Geradezu spektakuläre Ausmaße hat die 650 Quadratmeter große Arbeit "Sunflower-Seeds" aus dem Jahr 2010. Sie besteht aus 100 Tonnen Sonnenblumenkernen aus Porzellan, die in China von Hand bemalt wurden. Die kleinen Kerne sind zu einem knöchelhohen, riesigen Rechteck aufgeschüttet. Obwohl jedes Figürchen weiß und schwarz bemalt ist, wirkt die ganze Masse grau und schier unendlich. Das Einzelne geht unter.
Einige Exponate haben mit Ai Weiwei und seinen regimekritischen Äußerungen gegenüber der Regierung in China zu tun. Im April 2011 wurde er in China inhaftiert und 81 Tage festgehalten. Die Gefangenschaft hat er beklemmend nachgestellt. Die Betrachter blicken durch Gucklöcher in Eisenkisten und sehen Ai Weiwei in seiner Zelle, beim Essen, mit angeketteter Hand beim Verhör. Stets mit zwei Bewachern in Uniform an der Seite.
"Ich bin selbst ein Migrant", sagte der Künstler am Donnerstag. Für das Thema steht in der Ausstellung ein nachgebautes 17 Meter langes Schlauchboot aus Bambus und Sisal. Die Passagiere erscheinen als geisterhafte Figuren, das Boot als Totenschiff. Für die Düsseldorfer Schau hat Ai Weiwei ein Selbstporträt beigesteuert, das ihn schwungvoll gehend zeigt. Es bezieht sich auf ein Foto des von ihm geschätzten, gleichfalls politischen Künstlers Joseph Beuys. "Er sieht besser aus", kommentiere Ai Weiwei.