". Das sind, wenn nicht zwei, so mindestens einer zu viel. Denn es bleibt kaum Raum, die Figuren des neuen Teams um die Kommissare Wanda Goldwasser und Felix Voss weiterzuentwickeln. Doch der Film hat auch Stärken.

 
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Im Institut für Anatomie der Universität Würzburg liegt ein Skelett, dessen Schädel nicht zum Rumpf passt. Eine junge Frau findet ihre Mutter, Wirtin eines Gasthofs im Nürnberger Umland, tot auf. Und zu allem Überfluss campiert auch noch eine Frau direkt vor der Tür des Polizeipräsidiums, um die Beamten dazu zu bewegen, nach ihrem verschwundenen Sohn zu suchen.

Zugegeben: Die Idee, drei Geschichten parallel zu erzählen, hat Charme. Zum einen, weil die Erzählstränge über das Thema Einsamkeit miteinander verbunden sind, es aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird. Zum anderen, weil Verbrechen sich auch in der Realität nicht nach dem Terminkalender von Polizisten richten, Ermittler es also regelmäßig mit mehreren Fällen gleichzeitig aufnehmen müssen.

Haust Voss noch in der Absteige? Wir erfahren es nicht.

Dennoch hätte etwas weniger inhaltliche Dichte dem Film gut getan. Wer sich von der zweiten Episode des Franken-"Tatorts" erhofft hatte, das durchweg sympathische Ermittler-Team besser kennen zu lernen, wurde enttäuscht. Haust Hauptkommissar Felix Voss, der für den Job bei der Polizei nach Nürnberg gezogen ist, noch immer in der völlig chaotischen Absteige, in die er in Episode eins gezogen ist? Was macht eigentlich Kommissar Sebastian Fleischer, der stets Wert auf einen pünktlichen Feierabend legt, in seiner Freizeit?

Einzig Kommissarin Wanda Goldwasser hat Drehbuchautorin Beate Langmaack eine kleine Liebelei mit einem Anatomiestudenten zugestanden, einem "Typ, der mit dir knutscht, und dabei an die Obliteration deiner Knochennähte denkt". Über das Privatleben der anderen verrät der Film nichts.

Der Film macht Spaß

Trotz dieser Schwäche und der Tatsache, dass der Plott, wie schon der des Vorgänger-Films, nicht sonderlich spannend ist: Unterm Strich gehört "Das Recht, sich zu sorgen" zu den soliden Folgen dieser "Tatort"-Saison, die Anfang Juni zu Ende geht.

Dank guter Schauspielleistung, nicht zuletzt von Barbara Prakopenka. Sie überzeugt als Steffi Schwinn, Tochter der Wirtsleute, in der sich das ganze Elend ihrer Eltern gesammelt zu haben scheint. Dank einfühlsamer Kommissare, die sichtbar Freude an ihrer Arbeit haben. Und weil der Film Spaß macht - ganz ohne zuweilen bemühtes Pointen-Feuerwerk wie in Münster. Sondern mit glaubhaften Dialogen und subtiler Situationskomik.

Ein sympatisches Ermittler-Team

Da stellt Spurensicherer Michael Schatz (Matthias Egersdörfer) in bewährter fränkischer Trockenheit fest, dass er angesichts von 17 Euro in der Kasse des Wirtshauses die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtin einen Raubmord zum Opfer gefallen ist, "nicht unbedingt ganz hoch ansetzt". Da entgleisen Paula Ringelhahn die Gesichtszüge, als Felix Voss sich als ihr Lebensgefährte ausgibt und ihr sanft den Arm um die Schulter legt. Herrlich, wie seine vermeintliche Stieftochter Wanda Goldwasser der Brechreiz kommt, als eine Leiche an den Dreien vorbeigetragen wird - dabei hatte Voss der Sekretärin des Instituts für Anatomie doch gerade noch weisgemacht, sie seien gekommen, weil Wanda Medizin studieren wolle.

"Wenn es da 'ne Beziehung gäbe: Je schöner die Landschaft, desto weniger bringen sich die Menschen um - das wäre ein Grund, in Franken zu arbeiten", sinniert Voss eingangs. "Gibt es aber nicht", sagt Goldwasser. Gott sei Dank! Sonst müssten wir länger auf die nächste Folge warten.

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