Fragen und Antworten Was können die US-Sanktionen für Huawei-Kunden bedeuten?

Ein Huawei Mate 9 im Huawei Store im finnischen Makkaratalo: Der chinesische Konzern von wichtiger Technologie abgeschnitten - und auch Smartphone-Nutzer im Westen könnten das zu spüren bekommen. Foto: Mikko Stig/Lehtikuva Foto: dpa

Die US-Sanktionen gegen Huawei bereiten Millionen Kunden der chinesischen Firma Sorgen. So wie es aussieht, ist zumindest für die Sicherheit bestehender Nutzer gesorgt. In Zukunft tritt Huawei aber wohl mit einem deutlichen Nachteil gegen Rivalen wie Samsung an.

 
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Washington - Die US-Sanktionen gegen Huawei bedeuten auch, dass Google die künftige Zusammenarbeit mit dem chinesischen Konzern beim Mobil-System Android einstellen muss. Huawei wird damit künftig keine neuen Smartphones mit vorinstallierten Google-Diensten mehr verkaufen können.

Was bedeutet das für Anwender, die bereits ein Smartphone von Huawei oder der Tochter-Marke Honor besitzen?

Das wird sich endgültig noch herausstellen müssen, aber schon mal fest steht, dass sie mit den vorhandenen Geräten weiterhin Zugang zu Googles App-Plattform Play Store haben werden. Dies gilt auch für den Dienst Play Protect, der bösartige Apps heraussiebt. Das sicherte Google am Montag zu. Huawei seinerseits versprach, dass die Firma "weiterhin Sicherheitsupdates und Services für alle bestehenden Huawei und Honor Smartphones sowie Tablets zur Verfügung stellen" werde - ohne im diesem Zusammenhang Google oder Android zu nennen. Zumindest um den wichtigen Punkt Sicherheit müssen sich damit heutige Kunden keine großen Sorgen machen.

Und was ist mit den restlichen Google-Apps?

Google erklärte am Montag darüber hinaus nur, man halte sich an die US-Vorschriften und prüfe die Konsequenzen. Andere Dienste und Apps des Konzerns wie GMail, Maps oder der Google Assistant wurden nicht ausdrücklich erwähnt - auch wenn Branchenbeobachter nicht davon ausgingen, dass Google bestehende Nutzer schnell davon abknipst. Das "Wall Street Journal" schrieb zugleich unter Berufung auf eine informierte Person, auch aktuelle Kunden könnten den Zugang zu einigen Funktionen auf Basis Künstlicher Intelligenz sowie im Foto-Bereich verlieren. Bei künftigen Smartphones bedeuten dauerhafte US-Sanktionen unterdessen, dass Huawei keine Telefone mehr mit vorinstallierten Google-Apps verkaufen kann und keinen Vorab-Zugang zu neuen Versionen des Android-Systems bekommt.

Moment, ist Android als quelloffene Software nicht ohnehin für alle da?

Im Prinzip ja, es gibt das Android Open Source Project (AOSP), bei dem alle Hersteller das System bekommen. Aber die weitaus meisten Android-Telefone, die außerhalb Chinas verkauft werden, laufen mit einer Android-Version, die Google-Dienste enthält und für die man beim Internet-Konzern eine Lizenz bekommen muss. Bei den künftigen Smartphones, die Huawei mit der "nackten" Grundversion von Android verkauft, wären also weder die Google-Karten noch der Play Store zum App-Download dabei - und müssten von anderen Anbietern kommen.

Wie sieht es mit Alternativen aus?

Es gibt auch andere Kartendienste wie Here, der deutschen Autobauern gehört, oder die Open Street Maps. Huawei hat auch schon eine eigene App-Plattform. Ein Vorteil der Google-Dienste ist allerdings, dass sie miteinander verzahnt sind - zum Beispiel, damit zum Termineintrag direkt die Fahrtroute angezeigt werden kann. Wie gut das im Zusammenspiel verschiedener Anbieter funktioniert, ist offen.

Aber Huawei wird nicht komplett von Android abgeschnitten?

Nein. Und wichtig ist auch, dass Sicherheitsupdates bisher ohne Zeitverlust bei AOSP verfügbar sind - auch wenn Google jüngst ankündigte, bei der nächsten Android-Version Q einen Teil davon häppchenweise schneller über den Play Store bereitzustellen. Die neuen Versionen des Android-Systems würden Huawei und Honor künftig später als Rivalen wie etwas Samsung zu sehen bekommen. Die AOSP-Versionen neuer Android-Systeme wurden zuletzt jeweils im August veröffentlicht, nachdem die Hersteller schon monatelang Zugang dazu hatten und sich darauf vorbereiten konnten. Außerdem ist es keine Einbahnstraße: So arbeitete Huawei zuletzt mit Google bei der Anpassung von Android für Auffalt-Smartphones zusammen und konnte damit auch die Entwicklung des Systems mitbestimmen. Auch das wäre künftig nicht mehr möglich.

Wird man damit also die nächste Android-Version Q auf seinem Huawei-Smartphone bekommen?

Die Einschränkungen schließen das nicht aus, auch wenn das nun länger dauern könnte und die Entscheidung darüber allein bei Huawei liegt.

Wird Huawei für die Zukunft überhaupt an Android festhalten?

Das ist eine der vielen Fragen, die völlig offen erscheinen. Huawei ließ schon häufiger durchblicken, dass der Konzern auch ein eigenes Betriebssystem in Entwicklung hat. Eine System-Software am Markt zu etablieren, ist zwar eine gewaltige Herausforderung - aber andererseits ist China auch ein Riesen-Markt, in dem man es mit entsprechender staatlicher Rückendeckung schaffen könnte. So sind auch die chinesischen Smartphone-Hersteller zuhause groß geworden, bevor sie zur aggressiven Expansion auf dem Weltmarkt ansetzten. Daher könnten sich die US-Sanktionen auch sehr schädlich für das Geschäft von Google auswirken.

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