Forderung der Gewerkschaft Billiger bauen in Bayreuth für niedrigere Mieten

Bayreuth müsse mehr vom „Wohnungsbau-Turbo“ profitieren, fordert die IG Bau. Wie viele Wohnungen 2024 gebaut wurden und wie es laut Gewerkschaft günstiger ginge.

 
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Eines von derzeit einigen Wohnbau-Projekten in Bayreuth wird am ehemaligen Zapf-Areal in Bayreuth zwischen Uni und Nürnberger Straße umgesetzt. Die IG Bau fordert weniger Bürokratie, um günstiger bauen zu können. Foto: Markus Klein

Einfacher, günstiger und gut bauen – das fordert der Bezirksverband Oberfranken der Industrie-Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) mit Sitz in Bayreuth am Dienstag in einer Mitteilung.

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Der „Wohnungsbau-Turbo“, den sich die neue Bundesregierung vorgenommen hat, müsse schnell auch in Bayreuth ankommen, so die IG Bau.

Für die Bau-Gewerkschaft sei klar: „Es muss jetzt einen Aufschwung Wohnen geben“, wird der Vorsitzende der IG Bau Oberfranken, Uwe Behrendt zitiert. Notwendig seien vor allem Sozialwohnungen und bezahlbare Wohnungen.

So viele Wohnungen sind in Bayreuth im Jahr 2024 gebaut worden

In Bayreuth sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Gewerkschaft 94 Wohnungen neu gebaut worden – 21 davon in Ein- und Zweifamilienhäusern. Insgesamt lägen die veranschlagten Bauwerkskosten für alle Wohngebäude, die 2024 in Bayreuth neu entstanden sind, bei rund 17,6 Millionen Euro. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

„Jede Wohnung mehr zählt. Es gibt aber auf jeden Fall ‚Luft nach oben‘: Auch Bayreuth braucht eine Neubau-Offensive. Ebenso mehr Sanierungen. Vor allem fürs seniorengerechte Wohnen“, so Uwe Behrendt.

Der IG-Vorsitzende macht deutlich, dass dazu allerdings bei den Kosten „viel passieren“ müsse: „Es wird nur dann mehr gebaut, wenn einfacher und damit günstiger gebaut wird“, sagt Behrendt.

Entbürokratisierung gefordert: „Kosten könnten bis zu einem Drittel niedriger sein“

Immerhin sei es machbar, die reinen Baukosten um ein Viertel bis zu einem Drittel zu senken. Das sei das Ergebnis einer aktuellen Wohnungsbau-Studie vom staatlichen Bauforschungsinstitut Arge (Kiel).

Der Bau habe eine Entbürokratisierung dringend nötig. Ziel müsse es sein, den Neubau schlanker und damit günstiger zu machen: „Runter mit überzogenen Standards und kostentreibenden DIN-Normen – und dadurch rauf mit den Neubau-Zahlen. Denn weniger Bau-Hürden bedeuten mehr neue Wohnungen“, so IG-Vorsitzender Behrendt. Wer die Kosten ins Visier nehme, müsse auf den Gebäude-Typ E setzen. Das „E“ stehe dabei für einfaches, erleichtertes und effizientes Bauen.

Konkret bedeute das: geringere Stärken bei Decken und Außenwänden. „Damit lässt sich schon Geld sparen. Aber auch Baustoffe und damit Energie, Ressourcen und CO2. Entscheidender Kostentreiber ist allerdings die Technik – also Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro. Von der Haustechnik bis zur Einbauküche gilt: weniger High-End-Produkte. Das macht das Wohnen am Ende wesentlich günstiger“, sagt Behrendt.

Weniger Parkplätze, Tiefgaragen und Klimaschutz

Außerdem ließen sich durch weniger Parkplätze und erst recht durch den Verzicht auf Tiefgaragenplätze enorm Kosten sparen. Die Arge-Studie warne bei der Analyse der Neubaukosten auch davor, beim Lärm- und Klimaschutz zu überziehen: „Ein Beispiel sind dreifach verglaste Fenster. Die müssen nicht sein“, so Uwe Behrendt.

Es sei höchste Zeit, das Label „gut & günstig“ an den Wohnungsbau zu kleben. „Genau darin liegt die Chance, jetzt wieder mehr zu bauen – auch in Bayreuth“, sagt Behrendt. Schließlich sei es immer noch besser, einfacher zu bauen als gar nicht zu bauen.

Weniger Baukosten – weniger Förderung mit Steuergeld nötig

Außerdem spare auch der Staat Geld, wenn er die Bauvorschriften herunterfahre: „Sinken die Baukosten, dann sinkt auch die Förderung, die der Staat aufbringen muss, damit überhaupt gebaut wird. So lassen sich unterm Strich mehr Sozialwohnungen und mehr bezahlbare Wohnungen fördern und damit neu bauen.“

Für bundesweit 100.000 Sozialwohnungen, deren Neubau pro Jahr dringend notwendig sei, müssten Bund und Länder mindestens elf Milliarden Euro an Fördermitteln bereitstellen. Um 60.000 bezahlbare Wohnungen neu zu bauen, seien mindestens vier Milliarden Euro pro Jahr an Subventionen erforderlich.

Mehr zur Wohnungsbau-Studie, zum „Gebäude-Typ E“ und zu dem, was laut IG Bau jetzt beim Wohnungsbau dringend passieren müsse, gibt es im Internet auf der Homepage vom Verbändebündnis Wohnungsbau, dem auch die IG Bau angehört: wohnungsbau-tag.de. makl