Fränkische-Schweiz-Marathon: Regen kann Favoriten nicht aufhalten

Von Julian Hörndlein
Begehrte Gesprächspartnerin war Marija Vrajic nach ihrem Sieg (linkes Bild). Foto: Anja Hinterberger Foto: Anja Hinterberger,0170/2355502

LEICHTATHLETIK. Regen und Wind sorgten beim 19. Fränkische-Schweiz-Marathon mit Start und Ziel in Ebermannstadt für schwierige Bedingungen. Die Favoriten ließen sich vom Wetter aber nicht beirren.

 
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Die Erschöpfung war Marija Vrajic deutlich anzusehen. Nach dem Einlauf im Ziel humpelte sie leicht. „Die Strecke ist nicht einfach, es gibt sehr viele Hügel. Es war wirklich sehr windig“, sagte die Kroatin aus Zagreb, die normalerweise noch viel längere Ultra-Läufe absolviert. Obwohl sie schon 2015 und 2016 beim Marathon in der Fränkischen-Schweiz triumphierte und eigentlich ihren eigenen Streckenrekord angreifen wollte, überwog nun die Erleichterung, sich – eingepackt in Ärmlinge und Handschuhe – in knapp drei Stunden überhaupt ganz vorne behauptet zu haben. „Ich war nervös und habe mich immer wieder gefragt, wo Maria ist.“

Die zweite Maria heißt mit Nachnamen Veliscu und hatte im Vorjahr das Duell um Platz zwei gegen Vrajic für sich entschieden. Nun musste die Rumänin aus Bukarest ihrer Rivalin wie schon 2015 den Vortritt lassen, konnte aber immerhin die drittplatzierte Eva Scheu vom TV 48 Coburg auf Distanz halten.

Trio aus Äthiopien vorn

Ein Wiedersehen alter Bekannter gab es auch bei den Top-Männern im Feld. Wie erwartet, setzte sich das favorisierte Trio aus Äthiopien nach den ersten zehn Kilometern ab. Deuteten die Zwischenzeiten zunächst auf eine neue Rekordzeit hin, konnten die Kontrahenten ihr Tempo im weiteren Verlauf nicht halten.

Während Firaol Eebissaa, der mittlerweile im belgischen Brüssel gemeldet ist, bei seinem Premieren-Coup 2015 mit einigen Minuten Verspätung losgerannt war, zeigte er sich diesmal früh ganz vorne und ließ sich in 2:33:33 Stunden auch nicht mehr überholen. Genauso rasant allerdings verschwand Eebissaa wieder von der Bildfläche. Also kommentierte im Ziel ein Landsmann, der bisher zweifach in Ebermannstadt erfolgreich war: „Die Straße war nass, ich konnte nicht schneller laufen“, berichtet der beim LAC Quelle Fürth trainierende Endisu Getachew, der 2017 nur um eine knappe Minute den bestehenden Rekord des Ungarn Tamas Nagy (2:26:45 Stunden) verpasst hatte. Mit Addisu Tulu Wodajo komplettierte der dritte Äthiopier im Bunde das Podest, ehe 90 Sekunden danach der fränkische Lokalmatador Patrick Weiler vom Rother Team Memmert einlief.

Halbmarathon-Rekord bei den Frauen

Im Halbmarathon purzelte dann aber die Bestzeit bei den Frauen: Titelverteidigerin Bontu Kaba Desso von der DJK Weiden schraubte die Zeit auf 1:19:16 Stunden.

Einen deutlichen Sieg gab es im Zehnkilometerlauf der Männer. Jörg Schaller vom TV 48 Coburg, der auch für das Team der Notaufnahme im Klinikum Bayreuth startet, hatte nach 33:39 Minuten einen Vorsprung von fast zwei Minuten. Bei den Frauen kam dagegen die Betzensteinerin Babinja Wirth nur zehn Sekunden vor Elvira Flurschütz ins Ziel.

Fotofinish bei den Handbikern

Geradezu dramatisch war der Zieleinlauf bei den Handbikern. Im Fotofinish mussten die Hundertstelsekunden herangezogen werden, um den Sieg des querschnittgelähmten Vico Merklein vor Johann Reekers zu bestätigen. Beid unterboten den bisherigen Streckenrekord gleich um 20 Sekunden, und lediglich 128 Sekunden fehlten noch, um die Marathon-Strecke in nur einer Stunde zu bewältigen. „Wenn die Sonne scheint, ist das locker machbar“, sagte der gebürtige Berliner Merklein, der dem international aufgestellten Sunrise-Team gehandicapter Sportler aus verschiedenen Disziplinen angehört.

Nachgemeldete Katja Ulbrich knapp geschlagen

Noch schwerer hatten es im Regen die Speedskater mit ihren höherliegenden Körperschwerpunkten auf der Fahrbahn. „Du kannst halt nicht so drücken“, erklärte hinterher Sieger Nils Fischer, „Aber wir lernen, mit den Bedingungen umzugehen.“ Für einen Doppelerfolg seines professionellen Tax Racing Teams sorgte Sabine Berg aus Gera. Die Zweite des Vorjahres verwies damit die kurzfristig doch noch nachgemeldete Seriensiegerin Katja Ulbrich von der TS Bayreuth um zwei Sekunden auf den zweiten Platz. Berg benötigte dabei nur 13 Sekunden länger als ihr bei den Männern zweitplatzierter Bruder Florian. Ulbrich blieb immerhin der Titel der Bayerischen Meisterin.

Ergebnisse

Marathon, Männer: 1. F. Eebissaa (Atlemo) 2:33:33 Std.; 2. E. Getachew (LAC Quelle Fürth) 2:36:22; 3. A. T. Wodajo (TV 48 Coburg); 4. P. Weiler (Team Memmert Roth) 5. C. Göller (Post-SV Nürnberg) 2:47:00; Frauen: 1. M. Vrajic (AK Zagreb) 3:00:47; 2. M. Veliscu (Running Frenzy) 3:01:32; 3. E. Scheu (TV 48 Coburg) 3:05:08; 4. D. Hiemann 3:26:20; 5. J. Ittner (beide ohne Verein) 3:26:51.

Halbmarathon, Männer: 1. G. Maru (ASV Kulmbach) 1:15:33; 2. B. Hofsetter (TV Schierling) 1:17:18; 3. M. Lang (DJK Weiden) 1:18:01; Frauen: 1. B. Desso (DJK Weiden) 1:19:16; 2. A. Stockton 1:30:25; 3. A. Müller (beide ohne Verein) 1:36:20.

10 km, Männer: 1. J. Schaller (TV 48 Coburg) 33:39 Min.; 2. C. Sturm (SWC Regensburg) 35:32; 3. D. Marquedant (LT Rheinhessen-Pfalz) 35:37; Frauen: 1. B. Wirth (TSV Ebermannstadt) 38:53; 2. E. Flurschütz (SC Kemmern) 39:03; 3. M. Glöckner (TSV Ebermannstadt) 42:40.

Skating, Männer: 1. N. Fischer 1:15:50 Std.; 2. F. Berg 1:18:04; 3. T. Ziefeldecker (alle Tax Racing Team) 1:18:05; Frauen: 1. S. Berg (BW Gera) 1:18:17; 2. K. Ulbrich (TS Bayreuth) 1:18:19; 3. M. Bayrhof (SC Algäu) 1:20:31.