Zweiter Akt: Alpine schafft Fakten
Plan A bei Alpine bestand darin, den auslaufenden Vertrag mit Alonso zu verlängern und Ersatzfahrer Oscar Piastri angeblich ein Lehrjahr bei Williams bestreiten zu lassen. Da sich Plan A zerschlug, mussten die Franzosen nun handeln. Noch am 2. August erklärte Alpine-Teamchef Szafnauer, dass Piastri, nacheinander Champion in der Formel 3 und Formel 2, der Wunschkandidat für die Alonso-Nachfolge sei. Man habe ja auch Vertragsoptionen für 2023 und 2024 auf den 21-Jährigen.
Allerdings gebe es noch nichts zu verkünden, denn Piastri und sein Lager würden noch Optionen abwägen, "was auch immer das bedeutet", wie Szafnauer anmerkte. Der junge Australier und sein Manager Mark Webber, früher Red-Bull-Teamkollege von Vettel, stehen schon länger mit McLaren in Kontakt.
Dann schien doch alles geklärt zu sein: Piastri werde befördert und ab 2023 an der Seite des Franzosen Esteban Ocon fahren. Unüblich war jedoch, dass in der Mitteilung Aussagen des künftigen Piloten fehlten.
Dritter Akt: Die überraschende Wendung
Piastris Manager Webber dürfte von der Mitteilung überrascht gewesen sein. Der 45-Jährige hielt sich Szafnauer zufolge in Australien auf und wird wegen der Zeitverschiebung erstmal nichts mitbekommen haben. Der Alpine-Teamchef hat Webber aber vorab wenigstens ein paar SMS und Mails geschickt. Das Resultat? Noch am 2. August sorgte Piastri selbst für die überraschende Wendung. "Ich habe keinen Vertrag mit Alpine für 2023 unterschrieben. Ich werde nächstes Jahr nicht für Alpine fahren", schrieb Piastri. Die Mitteilung des Rennstalls sei falsch und mit ihm nicht abgesprochen gewesen. Wollte Alpine tatsächlich Fakten schaffen, ohne sich bei dem Youngster rückzuversichern? Oder haben Piastri und sein Manager etwas nicht richtig verstanden?
Vierter Akt: Und nun?
Alpine sieht sich im Recht. "Wir glauben, dass unsere Mitteilung rechtlich korrekt ist, mehr haben wir dazu aber nicht zu sagen", hieß es von Seiten des Rennstalls. Piastri sieht das anders. Noch ohne ein einziges Formel-1-Rennen absolviert zu haben, schon so einen Streit auszufechten, ist aber eine ordentliche Hypothek. Wie klar ist die Vertragslage? Eine Einigung, dass Piastri 2023 für Alpine fährt, ist aktuell zumindest kompliziert.
Dafür könnte sich Alpine mit einem Rivalen einigen. Sollte es sich tatsächlich um McLaren handeln, das mit dem Australier Daniel Ricciardo unzufrieden ist, wäre eine Kompensationszahlung denkbar. Eine Rückkehr von Ricciardo, der schon 2019 und 2020 für Alpines Vorgängerteam Renault gefahren war, wäre damit denkbar. Oder der Fall Alpine/Piastri landet vor der Vertragskammer des Weltverbandes Fia. Alonso dürfte auch dieses Szenario mit großem Interesse verfolgen.