Moment, ist Android als quelloffene Software nicht ohnehin für alle da?
Im Prinzip ja, es gibt das Android Open Source Project (AOSP), bei dem alle Hersteller das System bekommen. Aber die weitaus meisten Android-Telefone, die außerhalb Chinas verkauft werden, laufen mit einer Android-Version, die Google-Dienste enthält und für die man beim Internet-Konzern eine Lizenz bekommen muss. Bei den künftigen Smartphones, die Huawei mit der "nackten" Grundversion von Android verkauft, wären also weder die Google-Karten noch der Play Store zum App-Download dabei - und müssten von anderen Anbietern kommen.
Wie sieht es mit Alternativen aus?
Es gibt auch andere Kartendienste wie Here, der deutschen Autobauern gehört, oder die Open Street Maps. Huawei hat auch schon eine eigene App-Plattform. Ein Vorteil der Google-Dienste ist allerdings, dass sie miteinander verzahnt sind - zum Beispiel, damit zum Termineintrag direkt die Fahrtroute angezeigt werden kann. Wie gut das im Zusammenspiel verschiedener Anbieter funktioniert, ist offen.
Aber Huawei wird nicht komplett von Android abgeschnitten?
Nein. Und wichtig ist auch, dass Sicherheitsupdates bisher ohne Zeitverlust bei AOSP verfügbar sind - auch wenn Google jüngst ankündigte, bei der nächsten Android-Version Q einen Teil davon häppchenweise schneller über den Play Store bereitzustellen. Die neuen Versionen des Android-Systems würden Huawei und Honor künftig später als Rivalen wie etwas Samsung zu sehen bekommen. Die AOSP-Versionen neuer Android-Systeme wurden zuletzt jeweils im August veröffentlicht, nachdem die Hersteller schon monatelang Zugang dazu hatten und sich darauf vorbereiten konnten. Außerdem ist es keine Einbahnstraße: So arbeitete Huawei zuletzt mit Google bei der Anpassung von Android für Auffalt-Smartphones zusammen und konnte damit auch die Entwicklung des Systems mitbestimmen. Auch das wäre künftig nicht mehr möglich.
Wird man damit also die nächste Android-Version Q auf seinem Huawei-Smartphone bekommen?
Die Einschränkungen schließen das nicht aus, auch wenn das nun länger dauern könnte und die Entscheidung darüber allein bei Huawei liegt.
Wird Huawei für die Zukunft überhaupt an Android festhalten?
Das ist eine der vielen Fragen, die völlig offen erscheinen. Huawei ließ schon häufiger durchblicken, dass der Konzern auch ein eigenes Betriebssystem in Entwicklung hat. Eine System-Software am Markt zu etablieren, ist zwar eine gewaltige Herausforderung - aber andererseits ist China auch ein Riesen-Markt, in dem man es mit entsprechender staatlicher Rückendeckung schaffen könnte. So sind auch die chinesischen Smartphone-Hersteller zuhause groß geworden, bevor sie zur aggressiven Expansion auf dem Weltmarkt ansetzten. Daher könnten sich die US-Sanktionen auch sehr schädlich für das Geschäft von Google auswirken.