Fragen und Antworten Wie sicher sind Deutschlands Synagogen?

Die Tür der Synagoge weist Spuren von Beschuss auf. Bei dem Angriff legte der Täter auch selbstgebastelte Sprengsätze vor dem Gotteshaus ab. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa Foto: dpa

Nach dem Angriff eines Rechtsextremisten auf die Synagoge in Halle stellt sich die Frage nach der Sicherheit jüdischer Einrichtungen.

 
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Berlin - Nach dem Angriff eines Rechtsextremisten auf die Synagoge in Halle stellt sich die Frage nach der Sicherheit jüdischer Einrichtungen.

Polizei war zum Tatzeitpunkt nicht vor Ort, obwohl die Gemeinde das wichtigste jüdische Fest, Jom Kippur, feierte. Doch zum Glück war das Gebäude selbst so gut gesichert, dass es der Täter nicht schaffte, einzudringen.

Wer entscheidet darüber, wie eine Synagoge geschützt wird?

Da Polizei Ländersache ist, liegt die Entscheidung über die generelle Linie beim jeweiligen Landesinnenminister. Letztlich sei es dann aber doch meist die Polizeibehörde vor Ort, die über die konkreten Schutzmaßnahmen entscheide, sagt der NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei, Michael Mertens. "Das Ministerium gibt ein Bild der Gefahrenlage an die Polizeibehörden weiter, und diese leiten daraus dann konkrete Maßnahmen ab." Zum Beispiel, ob es reicht, wenn ab und zu eine Streife vorbeifährt oder ob ein fester Posten eingerichtet werden muss.

Das heißt also, der Schutz kann jeweils sehr unterschiedlich ausfallen?

Ja. Vor großen Synagogen in Berlin, Köln oder München steht praktisch immer Polizei. Dagegen sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki, am Donnerstag: "Bei uns gibt es nie Polizeikontrollen." Noch nicht einmal bei der Chanukka-Feier, dem Jüdischen Lichterfest, mit mehreren hundert Menschen sei Polizei vor Ort, "obwohl ich bitte, dass sie kommen".

Wer ist für die Schutzvorrichtungen am Gebäude verantwortlich?

Das sind in erster Linie die Gemeinden selbst. Dabei werden sie aber oft von der Polizei beraten, in NRW zum Beispiel auch von Experten des Innenministeriums. Wenn diese bestimmte Baumaßnahmen für nötig hielten, würden diese sogar bezahlt, sagt Pia Leson, Sprecherin des Innenministeriums in Düsseldorf. Eine jüdische Kölnerin erzählt, dass Nachbarn und Bekannte sie oft gefragt hätten, ob das denn wirklich nötig sei - die hohen Mauern, die Videokameras am jüdische Gemeindezentrum? "Dann musste ich erklären, dass es immer eine anhaltend hohe Bedrohung gibt, und habe dafür skeptische Blicke geerntet."

Werden Moscheen ebenso geschützt?

Auch für Moscheen gibt es Schutzmaßnahmen. Allerdings reichen die Mittel der Polizei bei weitem nicht aus, alle Moscheen und Synagogen zu bewachen. Allgemein kann wohl sagen, dass Synagogen stärker geschützt werden als Moscheen. "Wir haben hier eine besondere Verpflichtung aus der deutschen Geschichte heraus", sagt der GdP-Chef von NRW, Mertens.

Wird die Bewachung künftig strenger sein?

Das könnte sein. "Wir haben gestern noch über eine mögliche Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen unserer Moscheegemeinden beraten", teilt Kazım Türkmen, Vorstandsvorsitzender des türkisch-islamischen Dachverbands Ditib, mit. Andererseits wollen sich viele Gemeinden - muslimische wie jüdische - auch nicht völlig abschotten. So kann man die architektonisch herausragende Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld problemlos besuchen. Einzige Bedingung: Bitte Schuhe ausziehen.

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