Das wird sich die Konzernführung ganz sicher nicht lange bieten lassen. "Wenn es so weitergeht, wird es für ihn nicht leicht. Er muss jetzt schon Leistung bringen", sagte Sky-Experte Ralf Schumacher in Richtung Binotto: "Es sind zu viele Dinge schief gegangen. Wenn man als Ferrari schon die Chance hat, wieder um die WM zu fahren, und das wegwirft, ist das schon bitter."
Ferraris wenig souveräne Strategie-Abteilung
Das alles erinnert stark an 2018, als die Roten mit Sebastian Vettel ebenfalls beste Aussichten auf einen WM-Titel hatten. Damals verbaute man sich selbst die Krönung und musste Lewis Hamilton im Mercedes den Triumph überlassen. Nach jener Saison wurde der alte Teamchef Maurizio Arrivabene vom mittlerweile 52 Jahre alten Binotto abgelöst. Grundlegendes scheint sich aber nicht verändert zu haben. Während Red Bull Verstappen mit einer taktischen Meisterleistung von Startplatz zehn zum Sieg manövrierte, entschied der Kommandostand bei Ferrari, Leclerc harte Reifen aufziehen zu lassen, als es um alles ging.
Der Top-Fahrer wollte das selbst nicht, musste sich aber unterordnen und hatte keine Chance mehr auf den Sieg, weil die Pneus an seinem Wagen nicht funktionierten. "Wir werden natürlich darüber sprechen, aber das werden wir teamintern tun", sagte Leclerc und vermied offene Kritik. Vor einer Woche war er in Führung liegend beim Großen Preis von Frankreich nach einem eigenen Fahrfehler ausgeschieden, nun verbaute ihm die wenig souveräne Strategie-Abteilung ein weiteres Top-Resultat. In der vierwöchigen Sommerpause bis zum Großen Preis von Belgien Ende August kann sich Leclerc von dem Desaster erholen.
Sainz: "Wir wurden immer schlechter"
"Ich denke als Anführer wird er jedes Rennen als Möglichkeit sehen, wieder zu gewinnen", sagte Binotto. Den Titel schreibt der Boss noch nicht ab: "Es gibt noch sehr viel Potenzial. Wir werden noch stärker zurückkommen." Leclercs Teamkollege Sainz analysierte das Fiasko von Budapest knallhart: "Wir haben viele Schritte zurück gemacht, wir wurden immer schlechter." Dem guten Training am Freitag folgten ein durchwachsenes Qualifying und ein schwacher Grand Prix: "Es ist schade, dass wir mit einem schlechten Ergebnis in die Pause gehen."
Bei noch neun ausstehenden Rennen kann Leclerc aus eigener Kraft kaum noch Weltmeister werden. Selbst wenn Verstappen keinen Sieg mehr holt und immer Zweiter wird, ist der 24-Jährige nicht mehr zu überholen. "Es geht um viele kleine Details", sagte Verstappen. Ob Ferrari ihm die große WM-Führung geschenkt hat? "Das ist schwer zu beantworten, denn niemand macht solche Fehler mit Absicht. Wir haben auch schon ein paar Punkte liegengelassen und am Ende des Tages muss man selbst auch immer Leistung abliefern."